Neues Rätsel Racing-Raritäten: Mit fremden Federn
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Die Auflösung vom letzten Mal: Der Mexikaner Sergio Pérez gewinnt am 14. Februar 2009 das Sprintrennen der GP2-Asia-Serie 2008/2009 auf dem Losail International Circuit von Katar. Das Hauptrennen am Tag davor hatte Nico Hülkenberg für sich entschieden, Champion der Serie aus zwölf Läufen wurde der Japaner Kamui Kobayashi.
Die Formel-1-Karriere des heutigen Red Bull Racing-Piloten Pérez ist wohldokumentiert, also beleuchten wir hier kurz zwei Aspekte, die weniger bekannt sind: Wieso wird der Rennfahrer aus Guadalajara eigentlich «Checo» genannt? Und wie wurde seine Leidenschaft für den Rennsport geweckt?
Sergio erzählt: «Ich kam schon als kleiner Junge mit dem Rennsport in Berührung, weil mein Vater für den Rennfahrer Adrián Fernández arbeitete. Ich wusste sehr früh, dass ich ebenfalls ein Racer werden wollte.» Aber der Weg von einer Kartbahn in Guadalajara ins Rennwagenwerk der vierfachen Weltmeister von Red Bull Racing war lang und steinig.
Pérez lernte, dass Rennsport gleichbedeutend ist mit Entbehrung. «Als Knirps legte ich lange Distanzen zurück, meist mit meinem Vater und meinem Bruder. Es war keine Seltenheit, dass wir zehn bis fünfzehn Stunden unterwegs waren, um zu einer Rennstrecke zu gelangen. Woche um Woche.»
Der Sprung nach Europa gelang dank des Motorsportprogramms des Unternehmers Carlos Slim. Sergio weiter: «Ich war 15 Jahre lang und reiste mutterseelenalleine nach Europa. Meine Eltern verabschiedeten mich am Flughafen von Toluca bei Mexiko-Stadt, danach war ich auf mich alleine gestellt.»
Pérez landete schliesslich in Vilsbiburg in Deutschland (11.000 Einwohner), es war keine einfache Zeit. «Mein Budget war schmal, aber ich hatte Glück. Mein damaliger Teamchef besass ein Restaurant, und ich konnte über der Gaststube zusammen mit den Köchen wohnen. In meiner Freizeit ging ich ihnen sogar zur Hand, sie versuchten dafür, mir ein paar Brocken Deutsch beizubringen. Das hat nicht so gut funktioniert. Dafür ass ziemlich oft Schnitzel und Apfelstrudel.»
Es gab Momente, da hat Sergio an sich gezweifelt. «Ich dachte oft ans Aufgeben. Ich hatte alles hinter mir gelassen – Freunde, Familie, Kultur. Ich ertappte mich beim Gedanken: ‚Die Formel 1 ist einfach zu weit entfernt. Warum lass ich das alles nicht sausen, reise zurück nach Mexiko und führe ein normales Leben?’ Nur durch die Unterstützung meiner Familie habe ich mich durchgebissen. Es war hart. Ich war einsam. Aber letztlich brannte das Feuer für den Rennsport eben doch zu stark, um aufzugeben.»
Jahre später, 2011, machte sich Pérez schon in seinem ersten Grand Prix einen Namen als Reifenflüsterer. Rang 7 in Australien ging darauf zurück, dass er es als Einziger mit einer Einstoppstrategie ins Ziel schaffte. Leider gingen die Punkte flöten, weil nach dem WM-Auftakt die Heckflügel der Sauber-Renner nicht dem Reglement entsprachen.
Pérez erinnert sich: «Am meisten haute mich in der Formel 1 um, dass du auf einmal mit so vielen Technikern arbeitest, und jeder fordert zu seinem Fachbereich ganz exakt Auskunft. Es war auch etwas gewöhnungsbedürftig, wie das öffenliche Interesse an dir explodiert.»
Zehn Jahre nach dem GP-Debüt mit Sauber ist Pérez ein alter Formel-1-Hase, in 210 WM-Läufen gestählt. «Unglaublich, wie schnell die Zeit verfliegt.» In Sakhir 2020 mit Racing Point und in Baku 2021 mit Red Bull Racing konnte Sergio Pérez einen Grand Prix gewinnen – gleich viele Erfolge wie sein Idol Pedro Rodríguez, der in Kyalami 1967 und in Belgien 1970 triumphiert hatte.
Und was ist nun mit «Checo»? Sergio lacht: «Die Geschichte ist leider nichts so spektakulär. In Mexiko wird der Vorname Sergio gerne zu Checo gemacht, woher das kommt, weiss ich auch nicht.» Das ist vergleichbar mit dem englischen James, das oft zu Jim oder Jimmy abgeändert wird.
Bleiben wir ein wenig bei eher unbekannten Seiten des GP-Routiniers: Sergio Pérez liebt beispielsweise Golf. Er begann zu spielen, als er mit 17 Jahren nach England auszog. «Leider komme ich während der Saison viel zu selten zum Golfen. Wenn ich frei habe, steht ich zwei Mal die Woche auf dem Platz.» Gegenwärtiges Handicap: 18.
Sein erstes Auto war ein gebrauchter Chevy, den schon seine Schwester und sein Bruder gefahren hatten. Weiter ging es für den Wagen nicht, denn Sergio hatte damit einen Unfall. «Ich wollte zu einem Fussballspiel, merkte aber, dass ich meine Schuhe zuhause vergessen hatte. Also raste ich zurück und nahm als Abkürzung eine Einbahnstrasse – keine gute Idee!»
Pérez beobachtet aufmerksam, was an der Börse passiert. «Ich habe ein wenig in Aktien investiert. Es ist etwas wie im Motorsport – an einem Tag läuft es gut, an einem anderen etwas weniger.»
Das kann schon mal vorkommen, wenn der Kopf voll ist mit 1000 Gedanken. Sergio: «Christian Horner lud mich in sein Zuhause für ein Abendessen ein. Kurz darauf flog ich von England nach Mexiko. Dort klingelte das Telefon: Christian war dran und fragte mich, ob ich eigentlich wisse, dass mein Geldbeutel noch immer bei ihm liege.»
Pérez ist zuhause in Mexiko stark verwurzelt, aber wenn er eine andere Stadt auswählen müsste, um dort zu leben, «dann wäre es Madrid. Das ist eine fabelhafte Stadt, und die spanische Kultur ist der mexikanischen recht ähnlich.»
Diese Frage an einen Formel-1-Fahrer taucht immer wieder auf: Welchen Beruf hätte ein Fahrer heute, wenn es nichts geworden wäre mit der grossen Rennkarriere? Sergio: «Ich glaube, ich wäre Banker oder Anwalt geworden. Da fliesst auch Adrenalin, so wie im Rennsport.»
Die meisten Mexikaner haben eine Schwäche für Fussball, das ist bei Sergio Pérez nicht anders. Sein Favorit zuhause ist Club América aus Mexiko-Stadt. Aber Pérez verfolgt auch die Spiele von LA Galaxy genau, denn dort spielt sein Kumpel Javier Hernández (Chicharito). «Er wechselte zu Manchester United, als ich in die Formel 1 kam. Wir haben also gewissermassen unsere internationalen Karrieren zusammen begonnen.»
Schon 2012 hat Pérez in Guadalajara eine Stiftung gegründet, um Benachteiligten zu helfen, vor allem Kindern. «Das ist mir wichtig, weil es vielen Menschen schlecht geht. Vor drei Jahren haben wir nach einem Erdbeben organisiert, dass viele Leute wieder ein Dach über dem Kopf bekommen. Ich bin sehr stolz auf die Arbeit, die wir da tun.»
Die meisten Fahrer nennen Ayrton Senna oder Michael Schumacher als Vorbilder, aber Pérez ist anders: «Ich hatte nie ein Vorbild. Ich bewundere einfach Menschen, die erfolgreich sind, im Job oder privat.»
Pérez mag leichtes Gepäck: «Ich hatte früher einen Trainer, der hat immer gesagt, ‚Geldbeutel, Telefon, Reisepass, den ganzen Rest brauchst du nicht’. Also reise ich bis heute nur mit dem Notwendigsten.»
Die Startnummer 11 von Sergio Pérez stand schon auf seinem Rennkart, dies aus folgendem Grund: «Als ich mit Karting begann, spielte Ivan Zamorano für Club América. Ich fand ihn toll, also klebte ich die 11 auch auf meinen Kart.»
Damit zum neuen Rätsel: Der betreffende Fahrer hängt den Helm bald an den Nagel, aber nicht diesen hier.
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