Am 16. Mai hatten die Betreiber des Autodromo Enzo e Dino Ferrari keine andere Wahl: Die Mitglieder des Grand-Prix-Zirkus erhielten den Befehl, die Rennanlage zu verlassen, sie waren zu diesem Zeitpunkt mit dem Aufbau von Motorhomes und Gästebereichen sowie dem Auskleiden der Boxen beschäftigt. Zum zweiten Mal im Monat Mai wurde die Region Emilia-Romagna von schweren Unwettern heimgesucht. Traurige Zwischenbilanz: neun Tote, nach mehr als einem Dutzend Menschen wird gesucht, 13.000 Menschen mussten ihre Sachen packen, weil ihr Zuhause von Wassermassen bedroht wird oder bereits überflutet ist. Und die Tragödie ist noch nicht ausgestanden – am Freitag und Samstag wird weiterer Regen erwartet. Das bedeutet: Die Lage bei 23 über die Ufer getretenen Flüssen bleibt kritisch, es wird zu mehr als den bisher bekannten 300 Erdrutschen kommen, und mehrere hundert Strassen bleiben gesperrt. Am Donnerstag, 18. Mai, dürfen die Fachkräfte der Rennställe und von Zulieferern wie Pirelli wieder auf die Rennanlage. Nun werden sie sehen, zu welchen Schäden es möglicherweise am Material gekommen ist. Fahrerlager 1, wo die GP-Teams die Motorhomes stehen haben, ist von der Überflutung des Flusses Santerno verschont geblieben, nicht aber Fahrerlager 2, wo etwa Pirelli Aufstellung genommen hatte und das jeweils für die Teams der Formeln 2 und 3 vorgesehen ist. Zugelassen ist nur Personal, das für den Abbau unbedingt notwendig ist. Ein Teil des Materials wird dann nach Monaco transportiert, ein anderer befindet sich bereits im Fürstentum. Die Rennställe arbeiten am Autodromo Enzo e Dino Ferrari eng mit den lokalen Behörden zusammen, um zu erfahren, welche Strassen Richtung Monaco offen sind. Was passiert mit den 160.000 fürs Imola-GP-Wochenende verkaufen Eintrittskarten? Pietro Benvenuti, Geschäftsleiter des Autodromos und der für die Abwicklung des Grand Prix verantwortlichen Firma "Formula Imola": "Die offiziellen Verkaufsstellen wie der Automobilklub von Italien oder Agenturen wie TicketOne werden mit den Kartenbesitzern Kontakt aufnehmen, damit die Fans ihr Geld zurückerhalten." Es ist derzeit nicht klar, ob Fans dabei die Möglichkeit erhalten, mit dem gekauften 2023er Ticket den Imola-GP 2024 zu besuchen. Seit 17. Mai steht fest: Das Rennen wird 2023 nicht nachgeholt. Angelo Sticchi Damiani, Präsident des Automobilklubs von Italien (ACI): "Wenn ich mir ansehe, wie kompliziert das WM-Programm in diesem Jahr ist, dann ist es sinnvoll, erst 2024 wieder in Imola zu fahren und die jetzt leider verlorene Ausgabe im Jahre 2026 anfügen." Der Fünfjahresvertrag zwischen Formula Imola und der Formel 1 endet mit der Ausgabe 2025.