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Cyril Abiteboul (Ex-Renault): Alpine ohne Leader

Von Mathias Brunner
Der frühere Renault-Teamchef Cyril Abiteboul

Der frühere Renault-Teamchef Cyril Abiteboul

​Anfang 2021 musste Cyril Abiteboul (45) gehen, als aus Renault in der Formel 1 Alpine wurde. Inzwischen sind auch seine Nachfolger Laurent Rossi und Otmar Szafnauer dort weg. Abiteboul schätzt die Lage ein.

Es war der grosse Knall des Belgien-GP-Wochenendes: Alpine stellt um, Technikchef Pat Fry hat sich Richtung Williams verabschiedet, dorthin wird wohl auch Sportchef Alan Permane wechseln, die Zukunft von Teamchef Otmar Szafnauer ist ungewiss. Zuvor wurde schon Laurent Rossi zur Seite geschoben.

Wie sich Szafnauer fühlen muss, kann Cyril Abiteboul nachvollziehen. Der Franzose musste Anfang 2021 den Preis dafür bezahlen, dass Renault in der Formel 1 jahrelang unter den Erwartungen blieb.

2019 wollte Renault gemäss eines Fünfjahresplans damit beginnen, den drei Top-Teams Mercedes, Ferrari und Red Bull Racing-Honda auf die Nerven zu gehen, Daniel Ricciardo und Nico Hülkenberg sollten erste Podestplätze einfahren. Das Triebwerk sollte leistungsmässig auf Höhe von Ferrari, Mercedes und Honda, sein haltbar obendrein, und das Chassis sollte eines der besten im Feld werden. All das ist nicht passiert.

In der Corona-verkürzten Saison 2020 gelangen Daniel Ricciardo und Esteban Ocon drei Podestränge, die Franzosen belegten in der Konstrukteurs-Meisterschaft den fünften Schlussrang. In jener Saison, in welcher Renault gemäss des ursprünglichen Plans ein Wörtchen um den WM-Titel mitreden wollte.

Zum Knall bei Alpine sagt Abiteboul, der heute das Werksteam von Hyundai in der Rallye-WM leitet, beim Portal franceinfo: «Was bei Alpine passiert ist, das sehe ich als Zeichen der Unzufriedenheit über die Ergebnisse, auch als Zeichen von Ungeduld vielleicht in der Direktions-Etage. Dazu kommt zu Beginn der Saison etwas Arroganz oder nennen wir es übertriebene Zuversicht.»

«Wenn man sich nicht der Wirklichkeit stellt, dann kann man sich alles einreden. Vielleicht war man sich intern seiner Sache zu sicher. Aber auf der anderen Seite ist Alpine nicht so weit von guten Ergebnissen entfernt.»

«Das Auto ist in diesem Jahr mal gut, mal weniger. Aber das passiert anderen sehr guten Rennställen auch. Nur Red Bull Racing zeigt keine Formschwankungen. Was wir ebenfalls gesehen haben: Einige Alpine-Gegner machten grosse Fortschritte – Aston Martin über den Winter, McLaren im Laufe der Saison. Alpine konnte keine solche Karte ausspielen.»

«Was ich nie verstanden habe, diesen Plan des früheren Alpine-CEO Laurent Rossi mit ‘in 100 Grands Prix wollen wir vorne sein’. Wieso nicht 120? Wieso nicht 80? Wieso bindet man sein Ziel an eine Zahl? Da bist du doch zum Scheitern verurteilt, weil du nie beeinflussen kannst, was die Gegner machen. Die gewaltigen Investitionen bei Aston Martin, diese Dynamik bei Red Bull Racing, das hört ja alles nicht schlagartig auf, nur weil man in der Rechnung von Rossi bei 99 ankommt.»

«Als ich wegging, gingen auch fünfzehn Fachkräfte. Was immer unterschätzt wird in diesem Sport – wieviel Zeit es braucht, um gute Leute von anderen Teams zu holen. Bei fünfzehn Leuten kann das schnell mal zwei, drei Jahre dauern.»

«Bei Alpine ist Vieles für den Erfolg vorhanden: Es wurde in die Infrastruktur investiert, die Mittel sind da, der Ehrgeiz ist vorhanden, das Ziel für die Marke Alpine ebenfalls. Aber dann braucht es noch etwas Zusätzliches, es braucht die Kraft einer Führungspersönlichkeit, um 1000 Fachkräfte mitzureissen.»

«Wenn du an Mercedes denkst, dann denkst du automatisch an Lewis Hamilton. Wenn du an Red Bull Racing denkst, dann kommen dir Sebastian Vettel und Max Verstappen in den Sinn.» Abiteboul hätte auch noch Fernando Alonso bei Aston Martin nennen können.

«Ein Team braucht einen Leader, einen Fahrer, der ein wenig Teamchef ist, diese personifizierte Stärke ist fundamental. Gerade in einer Formel 1, in welcher die Leistungsdichte hinter RBR so gestiegen ist, machen Führungspersönlichkeiten mit ihrer Entschlossenheit und mit ihrem inneren Feuer den Unterschied aus.»

Belgien-GP, Circuit de Spa-Francorchamps

01. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 1:22:30,450 min
02. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, +22,305 sec
03. Charles Leclerc (MC), Ferrari, +32,359
04. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, +49,671
05. Fernando Alonso (E), Aston Martin, +56,184
06. George Russell (GB), Mercedes, +1:03,101 min
07. Lando Norris (GB), McLaren, +1:13,719
08. Esteban Ocon (F), Alpine, +1:14,719
09. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, +1:19,340
10. Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri, +1:20,221
11. Pierre Gasly (F), Alpine, +1:23,084
12. Valtteri Bottas (FIN), Alfa Romeo, +1:25,191
13. Guanyu Zhou (RCH), Alfa Romeo, +1:35,441
14. Alex Albon (T), Williams, +1:36,184
15. Kevin Magnussen (DK), Haas, +1:41,754
16. Daniel Ricciardo (AUS), AlphaTauri, +1:43,071
17. Logan Sargeant (USA), Williams, +1:44,476
18. Nico Hülkenberg (D), Haas, +1:50,450
Out
Carlos Sainz (E), Ferrari, Kollisionsschäden
Oscar Piastri (AUS), McLaren, Kollisionsschäden

WM-Stand (nach 12 von 22 Grand Prix, inklusive 3 von 6 Sprints)

Fahrer
01. Verstappen 314 Punkte
02. Pérez 189
03. Alonso 149
04. Hamilton 148
05. Leclerc 99
06. Russell 99
07. Sainz 92
08. Norris 69
09. Stroll 47
10. Ocon 35
11. Piastri 34
12. Gasly 22
13. Albon 11
14. Hülkenberg 9
15. Bottas 5
16. Zhou 4
17. Tsunoda 3
18. Magnussen 2
19. Sargeant 0
20. De Vries 0
21. Ricciardo 0

Konstrukteurspokal
01. Red Bull Racing 503 Punkte
02. Mercedes 247
03. Aston Martin 196
04. Ferrari 191
05. McLaren 103
06. Alpine 57
07. Williams 11
08. Haas 11
09. Alfa Romeo 9
10. AlphaTauri 3

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