Virtuelle Grands Prix ein Hit: 30 Millionen Zuschauer
Die Formel 1 machte aus der Not eine Tugend: Als Mitte März nach der Corona-Erkrankung eines McLaren-Mechanikers in Australien das GP-Wochenende abgebrochen werden musste, wurde klar – auf Monate hinaus wird die Königsklasse stillstehen. Statt echte Grands Prix austragen zu können, stellte «Formula One Management» in aller Eile eine Reihe virtueller Rennen auf die Beine, basierend auf dem Formel-1-Spiel 2019 von Codemasters.
Nun liegen die Zahlen vor, wieviele Fans sich das angeschaut haben. Die acht simulierten Läufe über jeweils halbe Distanz der richtigen WM-Läufe guckten sich im Fernsehen und online 30 Millionen Fans an! Das unterstreicht, wie ausgehungert die Formel-1-Anhänger sind.
Von den 20 Piloten im 2020er Startfeld nahmen diese elf mindestens einmal an einem simulierten Grand Prix teil:
Antonio Giovinazzi (Alfa Romeo Racing)
Pierre Gasly (AlphaTauri)
Charles Leclerc (Ferrari)
Lando Norris (McLaren)
Carlos Sainz (McLaren)
Valtteri Bottas (Mercedes)
Sergio Pérez (Racing Point)
Alex Albon (Red Bull Racing)
Esteban Ocon (Renault)
Nicholas Latifi (Williams)
George Russell (Williams)
Ergänzt wurden die Felder durch Gastfahrer aus anderen Sportarten wie aus Fussball, Gold, Cricket, Surfen oder aus der Unterhaltungs-Branche (Musiker, YouTuber). Alleine auf den digitalen Plattformen wie dem YouTube-Kanal der Formel 1, auf Twitch oder Facebook, schalteten sich fast 22 Millionen Fans zu. Die restlichen acht Millionen wohnten den Rennen auf TV-Kanälen bei, welche normalerweise Formel-1-Läufe übertragen. Die virtuellen Grands Prix wurden in mehr als 100 Länder übertragen.
Die Fans wussten es besonders zu schätzen, dass sie über persönliche Twitch-Kanäle von Piloten wie Leclerc, Russell, Norris oder Albon direkt mit den Fahrern in Kontakt treten konnten. Gemäss Messungen von Twitch nutzen das fast 3 Millionen User.
Julian Tan, Digital- und eSport-Chef bei der Formel 1, ist überaus zufrieden: «Jetzt, wo die Serie abgeschlossen ist, dürfen wir uns über die eindrucksvollen Zahlen freuen. Der Sinn der Sache bestand darin, dass wir in der rennlosen Zeit den Fans ein wenig Zerstreuung bieten, und ich glaube, das ist sehr gut angekommen. Wir sind stolz, dass wir so viele Menschen erreichen und sie in diesen schweren Zeiten unterhalten konnten.»
Der erfolgreichste Fahrer der acht virtuellen Rennen ist Williams-Fahrer George Russell. Der Mercedes-Junior wurde Dritter in der Simulation von Australien, Vierter in China und Zweiter in Brasilien, bevor er die restlichen vier Rennen gewann – Spanien, Monaco, Aserbaidschan und Kanada.
Der Engländer sagt: «Die ganze Serie war fabelhaft, sie hat in der rennlosen Zeit die Wettbewerbsschärfe bewahrt. Ich habe sehr viel Arbeit in diese virtuellen Rennen gesteckt, und das Ergebnis darf sich sehen lassen.»
Aber auch der GP3-Meister von 2017 und Formel-2-Champion von 2018 ist froh darüber, dass sich das Leben in Europa langsam wieder normalisiert: Am 17. Juni rückte er zusammen mit seinem Vater auf die Kartbahn aus.