McLaren vor Gericht: Flüssige Mittel nur bis 17. Juli
McLaren steckt in Schwierigkeiten
Auch die McLaren-Gruppe steckt wegen der Coronakrise in finanziellen Schwierigkeiten. Die Firmengruppe musste im ersten Quartal 2020 einen Verlust vor Steuern in Höhe von 148 Millionen Euro vorweisen. Im Rahmen einer neuen Verschuldung will McLaren den Hauptsitz von Woking und die historische Rennwagensammlung mit zusätzlichen Hypotheken belasten. Nach Schätzungen britischer Finanzexperten wird die Autosammlung von McLaren auf einen Wert von 250 Millionen Pfund geschätzt, die Fabrik auf 200 Millionen.
Weil bisherige Gläubiger mit diesem Schritt nicht einverstanden sind, ist McLaren vor Gericht gezogen. Aus Gerichtsdokumenten geht hervor, dass bis zum 17. Juli 2020 neue flüssige Mittel gefunden werden müssen, um allen Verpflichtungen nachzukommen. In den Dokumenten ist auch davon die Rede, dass zusätzliche 280 Millionen Pfund (309 Millionen Euro) das Überleben der Gruppe bis ins Jahr 2021 hinein garantieren würden.
McLaren hatte die britische Regierung vor dem Hintergrund der Coronakrise um ein Darlehen in Höhe von 150 Millionen Pfund ersucht (168,6 Millionen Euro), was abgelehnt worden ist – angeblich deshalb, weil das Ministerium für Wirtschaft, Energie und Industriestrategie der Ansicht ist, die Gruppe habe bei der Finanzierung durchaus eine Alternative.
Im März 2020 hat Mumtalakat – Kapitalanleger des Königreichs Bahrain – 337,2 Millionen Euro eingeschossen, um das Eigenkapital der Gruppe zu stützen. Die gegenwärtigen Besitzverhältnisse der Gruppe sehen so aus: Mumtalakat hält 56,4 Prozent, die TAG-Gruppe von Mansour Ojjeh aus Saudi-Arabien 14,32%, Nidala Ltd. (vom Unternehmer Michael Latifi, dem Vater des Williams-Piloten Nicholas Latifi) 9,84%, Favorita Ltd. 5,78%, Perlman Investments 5,77%, McKal Holdings 5,24% und Acanitt Ltd. 2,65%.
Die McLaren-Gruppe (bestehend aus Sportwagenfirma, Formel-1-Rennstall und Technik-Spezialfirma) muss rigoros Stellen abbauen – wegen der Coronakrise und des kommenden Formel-1-Budgetdeckels. Die Gruppe beschäftigt rund 4000 Fachkräfte in den drei Bereichen Sportwagenbau, Formel-1-Rennstall und technische Sonderaufgaben. Rund 1200 Arbeitsplätze davon werden abgebaut. Denn der Markt für Supersportwagen ist in Corona-Zeiten komplett eingebrochen, zudem zwingt der 2021 kommende Kostendeckel in der Formel 1 zum Personalabbau. Beim zweitältesten GP-Rennstall (nach Ferrari) sollen 70 Stellen verschwinden.
Gruppen-CEO Paul Walsh sagte gegenüber Sky News: «Wir stehen vor grossen Herausforderungen. Wir habern bereits dramatische Kosteneinsparungen umgesetzt, in allen Geschäftsbereichen. Wir bedauern zutiefst, dass wir zu einem weiteren Schritt gezwungen sind. Wir haben lange versucht, diesen Weg nicht einschlagen zu müssen. Aber nun haben wir keine andere Wahl, als den Umfang unserer Belegschaft zu verringern.»