Sandsturm in Bahrain: Wenn beim Test nichts mehr geht
Moderne Formel-1-Flügelautos reagieren sensibel auf Wind: Am Ende einer Geraden erhöht Gegenwind den Abtrieb, verminderte aber auch die Topspeed. Rückenwind macht das Auto leicht, was beim Bremsen sehr viel Fahrgefühl erfordert. Wind von der Seite mögen die Autos gar nicht. Einige Autos sind anfälliger auf Wind als andere.
Besonders heikel wird es, wenn der Wind böig ist, wie oft auf dem Bahrain International Circuit. Oder wenn er in kurzer Zeit die Richtung ändert, was die Abstimmung des Fahrzeugs ebenfalls erschwert.
Und mit dem Wind kommt in Bahrain der Sand.
Bei den Formel-1-Wintertests auf dem Bahrain International Circuit ist nicht selten von freiem Auge zu erkennen, wie die Autos auf die Bahn gewehten Sand verwirbeln, besonders am ersten Tag. Aber wie groß ist das Problem Sand wirklich?
Bei den dreitägigen Probefahrten auf dem BIC haben wir einige Male erlebt, wie der Wind nicht nur dreht, sondern zwischendurch auch markant an Stärke zugelegt. Folge: Eine feine Sandschicht kann sich auf den rauen Asphalt legen, von den Hinterrädern der Rennwagen von der Ideallinie gewirbelt.
Seit 2004 haben wir einen Großen Preis von Bahrain, es war der erste Formel-1-WM-Lauf im Mittleren Osten. In Sakhir (der Name steht für «jener, der die Herzen gewinnt») kann Sand zum echten Problem werden.
Gegen Mutter Natur sind Rennstrecken-Architekten machtlos. Vor allem, weil sich die Anlage mitten in der Wüste befindet und der stetige Wind unablässig Sand auf die Rennanlage fächelt – oder peitscht. Keiner hat vergessen, was im Februar 2009 in Bahrain los war, als ein Sandsturm die Wintertests lahmlegte.
Grundsätzlich ist das Problem Sand hier grösser als auf dem Yas Marina Circuit von Abu Dhabi oder auf dem schnellen Straßenkurs von Dschidda in Saudi-Arabien, weil jene Pisten windgeschützter gebaut sind und am Meer liegen.
Der BIC hingegen liegt mitten auf der Insel Bahrain. Also kommen hocheffiziente Kehrmaschinen zum Einsatz, welche den Sand nicht nur wegwischen, sondern ihn aus den Poren des Asphalts saugen.
Die Motorhersteller haben ebenfalls vorgesorgt – mit besonderen Luftfiltern, die sich bei Wüstenrallyes bewährt haben. Es hat sich in den vergangenen Jahren erwiesen: Wenn der Motor eines Rallye-Wagens in der Wüste normal atmen kann, dann ist das auch für ein GP-Triebwerk kein Problem.
Tatsächlich haben wir in all dem Jahren Bahrain-GP keinen einzigen Motorschaden erlebt, der von den Spezialisten direkt auf Sandeinwirkung zurückzuführen war.
Wind als Ärgernis, das ist Formel-1-Alltag.
Sand als Motoren-Killer jedoch, das ist ein Formel-1-Mythos.
Formel-1-Wintertests
21.02. bis 23.2. in Bahrain
Formel-1-WM 2024
02.03. Bahrain-GP, Bahrain International Circuit, Sakhir
09.03. Saudi-Arabien-GP, Jeddah Corniche Circuit, Dschidda
24.03. Australien-GP, Albert Park Circuit, Melbourne
07.04. Japan-GP, Suzuka International Racing Course, Suzuka
21.04. China-GP, Shanghai International Circuit, Shanghai *
05.05. Miami-GP, Miami International Autodrome, Miami *
19.05. Emilia Romagna-GP, Autodromo Enzo e Dino Ferrari, Imola
26.05. Monaco-GP, Circuit de Monaco, Monte Carlo
09.06. Kanada-GP, Circuit Gilles Villeneuve, Montreal
23.06. Spanien-GP, Circuit de Barcelona-Catalunya, Montmeló
30.06. Österreich-GP, Red Bull Ring, Spielberg *
07.07. Großbritannien-GP, Silverstone Circuit, Silverstone
21.07. Ungarn-GP, Hungaroring, Budapest
28.07. Belgien-GP, Circuit de Spa-Francorchamps, Spa
25.08. Niederlande-GP, Circuit Zandvoort, Zandvoort
01.09. Italien-GP, Autodromo Nazionale di Monza, Monza
15.09. Aserbaidschan-GP, Baku City Circuit, Baku
22.09. Singapur-GP, Marina Bay Street Circuit, Singapur
20.10. Austin-GP, Circuit of the Americas, Austin *
27.10. Mexiko-GP, Autódromo Hermann Rodríguez, Mexiko-Stadt
03.11. Brasilien-GP, Autódromo José Carlos Pace, Interlagos *
23.11. Las Vegas-GP, Las Vegas Street Circuit, Las Vegas
01.12. Katar-GP, Losail International Circuit, Doha *
08.12. Abu Dhabi-GP, Yas Marina Circuit, Yas Island
* im Sprint-Format