Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Formel-1-Champion BMW: Nelson Piquet verblüfft

Von Uwe Mahla
​1983 wurde BMW zum ersten Formel-1-Weltmeister der Turbo-Ära, mit Partner Brabham. Der frühere Journalist und BMW-Pressesprecher Uwe Mahla erzählt vom WM-Auftakt 1983 in Brasilien.

Großer Preis von Brasilien auf dem GP-Kurs von Jacarepaguá in Rio de Janeiro: Am Samstag nach dem Abschlusstraining ruft mich BMW-Rennleiter Dieter Stappert von Rio aus in München an. Bis dahin hatte alles blendend geklappt – so stellte es sich jedenfalls in den Nachrichten dar.

Beim ersten inoffiziellen Schlagabtausch war unser Fahrer Nelson Piquet nur sechs Zehntelsekunden langsamer als der amtierende Weltmeister, der Williams-Finne Keke Rosberg, und damit Zweitschnellster.

Im Abschlusstraining qualifizierten sich Piquet und sein italienischer Teamgefährte Riccardo Patrese für die Plätze 4 und 7. Das konnte so schlecht nicht sein! Und dann Stappert: «Pass auf, ruf bitte Herrn Schönbeck und Doktor Radermacher (seinerzeit Vertriebs- bzw. Entwicklungsvorstand, die Red.) an und bau den Optimismus ab.»

Pause in der Überseeleitung.

Ich sollte also den Hiob machen? «Was ist eigentlich los?» – «Große Sch…, die Getriebe halten nicht.»

Ende der Durchsage. Entsprechend missmutig verfolge ich den Rennverlauf im österreichischen Fernsehen, in Heinz Prüllers aufregender Inszenierung.

Ich registriere, dass Piquet in der sechsten Runde scheinbar mühelos die Führung übernimmt, erlebe freudlos mit, wie er sich ständig vom Feld absetzt.

Ich höre, dass Patrese im morgendlichen Warm-up, unter Rennbedingungen also, Bestzeit gefahren hatte und dass er nun an neunter Stelle liegend ausgeschieden ist.

Natürlich, denke ich, das Getriebe. (Später stellt sich heraus, es war der Auspuff.)

Aber Stappert hatte mir gesagt, es wird das Getriebe sein, genauso wie es bei Piquet jetzt auch gleich in die Brüche gehen würde, orakelte ich.

Dann der Boxenstopp, in der 40. von 53 Runden. Piquet immer noch im Rennen, auch nach dem Stopp noch an der Spitze. Und mit was für einem Vorsprung! 40 Sekunden vor Prost. Piquet fährt und fährt. Etwa langsamer jetzt, wie mir scheint. Natürlich, das «stappertsche» Getriebe …

Noch acht Runden – Piquet zieht seine Kreise. Na ob vielleicht doch? Ich kann’s noch immer nicht glauben.

Aber schließlich ist die Fernseh-Zitterpartie vorbei: Sieg! Sieg im Auftaktrennen. Nix Getriebe. Sieg. Führung in der Weltmeisterschaft!

Die Mannschaft hat das Unglaubliche fertiggebracht. Auf den Tag, auf die Minute genau top-fit. Was waren das für Aussichten! Im Siegestaumel konnte sich keiner vorstellen, dass zwölf Rennen und genau ein halbes Jahr vergehen sollten, ehe Nelson wieder gewinnen würde.

Ich musste mir später von höchster Stelle sagen lassen, ich hätte jemandem die Freude an einem Superrennen verdorben.

Lesen Sie im nächsten Teil: Keine Siege, aber wertvolle Punkte für Piquet.

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