Ross Brawn: «Formel 1 muss von eSport lernen»
Aus der Not haben viele Grand-Prix-Fahrer eine Tugend gemacht: Sie nutzten das Zuhausebleiben wegen Corona, um an zahlreichen virtuellen Rennen teilzunehmen, nie war eSport populärer. Fahrer wie Charles Lecler (Ferrari), Alex Albon (Red Bull Racing) oder Lando Norris (McLaren) waren auf der Streaming-Plattform Twitch überaus aktiv, wo sie von den Fans angesprochen werden konnten und sehr offen Antwort gaben.
Der Thai-Brite Alexander Albon (24) hofft, dass davon etwas hängen bleibt, wenn die Formel 1 in den Normalmodus zurückkehrt. «Ich habe den starken Eindruck, dass die Fans eine echte Verbindung zu uns Piloten gewinnen konnten. Es liegt in der Natur der Königsklasse, dass es nicht ganz leicht ist, an uns Fahrer heranzukommen. Es war ein besonderes Gefühl, von zuhause aus mit dem Publikum sprechen zu können, dieser Austausch ist einzigartig. Ich fand das alles sehr locker und offen, wir konnten frei mit den Fans sprechen. Die Formel 1 hat eine unglaublich tolle Fan-Basis, und wir haben einmal mehr gemerkt, wieviel Liebe die Leute für den Rennsport empfinden.»
Bei der eKonferenz des Autosport-Weltverbands FIA ist Formel-1-Sportchef Ross Brawn gleicher Ansicht. Der 65jährige Engländer sagt: «Im Lockdown waren die virtuellen Rennen eine Rettungsleine, um die Fans mit einbezogen zu halten. Ich fand es wunderbar, den Formel-1-Fans eine solche Gelegenheit zu bieten.»
«Was mir besonders Freude macht – wie die Fahrer sich bei dieser Aktion ins Zeug gelegt haben, wie sie auf die Fans zugingen. Wir haben deutlich gespürt, dass die Formel-1-Freunde mehr über die Piloten wissen wollen. Okay, sie schauen sich die Rennen an, sie sehen die Fahrer an der Arbeit, sie verfolgen die Interviews. Aber was denkt ein Pilot wirklich? Wie wohnen sie? Was machen sie so? eSport hat es den Fans erlaubt, ein wenig mehr über den Menschen hinter dem Formel-1-Piloten zu entdecken. Auf einmal wissen die Fans, wie Lando Norris oder George Russell tickt.»
«Es war auch ganz wichtig, dass alle Teams an den Rennen teilgenommen haben und gut die Hälfte der GP-Stammfahrer. Das war ein Turbo für den eSport, und ich glaube, virtuelle Rennen werden künftig noch viel erfolgreicher sein. Wir haben sehr viele positive Seiten des eSports erlebt, und darauf wollen wir in Zukunft nicht verzichten. Die Formel 1 bleibt da sehr engagiert.»