Whitings große Fußstapfen: Masi der Formel-1-Buhmann
Das denkwürdige Saisonfinale der Formel 1 hat neben Mercedes und Lewis Hamilton einen weiteren großen Verlierer: Michael Masi. Der Rennleiter der Königsklasse ist für viele der Buhmann.
Alle MotoGP-Fans fieberten der Saison 2025 entgegen. Ein sensationeller Dreikampf mit Marc Marquez, Pecco Bagnaia und Jorge Martin war vorprogrammiert. Doch für zwei Piloten lief das Jahr komplett aus dem Ruder.
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Als Michael Masi am Sonntag die Rennstrecke verließ, wollte er nichts mehr sagen. Augen zu und durch, nur weg, keine Kommentare mehr, keine Diskussionen, keine Rechtfertigungen. Ruhe, Abstand, durchatmen – der Rennleiter der Formel 1 war beim irren Finale der Königsklasse in Abu Dhabi der gefragteste Mann, der wichtigste – und am Ende der einsamste.
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Ihm dürfte bewusst gewesen sein, was in den Tagen nach dem kontroversen Showdown kommen wird: Im Zuge der Nachberichterstattung würde es auch immer wieder um ihn gehen. Und so kam es auch. Er bekam die ganze Klaviatur der (Medien)-Schelte ab, die volle Breitseite der Kritik, auch vermischt mit Mitleid, versuchtem Verständnis. Verlierer stürzen sich auf den Referee
Denn Schiedsrichter – und das ist Masi als Rennleiter - haben es nie leicht, das ist in jeder Sportart so, da ist die Formel 1 keine Ausnahme. Es ist sehr oft ein Reflex, dass sich die Verlierer auf den Unparteiischen stürzen.
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Vor allem dann, wenn er sich angreifbar macht. Bei Masi waren es sogar die Gewinner. Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko drohte unverhohlen mit Ausstieg, sollten sich in Zukunft bei Dingen wie Regeln, deren Auslegung und Strafen nichts ändern. "Nachdem so viele Fehler und hinterfragungswürdige Entscheidungen gefällt werden, ist sicher großer Handlungsbedarf. Jetzt kommt ja ein Präsident, also der möchte als erstes hier ansetzen", forderte Marko.
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Masi hatte sich in dieser Saison öfter angreifbar gemacht, beim Finale wirkten seine Entscheidungen wie so oft ein wenig chaotisch, nicht stringent, zu langsam, wenn auch am Ende gut gemeint. Trotzdem ist es bewundernswert, wenn er in aller Seelenruhe einen tobenden Teamchef wie Toto Wolff mit dem Satz "Toto, das nennt sich Autorennen" ausbremst.
Masis Credo: "Let them race" Das war seit seinem Amtsantritt sein Credo: "Let them race". Lasst sie Rennen fahren.
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Die Formel 1, die Fans, sie bekamen das Finale furioso, eine allerletzte Runde, drei Kilometer am Rande des Wahnsinns – dass er dabei das Reglement nicht ganz sauber bediente, sorgt nun dafür, dass er der Buhmann ist, dass er in den Augen der Kritiker Verstappen zum Weltmeister gemacht hat. Er könnte nun den Job verlieren, bei dem er von Anfang an nur verlieren konnte. Denn immer wieder wird ein Name im gleichen Atemzug genannt: Charlie Whiting. Ihn beerbte Masi, als der beliebte Rennleiter 2019 vier Tage vor dem Auftakt in Australien überraschend an einer Lungenembolie verstarb. Masi kommt aus der V8-Supercar-Serie, war Rennleiter in der Formel 3, Formel 2 und Formel E – und sollte in Ruhe als Nachfolger von Whiting aufgebaut werden, ehe er 2019 dann doch von jetzt auf gleich an vorderster Front stand. Und mit der Ruhe war es fortan vorbei für den 42-Jährigen. "Man muss Mitleid mit ihm haben. Die ganze Welt schaut ihm zu, und er muss innerhalb von 15 Sekunden entscheiden, was er tut", sagte Ex-Weltmeister Nico Rosberg.
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Fakt ist, dass mit der Ausgeglichenheit und der Brisanz des Titelkampfes auch der Druck stieg, dazu aber auch die Fehlerquote. Dass der Funkverkehr zwischen den Teams und Masi im Weltbild abgespielt wurde, sollte der Unterhaltung dienen, wurde stattdessen aber Masi zuletzt zum Verhängnis, als – jahrelang übliche - Verhandlungen zwischen ihm und einem Team als Basar kritisiert wurden. Immer wieder redeten die Teamchefs Christian Horner und Wolff auf Masi ein, stellten in Abu Dhabi Forderungen, kritisierten, monierten und übten so jede Menge Druck aus. Bei allem Verständnis für die Emotionen - es wirkte am Ende fast schon ein wenig peinlich, dass sich Masi um zwei Männer in verantwortungsvollen Positionen wie um zwei dauerhaft quengelnde Kinder kümmern musste. Immerhin: Die Formel 1 wird den direkten Kontakt während der Rennen 2022 wohl wieder verbieten. "Er hatte eine wahnsinnig schwere Entscheidung vor sich. Er hat immer versucht das zu tun, was der Fan will. Man muss sich vorstellen, wie schwierig das ist. Er hat die vielen Bildschirme vor sich. Dann hat er zwischendurch noch diese Funksprüche, die überhaupt nichts bringen", zeigt DTM-Chef Gerhard Berger bei ServusTV Verständnis. Stuck: "Verstappen hat Masi den Titel zu verdanken"
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"Verstappen hat Masi den Titel zu verdanken", sagte Hans-Joachim Stuck bei Eurosport. "Ohne die Entscheidung des Renndirektors hätte er niemals an Hamilton vorbeifahren können. Das muss man so sehen - dennoch war es gut, das Rennen nochmals freizugeben - nur hätte das früher passieren müssen." Man müsse deutlich sagen, dass in den Reihen der FIA Handlungsbedarf bestehe, sagte Stuck. "Dieses Durcheinander ist eines Weltmeisterschaftskampfes in der Formel 1 nicht würdig! Wie in Saudi-Arabien sind auch in Abu Dhabi Ad-hoc-Entscheidungen getroffen worden, die einfach verrückt sind. Das alles sind Entscheidungen, die keiner mehr nachvollziehen kann, für mich ist da keine Stringenz drin." Der ehemalige Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug nimmt Masi in Schutz. "Charlie Whiting war als Chefmechaniker Weltmeister und ein Wunder an Ausgeglichenheit, ein Mega-Talent. Ihm nachzufolgen, ist nicht einfach", sagte Haug, meint aber auch: "Ich war von der Cleverness und den Entscheidungen von Masi durchaus beeindruckt." Kleine Katastrophe für die Formel 1
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Doch das Kind ist nach dem Finale in den Brunnen gefallen. Die Mercedes-Proteste unmittelbar nach dem Rennen waren bereits ein Tiefschlag, die drohende Berufung ist für Masi, aber auch für die Formel 1 eine kleine Katastrophe, mit Potenzial für mehr. Egal wie die Nummer ausgeht: Der Schaden ist angerichtet. Masi hat es übrigens selbst geahnt, im vergangenen Jahr im Gespräch mit der New York Times: "Charlies Fußstapfen werden immer viel zu groß sein". Keine Frage: In der Saison 2021 waren sie es.
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