Formel 1: «Dumme Regel half Verstappen»

Mugello: Wie Mercedes den Premieren-GP anpackt

Von Rob La Salle
Die meisten Formel 1-Teams waren im Mai 2012 zum letzten Mal für einen dreitägigen Test in Mugello

Die meisten Formel 1-Teams waren im Mai 2012 zum letzten Mal für einen dreitägigen Test in Mugello

Die meisten Formel 1-Teams waren im Mai 2012 zum letzten Mal für einen dreitägigen Test in Mugello. Seitdem gab es erhebliche Veränderungen an den Autos, Motoren und Reifen sowie Änderungen an der Strecke selbst.

Deswegen gehen die Teams Mugello wie eine komplett neue Strecke an. Das gleiche gilt für das dritte Rennen in Italien in diesem Jahr in Imola sowie die Grands Prix in Portugal, der Türkei, Deutschland und den zweiten Lauf in Bahrain.

Der erste Schritt bei der Vorbereitung auf ein neues Rennen ist der Erwerb von hochakkuraten Lidar-Karten. Diese 3D-Karten beinhalten nicht nur die üblichen Angaben wie Streckenbreite oder das Gefälle in den Kurven. Sie zeigen auch wichtige Details wie die Konfiguration der Kerbs und Informationen zur Streckenoberfläche. Die Karten sind so genau, dass sie in unserem DiL-Simulator («Driver-in-Loop») Verwendung finden, in dem die Fahrer die optimale Rennlinie für eine Runde ausfindig machen. Sowohl Lewis als auch Valtteri sind die Strecke in Mugello bereits im DiL-Simulator des Teams in Brackley gefahren.

Die Ideallinie aus dem DiL-Simulator bildet die Basis für weitere Simulationsarbeiten im automatisierten Simulator, den das Team einsetzt, um sein Verständnis für die Setup-Richtung des Autos zu verbessern. Dank der extrem genauen Simulations-Werkzeuge können die Ingenieure einen großen Teil der Vorbereitungen auf eine neue Strecke in der Fabrik erledigen. An der Rennstrecke liegt der Fokus dann auf Arbeiten an den Reifen und der Strategie und weniger darauf, sich nur auf die Abstimmung des Fahrzeugs zu konzentrieren.

Auf einer Strecke, auf der die Formel 1 regelmäßig Station macht, sieht sich das Team vor dem Rennwochenende die Daten aus den Vorjahren an, um aus diesen Erfahrungen zu lernen. Diese Daten haben jedoch ein gewisses Verfallsdatum. Einer der Aspekte, die das Team vor der Abreise zu einem Rennen zu verstehen versucht, ist beispielsweise das spezifische Energie-Management und die "Deployment-Maps", die der Streckenverlauf vorgibt. Deshalb sind in diesem Zusammenhang alle Daten überholt, die vor der Hybrid-Ära gesammelt wurden.

Aus Fahrersicht sieht die Vorbereitung auf ein neues Rennen ein wenig anders aus. Während die Fahrer den Simulator nutzen können, um sich den Streckenverlauf einzuprägen, verbessern sie ihre Rundenzeiten auf einer neuen Strecke normalerweise mehr als im Laufe eines normalen Rennwochenendes. Der Grund dafür ist, dass sie auf einem neuen Kurs mehr mit den Bremspunkten, der Rennlinie und den Kurvengeschwindigkeiten experimentieren.

Mugello weist einen ungewöhnlichen Streckenverlauf mit einer Reihe an sehr schnellen Kurven und keinerlei langsamen Kurven auf. Selbst die «langsamste» Kurve der Strecke (Kurve 1) wird wahrscheinlich mit einer Geschwindigkeit von 140 km/h am Scheitelpunkt durchfahren. Die vielen schnellen Kurven und der relativ alte, raue Asphalt von Mugello erinnern ein wenig an Suzuka. Deshalb nutzen die Ingenieure den Austragungsort des Großen Preises von Japan als Referenzpunkt für ihre Vorhersagen zur Lebensdauer der Reifen und dem Reifenabbau. Beide Strecken erzeugen sehr hohe Energie beim Rutschen und belasten damit die Reifen stark.

Der Streckenabschnitt von Kurve 6 bis Kurve 9 ist für die Reifen besonders anspruchsvoll. Die vier Kurven (die Links-Rechts-Kombination Casanova/Savelli, gefolgt von den beiden Arrabiata Rechtskurven) werden wahrscheinlich mit Vollgas durchfahren, was die Reifen sehr stark belasten wird. Das stellt gleichzeitig eine Herausforderung bei der Abstimmung des Autos dar, weil das Team eine Lösung finden muss, die mit den hohen Energien beim Rutschen klarkommt.

Der kurvige High-Speed-Charakter der Strecke sowie die recht geringe Streckenbreite erschweren das Überholen in Mugello, wodurch dem Qualifying eine hohe Bedeutung zukommt. Die beste Überholstelle ist am Ende der langen Geraden vor der «langsamen» ersten Kurve.


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