MotoGP: Stefan Bradl fährt sein letztes Rennen

Johnny Herbert: «So tickt Sebastian Vettel nicht»

Von Mathias Brunner
Johnny Herbert und Sebastian Vettel

Johnny Herbert und Sebastian Vettel

​GP-Sieger Johnny Herbert sagt, was er in der Corona-verkürzten Saison 2020 von Sebastian Vettel erwartet. Gibt der Deutsche nach dem Aus bei Ferrari gedanklich auf? Oder pfeift er auf jede Stallorder?

Im Corona-Lockdown war die Meldung der Trennung von Ferrari und Vettel Mitte Mai ein Hammer, dann ging es ganz schnell – Sainz wird 2021 anstelle von Vettel für Ferrari fahren, Daniel Ricciardo rückt dafür statt Sainz zu McLaren. Nun fragen sich Fans und Fachleute. Welchen Sebastian Vettel werden wir erleben, wenn die Formel 1 endlich wieder fahren kann? Einen Piloten, der geistig schon zurückgetreten ist? Oder einen Fahrer, der auf jede Stallorder bei Ferrari pfeifen kann, weil er auf nichts mehr Rücksicht nehmen muss?

Auch der dreifache Grand-Prix-Sieger Johnny Herbert hat sich Gedanken gemacht. Der 56jährige Engländer – WM-Vierter 1995 mit Benetton – sagt als Experte von Sky: «Hat Sebastian quasi aus dem Formel-1-Hotel schon ausgecheckt? Nun, der Sebastian, den ich kenne, tickt so nicht. Wir dürfen nicht vergessen: Er hat jahrelang Ferrari geführt, er trug eine gewaltige Erwartungslast auf seinen Schultern, von Ferrari, von den Tifosi, von einem ganzen Land. Das hat alles nicht geholfen. Wenn ich in die Box von Mercedes gucke, dann erkenne ich nicht ansatzweise so viel Druck.»

Der 161fache GP-Teilnehmer Herbert weiter: «Vielleicht führt die bestätigte Trennung von Ferrari und Vettel ja dazu, dass Sebastian befreit fahren kann. Das würde ich mir jedenfalls wünschen. Er ist nicht vier Mal Weltmeister geworden, weil er einfach im besten Auto sass. Und für mich ist überhaupt nicht gesagt, dass Charles Leclerc der schnellere Ferrari-Fahrer sein wird, wenn wir in der Steiermark wieder fahren können.»

Herbert, Le-Mans-Sieger 1991 mit Mazda, sagt zum Thema Leclerc: «Ich finde, Charles hat sich in der vergangenen Saison stark entwickelt. Wir haben einen Leclerc erlebt, der die Ellbogen ausgefahren und Seite an Seite mit Max Verstappen gekämpft hat. Wir haben einen neuen Leclerc gesehen, sehr aggressiv; einen Charles, der sich gesagt hat – gut, wenn das Spiel so gespielt wird, dann bin ich dabei!»

«Nun wird es bei Vettel und auch bei Leclerc um die Frage gehen, wann Ferrari ihnen ein konkurrenzfähiges Auto hinstellt.»

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