Alain Prost: «Max Verstappen auf dem Weg zum Titel»
Alain Prost
Immer ein gerngesehener Gast im Formel-1-Fahrerlager: der Franzose Alain Prost. Der drahtige Franzose ist inzwischen 69 Jahre alt und eine Grand-Prix-Legende – vier Mal Weltmeister (1985, 1986, 1989 und 1993), er hat bei seinen 199 Formel-1-WM-Einsätzen 51 Mal triumphiert.
Im Fahrerlager des Bahrain International Circuit hat der frühere Werksfahrer von Renault und Ferrari bei ServusTV über die mentale Einstellung eines Champions im Allgemeinen gesprochen und über den derzeitigen Formel-1-Dominator Max Verstappen im Besonderen.
Für die Königsklasse zu Zeiten von Prost, also von 1979 mit McLaren Jahre bis 1993 mit Williams, und für die heutige Formel 1 gilt gemäß Prost das Gleiche: «Für die Fahrer gilt damals wie heute – der Kopf ist so wichtig wie ein schwerer rechter Fuß. Du musst deinen Speed mit Konstanz verbinden, um Weltmeister zu werden. Nur einige Rennen zu gewinnen, das reicht nicht.»
«Wenn du dann den ersten Titel geholt hast, dann verändert sich die Philosophie. Du hast ein großes Ziel in deiner Karriere erreicht, nun brauchst du ein neues Ziel. Das ist besonders in der Situation wie heute bei Max Verstappen wichtig. Er steht bei inzwischen drei Titeln und hat 2023 so viele Rennen gewonnen. Da musst du dich ständig frisch motivieren können.»
«Bei Max erkenne ich in dieser Hinsicht kein Problem. Die Art und Weise, wie er sein Leben führt, seine Einstellung, sein Charakter, da wirkt er immer frisch und erfolgshungrig.»
«Wenn du so erfolgreich bist, dann erwarten einige Menschen von dir weitere Erfolge. Andere warten vielleicht darauf, dass du stolperst. Weil sie andere Fahrer gewinnen sehen möchten oder nach etwas Neuem gieren. Ich glaube, Max ist sich seiner Lage sehr bewusst. Ich sehe einen Verstappen, der auf dem Weg zum vierten Titel so motiviert ist wie vor einem Jahr auf dem Weg zum dritten.»
Wie ging Prost damals als GP-Star selber mit dieser Situation um? «Es gibt eigentlich nichts, was du tun kannst. Du musst akzeptieren – wenn du erfolgreich bist, wollen einige Menschen, dass du versagst. Es liegt in der menschlichen Natur, dass dich nicht alle Leute lieben.»
Alain Prost hat in der Formel 1 von Fans und Fachleuten respektvoll den Titel «Professor» erhalten – weil er sich sehr umfassend mit allen Daten seines Autos auseinandergesetzt hat. Aber er galt auch als ausgefuchster Politiker.
«Das habe ich nicht ganz verstanden», sagt Prost in Bahrain. «Vielleicht geht das zurück auf mein Jahr bei Ferrari mit Nigel Mansell. Nigel war irritiert, dass ich mich mit den Ferrari-Leuten auf Italienisch unterhalten habe. Aber nie in den Besprechungen vor und nach den Einsätzen, da wurde stets Englisch gesprochen.»
«Ich glaube, Nigel sah sich mental in einer schwächeren Position, aber ich habe damals keine Spielchen gespielt. Ich machte nur meinen Job, in enger Arbeit mit den Ingenieuren, mit vielen Stunden an der Rennstrecke.»
«Ich habe die Herausforderung durch einen starken Stallgefährten immer geschätzt, gegen Niki Lauda, später auch gegen Ayrton Senna. Im ersten McLaren-Jahr 1988 mit Senna lief alles prima, alle Informationen lagen auf dem Tisch. 1989 wurde es schwieriger. In den Meetings waren wir noch immer offen, ich hatte nie den Eindruck, dass etwas verschwiegen wird, aber wenn die Sitzung zu Ende war, haben wir kein Wort mehr miteinander gewechselt. Ich wollte nichts verheimlichen, weil ich auf saubere Art und Weise gewinnen wollte.»
Kann ein Formel-1-Weltmeister überhaupt ein netter Kerl sein? Alain Prost antwortet: «Ich muss die Leute enttäuschen, aber ich glaube – ja, das geht. Klar musst du ein Egoist sein, klar musst du einen starken Charakter haben, um dich in der Formel 1 durchzusetzen, aber das eine muss das andere nicht auschließen.»
Bei welchen Piloten wittert Prost den Charakter eines Champions? «Vor allen anderen kommt Max, nicht nur wegen seines überragenden Talents, mit dem er mehr aus dem Auto holt als seine Teamgefährten, nicht nur wegen seiner tollen Fahrzeugbeherrschung. Es geht eben auch um den Charakter und die mentale Einstellung.»
«Einige andere der jungen Piloten haben fabelhaften Speed gezeigt – Charles Leclerc, Lando Norris, Oscar Piastri. Charles hat schon Rennen gewonnen, Lando und Oscar haben zweifelsohne das Zeug dazu. Aber es ist eines zu gewinnen und etwas Anderes, eine ganze Saison lang konstant auf höchstem Niveau zu fahren und damit um einen Titel kämpfen zu können. Auch für mich ist es heute unmöglich zu sagen, wie sie mit einem solchen Druck ungehen würden, wenn sie in dieser Situation sind.»
Das ganze Interview mit Alain Prost sehen Sie auf dem YouTube-Kanal unserer Kollegen von ServusTV On
Bahrain-GP, Bahrain International Circuit
01. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 1:31:44,742 h
02. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, +22,457 sec
03. Carlos Sainz (E), Ferrari, +25,110
04. Charles Leclerc (MC), Ferrari, +39,669
05. George Russell (GB), Mercedes, +46,768
06. Lando Norris (GB), McLaren, +48,458
07. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, +50,324
08. Oscar Piastri (AUS), McLaren, +56,082
09. Fernando Alonso (E), Aston Martin, +1:14,887 min
10. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, +1:33,216
11. Guanyu Zhou (RCH), Sauber, +1 Runde
12. Kevin Magnussen (DK), Haas, +1
13. Daniel Ricciardo (AUS), Racing Bulls, +1
14. Yuki Tsunoda (J), Racing Bulls, +1
15. Alex Albon (T), Williams, +1
16. Nico Hülkenberg (D), Haas, +1
17. Esteban Ocon (F), Alpine, +1
18. Pierre Gasly (F), Alpine, +1
19. Valtteri Bottas (FIN), Sauber, +1
20. Logan Sargeant (USA), Williams, +2 Runden
WM-Stand (nach 1 von 24 Grands Prix)
Fahrer
01. Verstappen 26 Punkte
02. Pérez 18
03. Sainz 15
04. Leclerc 12
05. Russell 10
06. Norris 8
07. Hamilton 6
08. Piastri 4
09. Alonso 2
10. Stroll 1
11. Zhou 0
12. Magnussen 0
13. Ricciardo 0
14. Tsunoda 0
15. Albon 0
16. Hülkenberg 0
17. Ocon 0
18. Gasly 0
19. Bottas 0
20. Sargeant 0
Konstrukteurspokal
01. Red Bull Racing 44 Punkte
02. Ferrari 27
03. Mercedes 16
04. McLaren 12
05. Aston Martin 3
06. Sauber 0
07. Haas 0
08. Racing Bulls 0
09. Williams 0
10. Alpine 0