Belgien kürzester GP, erstmals halbe Punkte seit 2009
Ayrton Senna in Adelaide 1991
Viele Formel-1-Fans sind stinksauer. Zahlreiche Besucher des Nicht-GP von Belgien finden, sie wurden um ihr Eintrittsgeld betrogen, denn ausser ein paar Runden hinter dem Safety-Car bekamen sie in Spa-Francorchamps nichts zu sehen. Viele Rennfans wundern sich auch über die Entscheidung der Formel 1, für einen WM-Lauf, der offiziell nur drei Minuten und 27 Sekunden gedauert hat, Punkte zu vergeben; genauer: halbe Punkte, was zum sechsten Mal in der Geschichte der Formel 1 passiert ist und zum ersten Mal seit Malaysia 2009. Werfen wir also einen Blick auf die teilweise kuriose Statistik des, hüstel-hüstel, Grossen Preises von Belgien 2021.
Fast dreissig Jahre lang hielt der Australien-GP von 1991 das Prädikat «kürzester WM-Lauf», mit 24 Minuten und 25 Sekunden oder 14 Runden. Nach zahlreichen Unfällen hatte die Rennleitung damals im strömenden Regen ein Einsehen und brach die sinnlose Übung ab.
In Belgien wurde nach drei Runden aufgehört, in den Regularien ist vorgesehen, dass bei einem Abbruch die vorletzte Runde gewertet werden muss, das wäre also Stand nach einer Runde oder nach einer Rennzeit von drei Minuten und 27,071 Sekunden.
Es handelt sich um das sechste Rennen der Formel-1-Historie, in dem halbe Punkte vergeben worden sind. Das ist der Fall, wenn keine 75 Prozent der normalen Renndistanz erreicht werden können, was in Belgien 33 Runden entsprach.
Erstmals halbe Punkte gab es in der Formel im Jahre 1975, als der GP von Montjuich/Barcelona in Runde 29 nach dem schweren Unfall von Rolf Stommelen abgebrochen wurde. Sein deutscher Landsmann Jochen Mass kam so zu seinem einzigen GP-Sieg. Lella Lombardi wurde zur einzigen Frau mit WM-Punktebeute – wenn auch nur mit einem halben Punkt.
In der Saison 1975 gab es noch ein Rennen mit halben Punkten, auf dem Österreichring. Auch hier war nach 29 Runden Schluss, wegen starken Regens. Sieger Vittorio Brambilla brachte es fertig, seinen March nach Fallen der Zielflagge in die Leitschiene zu setzen, er kam mit zerknüllter Front zurück.
Halbe Punkte auch im Regen-Chaos von Monaco 1984. Dem damaligen Rennleiter Jacky Ickx wurde vorgeworfen, zu Gunsten von Leader Alain Prost entschieden zu haben. Einige Runden mehr als die gefahrenen 31, und der Franzose wäre eine leichte Beute der schnell aufrückenden Ayrton Senna und Stefan Bellof geworden.
Dann kam Australien 1991, siehe oben. Es dauerte danach 18 Jahre, bis erneut halbe Punkte vergeben wurden – als in der Sintflut von Malaysia 2009 nicht weitergefahren werden konnte, nach 31 von 56 Runden. Sieger: Jenson Button vor Nick Heidfeld und Timo Glock.
Wir haben in Belgien nun zum dritten Mal in Folge in einem Grand Prix rote Flagge gehabt, das hatte es zuvor letztmals vor 21 Jahren gegeben – in Belgien, Italien und Portugal 1990.
Wann gab es letztmals vor Belgien zwei Mal rote Flagge im gleichen Rennen? Gar nicht so lange her: in Mugello 2020.
Max Verstappen liegt nun mit 16 Siegen gleichauf mit dem zweiten Piloten, der so viele Rennen gewinnen konnte, aber nicht Weltmeister wurde: Stirling Moss.
Es ist der erste Sieg von Red Bull Racing in den Ardennen seit Daniel Ricciardo 2014, der erste von Honda seit Damon Hill 1998 im Jordan-Mugen Honda; wenn wir Mugen-Honda ausklammern, so ist es der erste Sieg von Honda seit Ayrton Senna 1991.
Rang 2 von George Russell ist der erste Podestplatz des jungen Briten (als 215. Formel-1-Fahrer) und der erste für Williams seit Lance Stroll im Chaos-GP von Baku 2017. Der letzte Fahrer, der sein erstes F1-Podest in Spa-Francorchamps errungen hatte, war Ivan Capelli 1988.
Wann wurde ein Williams-Fahrer letztmals Zweiter? Es war Felipe Massa in Abu Dhabi 2014.
Lewis Hamilton stand nun zum zehnten Mal in Belgien auf dem Podest – neuer Rekord auf dieser Bahn (Michael Schumacher schaffte das neun Mal).
Die beste Rennrunde geht kurioserweise an Haas-Fahrer Nikita Mazepin. Er ist der erste Russe seit Daniil Kvyat in Barcelona 2016, dem das gelungen ist.
Der Belgien-GP ist der elfte WM-Lauf der Formel-1-Historie, bei dem alle Teilnehmer das Ende des Rennens erreicht haben. Das erste war der Grosse Preis der Niederlande 1961.
Belgien-GP
01. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB16B-Honda, 1 Runde
02. George Russell (GB), Williams FW43B-Mercedes, +1,995 sec
03. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W12, +2,601
04. Daniel Ricciardo (AUS), McLaren MCL35M-Mercedes, +4,496
05. Sebastian Vettel (D), Aston Martin AMR21-Mercedes, +7,479
06. Pierre Gasly (F), AlphaTauri AT02-Honda, +10,177
07. Esteban Ocon (F), Alpine A521-Renault, +11,579
08. Charles Leclerc (MC), Ferrari SF21, +12,608
09. Nicholas Latifi (CDN), Williams FW43B-Mercedes, +15,484
10. Carlos Sainz (E), Ferrari SF21, +16,166
11. Fernando Alonso (E), Alpine A521-Renault, +20,590
12. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes W12, +22,414
13. Antonio Giovinazzi (I), Alfa Romeo C41-Ferrari, +24,163
14. Lando Norris (GB), McLaren MCL35M-Mercedes, +27,109
15. Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri AT02-Honda, +28,329
16. Mick Schumacher (D), Haas VF-21-Ferrari, +29,507
17. Nikita Mazepin (RUS), Haas VF-21-Ferrari, +31,993
18. Kimi Räikkönen (FIN), Alfa Romeo C41-Ferrari, +36,054
19. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing RB16B-Honda, +38,205
20. Lance Stroll (CDN), Aston Martin AMR21-Mercedes, +44,108
WM-Stand nach 12 von 23 Rennen
Fahrer
1. Hamilton 202.5 Punkte
2. Verstappen 199.5
3. Norris 113
4. Bottas 108
5. Pérez 104
6. Sainz 83.5
7. Leclerc 82
8. Ricciardo 56
9. Gasly 54
10. Ocon 42
11. Alonso 38
12. Vettel 35
13. Tsunoda 18
14. Stroll 18
15. Russell 13
16. Latifi 7
17. Räikkönen 2
18. Giovinazzi 1
19. Schumacher 0
20. Mazepin 0
Teams
1. Mercedes 311
2. Red Bull Racing 304
3. McLaren 169
4. Ferrari 166
5. Alpine 80
6. AlphaTauri 72
7. Aston Martin 53
8. Williams 20
9. Alfa Romeo 3
10. Haas 0