Flavio Briatore über Ferrari-Fahrer: «Gehalt kürzen!»
Flavio Briatore und Jean Alesi 2018 in Monaco
Der Radiosender GR Parlamento hat den langjährigen Formel-1-Teamchef Flavio Briatore zum Interview gebeten. In der Sendung «La Politica nel Pallone» hat der Italiener Stellung bezogen zu aktuellen Themen rund um die Formel 1. Heissestes Thema südlich der Alpen: natürlich Ferrari.
Der 70jährige Italiener redet wie üblich nicht um den heissen Brei herum und sagt zur Kollision der beiden Ferrari-Fahrer kurz nach dem Start: «Dieses Mal geht der Fehler sicher auf die Kappe von Leclerc, er wollte in ein Loch hineinstechen, wo keines war. Vettel weiss genau – er wird weggehen, also wird er Leclerc auch nicht helfen, aber dass ihn jemand an dieser Stelle so attackiert, damit hat Sebastian sicher nicht gerechnet. Eine Katastrophe!»
«Wenn nach wenigen hundert Metern beide Wagen aus dem Rennen sind, dann ist das rundweg ein Desaster. Du musst doch die Arbeit der Ingenieure und Mechaniker respektieren und die Farben deines Teams. In solch einem Moment darf ein Fahrer doch nicht solche Risiken eingehen! Da braucht es ein wenig Disziplin, das Auto gehört dem Team, nicht einem Fahrer. Die Jungs sollten die Arbeit des Rennstalls etwas mehr wertschätzen, ich hätte ihnen fünf oder zehn Prozent ihres Gehalts gekürzt, nur beim Geldbeutel spüren sie Schmerzen.»
Zum 2020er Ferrari sagt Briatore weiter: «Der Wagen ist sehr langsam, auf nasser und auf trockener Bahn zugleich. Sie haben Probleme mit der Aerodynamik und nun auch mit dem Motor, wie es scheint. Hamilton hinterm Lenkrad würde da nichts ändern. Ein Fahrer kann vielleicht eine bis zwei Zehntelsekunden ausmachen, aber keine Sekunde.»
«Ferrari mangelt es an einem echten Befehlshaber, da werden in einer jungen Mannschaft viele Fehler gemacht. In der Ära nach Montezemolo gab es so viele Dummheiten, die Formel 1 muss man schon verstehen. Ich hätte beispielsweise nie so früh die Fahrer für 2021 verkündet, man hätte etwa mit einer Option arbeiten können. Sie brauchen doch einen voll motivierten Vettel.»
«Wenn ich Binotto wäre, würde ich dieses Jahr abhaken und 2021 auch gleich und mich voll und ganz auf die neue Rennwagengeneration 2022 konzentrieren.»
Und so geht die WM 2020 gemäss Flavio Briatore weiter: «Lewis Hamilton hat ein fabelhaftes Auto, bei dieser Überlegenheit wird ihn niemand aufhalten können. Bottas ist ein Wasserträger, ganz im Gegensatz zu Rosberg, der Lewis in Bedrängnis bringen und am Ende sogar schlagen konnte.»