Wintertest Bahrain statt Barcelona: Plus und minus
Der Bahrain International Circuit
In der Formel 1 wird jedes Jahr weniger getestet. Vor Jahren gab es keine Einschränkung: Jeder Rennstall konnte so viel fahren, wie er wollte. Das war einer der Gründe, wieso Ferrari eine jahrelange Dominanz einleiten konnte. Später wurden Testfahrten vor und innerhalb der Saison eingeschränkt, um die Kosten zu senken. Von zwölf Tagen vor der Saison auf acht, dann auf sechs, auf vier, und 2021 sind wir bei ganzen drei Testtagen angekommen. Die finden auch nicht wie in den vergangenen Jahren auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya statt, sondern auf dem Bahrain International Circuit.
Diese Lösung hat so viele Vor- wie Nachteile. Einer der grössten Vorteile: Die Umgebungstemperatur entspricht viel eher den Verhältnissen, welche die Rennställe in der Saison antreffen werden. Im Februar und März haben wir in Barcelona am Morgen Temperaturen unter null erlebt, es hat sogar geschneit. Damit ist in Bahrain nicht zu rechnen.
Temperaturen zwischen 20 und 26 Grad auf der arabischen Halbinsel bedeuten, dass die Fahrer die Reifen besser zum Arbeiten bekommen als bei klammen Bedingungen in Barcelona. Das erleichtert auch die Abstimmungsarbeit mit dem Auto.
Ein weiterer Vorteil: Das erste Saisonrennen findet auf der gleichen Strecke statt wie die Tests. Vom 12. bis 14. März wird getestet, das erste freie Training zum Bahrain-GP findet am Freitag, 26. März statt. Das bietet nicht nur logistische Vorteile. Bislang war es so: Die Verhältnisse beim Saisonauftakt in Australien hatten mit den Bedingungen beim Wintertest in Barcelona herzlich wenig zu tun. Die Arbeit der Rennställe beim Wintertest wird ein erheblich genauerer Hinweis darauf sein, was uns beim Saisonstart erwartet.
Natürlich gibt’s auch Nachteile. Im Laufe der Jahre hat sich gezeigt: Die Pistencharakteristik von Barcelona ist ein guter Indikator für die Qualitäten eines Rennwagens. Die Faustregel behielt Gültigkeit: Ein Auto, das in Barcelona funktioniert, sollte überall funktionieren. Eine gute Kombination verschiedenartiger Kurven, schnelle Richtungswechsel, eine lange Gerade, alles da in Katalonien.
Bahrain fällt insofern aus dem Rahmen, weil die Pistenoberfläche sehr rau ist und die Bahn aufgrund ihres Layouts die Reifen und Bremsen anders beansprucht. Dies wird sich auf das Testprogramm auswirken.
Die Teams werden versuchen müssen, aus jeder Testminute das Maximum zu machen. Drei Tage Arbeit, das bedeutet theoretisch eineinhalb Tage für jeden Stammfahrer. Williams jedoch hat bereits angekündigt, dass auch Testfahrer Roy Nissany testen wird. Ergebnis: George Russell und Nicholas Latifi gehen mit exakt einem Testtag in die Saison. Anschliessend auf der gleichen Bahn zu fahren, ist dabei von Vorteil.
Was die Kürze des Tests und die Distanz zu den Rennwagenwerken in England, Italien und der Schweiz angeht, so gilt: Gute Vorbereitung ist alles. Sumulationswerkzeuge sind wichtiger denn je.
Wer technisch in Schwierigkeiten gerät, wird doppelt bestraft: Einerseits, weil viel wertvolle Testzeit verloren geht; andererseits, weil es im Gegensatz zu Barcelona schwierig ist, auf die Schnelle neue Teile einfliegen zu lassen.
Das haben wir bei früheren Wintertests erlebt: Bei Problemen in Spanien war es möglich, innerhalb weniger Stunden Nachschub einfliegen zu lassen. Bahrain jedoch ist sieben Flugstunden von London entfernt. Dieses Mal müssen die Rennställe punkto Ersatzteile voll ausgerüstet anreisen. Auch hier ist gründliche Vorbereitung Gold wert.
Provisorischer Formel-1-Kalender 2021
Präsentationen
19. Februar: AlphaTauri (Internet)
22. Februar: Alfa Romeo (Warschau)
26. Februar: Ferrari Team (Internet)
02. März: Mercedes (Internet)
02. März: Alpine (Internet)
03. März: Aston Martin (Internet)
05. März: Williams (Internet)
10. März: Ferrari Auto (Internet)
Wintertests
12.–14. März in Sakhir, Bahrain
Saison
28. März: Sakhir, Bahrain
18. April: Imola, Italien
02. Mai: Portimão, Portugal
09. Mai: Barcelona, Spanien
23. Mai: Monte Carlo, Monaco
06. Juni: Baku, Aserbaidschan
13. Juni: Montreal, Kanada
27. Juni: Le Castellet, Frankreich
04. Juli: Spielberg, Österreich
18. Juli: Silverstone, Grossbritannien
01. August: Budapest, Ungarn
29. August: Spa, Belgien
05. September: Zandvoort, Niederlande
12. September: Monza, Italien
26. September: Sotschi, Russland
03. Oktober: Singapur, Singapur
10. Oktober: Suzuka, Japan
24. Oktober: Austin, USA
31. Oktober: Mexiko-Stadt, Mexiko
07. November: São Paulo, Brasilien
21. November: Melbourne, Australien
05. Dezember: Dschidda, Saudi-Arabien
12. Dezember: Yas Marina, Abu Dhabi