Fernando Alonso mental den anderen Piloten überlegen?
Ich habe die Worte des langjährigen Formel-1-Technikers Pat Symonds nie vergessen, als wir uns vor Jahren über die Ausnahmerennfahrer Michael Schumacher und Fernando Alonso unterhalten haben.
Der Engländer erklärte mir damals über seine Arbeit mit diesen beiden tollen Piloten: «Michael und Fernando waren überragend darin, ein Rennen sozusagen zu lesen. Sie konnten sich gewissermassen vom reinen Fahren mental abkoppeln und hatten Reserven, um über den Rennverlauf nachzudenken.»
«Ich kann mich an ein Rennen in Kanada erinnern, als Fernando fast eine ganze Runde lang über Funk am Reden war – und das war seine schnellste Rennrunde! Also, wenn ich im Auto bin und einen Anruf erhalte, dann fahre ich gewiss langsamer und bin abgelenkt. Ihn schien das nicht weiter zu stören. Dieses Plus an geistiger Kapazität hebt sie von den Gegnern ab. Sie erinnerten sich auch an jedes Detail.»
Diese Worte von Symonds sind mir in den Sinn gekommen, als sich der heute für Aston Martin fahrende Fernando Alonso im Australien-GP über Funk bei seiner Mannschaft meldete. Beim Re-Start kurz vor Schluss war er eben von Carlos Sainz weggeschubst worden, sagte dann aber sofort, die Reihenfolge beim erneuten Start müsse demjenigen zuvor entsprechen. Dieses Vorgehen sei in England 2022 auch so gewesen.
Also mit Alonso erneut auf Startplatz 3 und nicht zurückgefallen wegen des Fouls von Sainz. Die Rennleitung ging nach einiger Beratung wirklich so vor.
Ein solch messerscharfer Verstand ringt auch Formel-1-Weltmeister Damn Hill grössten Respekt ab. Der Champion von 1996 sagt im Podcast F1Nation: «Wir haben untereinander gescherzt, dass an Fernando ein Anwalt verloren gegangen sei. Aber ernsthaft – wenn ich einen Strafverteidiger bräuchte und er wirklich Anwalt wäre, ich würde ihn sofort engagieren!»
«Manchmal ist es fast so, als sei das pure Fahren ein wenig fad, also will er alles wissen, um vielleicht bei der Rennstrategie noch ein wenig mithelfen zu können. Immer wieder zeigt Alonso dabei profunde Kenntnisse des Reglements. Gut, wir würden annehmen, dass er nach so vielen Jahren Königsklasse die Zusammenhänge kennt, aber kein anderer Pilot im Feld zeigt solche Kenntnisse und setzt sein Wissen in jeder beliebigen Situation ein.»
«Auf diesem Niveau erkenne ich nur noch Michael Schumacher. Auch er hat jede Chance erkannt und sie sofort genutzt.»
«Fernando sollte wirklich eines Tages ein Teamchef werden, denn er ist rundweg brilliant. Er kennt dieses Spiel wirklich durch und durch.»
Ergebnis Australien-GP, Albert Park Circuit
01. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing
02. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, +0,179 sec
03. Fernando Alonso (E), Aston Martin, +0,769
04. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, +3,082
05. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, +3,320
06. Lando Norris (GB), McLaren, +3,701
07. Nico Hülkenberg (D), Haas, +4,939
08. Oscar Piastri (AUS), McLaren, +5,382
09. Guanyu Zhou (RCH), Alfa Romeo, +5,713
10. Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri, +6,052
11. Valtteri Bottas (FIN), Alfa Romeo, +6,513
12. Carlos Sainz (E), Ferrari, +6,594
Out
Pierre Gasly (F), Alpine, Kollision mit Ocon
Esteban Ocon (F), Alpine, Kollision mit Gasly
Logan Sargeant (USA), Williams, Kollision mit De Vries
Nyck de Vries (NL), AlphaTauri, Kollision mit Sargeant
Kevin Magnussen (DK), Haas, Unfall
George Russell (GB), Mercedes, Motorschaden
Alex Albon (T), Williams, Unfall
Charles Leclerc (MC), Ferrari, Kollision mit Stroll
WM-Stand (nach 3 von 23 Rennen)
Fahrer
01. Verstappen 69 Punkte
02. Pérez 54
03. Alonso 45
04. Hamilton 38
05. Sainz 20
06. Stroll 20
07. Russell 18
08. Norris 8
09. Hülkenberg 6
10. Leclerc 6
11. Bottas 4
12. Ocon 4
13. Piastri 4
14. Gasly 4
15. Zhou 2
16. Tsunoda 1
17. Magnussen 1
18. Albon 1
19. Sargeant 0
20. De Vries 0
Konstrukteurspokal
01. Red Bull Racing 123 Punkte
02. Aston Martin 65
03. Mercedes 56
04. Ferrari 26
05. McLaren 12
06. Alpine 8
07. Haas 7
08. Alfa Romeo 6
09. AlphaTauri 1
10. Williams 1