Lewis Hamilton: Alle wollten Klarheit, nur Max nicht
Verstappen und Hamilton: Klar ist, dass nichts klar ist
Die Fans diskutieren noch heute kontrovers über das siedend heisse Duell zwischen Max Verstappen und Lewis Hamilton in Brasilien, das vor Ort straffrei ausging, worauf Mercedes vom Recht der Überprüfung Gebrauch machte. Aber nach stundenlanger Sitzung in Katar blieben die Rennkommissare bei ihrer Einschätzung – die Verteidigung von Verstappen ist keiner Strafe würdig. Ferrari-Pilot Charles Leclerc versetzte: «Dann werde ich künftig wohl anders fahren müssen.»
In der üblichen Besprechung der Fahrer mit Rennleiter Michael Masi am Freitagabend wollten die Piloten wissen, was nun Sache ist beim gepflegten Ausfahren der Ellenbogen. Wo liegen die Grenzen? Die Antwort hat ihnen nicht gefallen.
Der nächstjährige Mercedes-Werksfahrer George Russell ist einer der Direktoren der Fahrervereinigung GPDA (Grand Prix Drivers’ Association). Der Engländer sagt: «Die Besprechung führte zu keinem zählbaren Ergebnis. Für mich war die Verteidigung von Verstappen zu viel des Guten. Hätte es sich um die letzte Runde im Grand Prix gehandelt, da bin ich mir ganz sicher, dann hätte er eine Strafe kassiert. Du kannst nicht einfach 25 Meter zu spät bremsen. Max ist nur deshalb einer Strafe entgangen, weil Lewis gewonnen hat.»
Formel-1-Weltmeister Fernando Alonso findet: «Wir haben zu viele Grauzonen. Einmal profitierst du davon, ein anderes Mal fällt dir das auf den Kopf. Ich kann die Erklärung der Rennkommissare bei Verstappen nachvollziehen, aber», Fernando beginnt zu lachen, «das Problem ist, dass sie immer Recht haben.»
Lewis Hamilton: «Jeder Fahrer wollte Klarheit, ausser Max. Aber wir haben keine Klarheit erhalten. Wie bei den Pistengrenzen. Einmal besteht sie aus der weissen Linie, dann nicht mehr. Wir Fahrer wollen doch nur eines – gleichmässige Entscheidungen.»
Russell sagt: «Auf der anderen Seite habe ich nicht verstanden, wieso Yuki Tsunoda für sein Duell gegen Stroll eine Zehnsekundenstrafe bekommt. Er hatte dort jedes Recht zur Attacke, er hat sich nicht verbremst, er hatte sein Auto unter Kontrolle, er schaffte die Kurve.»
Carlos Sainz fügt hinzu: «Wir werden im kommenden Winter wirklich darüber reden müssen, was beim Angreifen und Verteidigen akzeptabel ist und was nicht. Kann ich meinen Gegner von der Bahn drängen? Und falls ja, wie oft? Nur einmal? Mehrfach? Erhalten wir Warnungen? Wir wollten Antworten, aber ein Teil des Problems besteht darin, dass wir nicht immer die gleichen Rennkommissare haben.»
Max Verstappen findet: «Jeder fährt und verteidigt sich eben anders. Es ist für die FIA nicht so einfach, alle auf eine Linie zu bringen. Und wenn sie etwas entscheiden, dann hat jeder Pilot dazu eine andere Meinung. In der Sitzung mit Masi ging es um einen Austausch von Meinungen, und uns wurden die Abläufe seitens der FIA dargelegt. Es war eine lange Sitzung, aber am Ende war alles klar.»
Dieser Ansicht kann sich Lewis Hamilton nicht anschliessen: «Das ist überhaupt nicht klar.»
Aber der siebenfache Weltmeister hebt gegen Verstappen keinen Groll: «Was beim letzten Rennen passiert ist, das ist okay.»
Der eine oder andere Formel-1-Fan wird denken: Ob der Engländer das auch sagen würde, hätte er in Brasilien nicht gewonnen?
Qualifikation, Katar
01. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W12, 1:20,827
02. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB16B-Honda, 1:21,282
03. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes W12, 1:21,478
04. Pierre Gasly (F), AlphaTauri AT02-Honda, 1:21,640
05. Fernando Alonso (E), Alpine A521-Renault, 1:21,670
06. Lando Norris (GB), McLaren MCL35M-Mercedes, 1:21,731
07. Carlos Sainz (E), Ferrari SF21, 1:21,840
08. Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri AT02-Honda, 1:21,881
09. Esteban Ocon (F), Alpine A521-Renault, 1:22,028
10. Sebastian Vettel (D), Aston Martin AMR21-Mercedes, 1:22,785
11. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing RB16B-Honda, 1:22,346
12. Lance Stroll (CDN), Aston Martin AMR21-Mercedes, 1:22,460
13. Charles Leclerc (MC), Ferrari SF21, 1:22,463
14. Daniel Ricciardo (AUS), McLaren MCL35M-Mercedes, 1:22,597
15. George Russell (GB), Williams FW43B-Mercedes, 1:22,756
16. Kimi Räikkönen (FIN), Alfa Romeo C41-Ferrari, 1:23,156
17. Nicholas Latifi (CDN), Williams FW43B-Mercedes, 1:23,213
18. Antonio Giovinazzi (I), Alfa Romeo C41-Ferrari, 1:23,262
19. Mick Schumacher (D), Haas VF-21-Ferrari, 1:23,407
20. Nikita Mazepin (RUS), Haas VF-21-Ferrari, 1:25,859