Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Ralf Schumacher warnt: «Das halte ich für gefährlich»

Von Andreas Reiners
Ralf Schumacher

Ralf Schumacher

Michael und Ralf Schumacher haben aus bescheidenen Verhältnissen den Sprung in die Formel 1 geschafft. Das wäre heute so kaum mehr denkbar.

Es erscheint fast undenkbar, dass Michael und Ralf Schumacher ihre beeindruckenden Karrieren in der Formel 1 heutzutage hätten starten können. Der Zugang zur Königsklasse des Motorsports hat sich grundlegend gewandelt.

Er ist zu einem steinigen Pfad geworden, besonders für Nachwuchstalente, die nicht eine üppige finanzielle Unterstützung zurückgreifen können. Das Risiko, trotz herausragender Fähigkeiten zu scheitern und den Formel-1-Traum unverwirklicht zu lassen, ist erheblich.

«Ich glaube nicht, dass unser Weg heute so funktionieren würde», sagte Ralf Schumacher bei Sky, «weil damals der Andrang auf den Motorsport ein anderer war. Aber vor allem aus deutscher Sicht war da ein Hunger, da war ein Nachholbedarf.»

Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre öffneten Unternehmen die Geldhähne für den Motorsport, es wurden Förderprogramme für den Nachwuchs aufgelegt und auch die Hersteller mischten mit. In jener Ära, als Michael Schumacher sein Formel-1-Debüt feierte, betrat RTL als Fernsehsender die Bühne und half mit, die Begeisterung im ganzen Land anzufachen.

«Wenn ich sehe, was dann mit Michael passiert ist - das war unglaublich. Das hat dann auch geholfen, dass ganz viele deutsche Fahrer den Weg geebnet bekommen haben», sagte Ralf Schumacher.

Heute kann Geld sogar Talent schlagen

Damals war es die Regel, dass sich Talent meist auch durchgesetzt hat. Heute ist es möglich, «dass Geld Talent schlagen kann, weil man so viel Zeit im Kart oder auch im Auto hat, dass man das lernen kann».

Vor allem in den Nachwuchsklassen macht das einen großen Unterschied. Deshalb fordert Schumacher, dass es wieder mehr Testtage gibt, auch in der Formel 1. Und dann nicht nur für die aktuellen Fahrer, die zuletzt lediglich eineinhalb Tage hatten, um sich auf die neue Saison vorzubereiten.

«Sondern auch, um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, dass junge Fahrer wieder eine Chance bekommen», so Schumacher, der auf die beiden letzten Formel-2-Champions verweist. Denn der Brasilianer Felipe Drugovich und der Franzose Theo Pourchaire sind Titelträger 2022 und 2023, aber ohne Formel-1-Cockpit. «Und stattdessen fährt der mittlerweile 42-jährige Alonso mit. Nichts gegen Alonso - aber es kann ja auch nicht das Ziel der Formel 1 sein, dass sie immer älter wird», so Schumacher.

Der starke siebte Platz von Ferrari-Nachwuchsmann Oliver Bearman in Saudi-Arabien ist für Schumacher enorm wichtig. «Es war ganz wichtig, dass jemand kommt, reingeschmissen wird und ein gutes Ergebnis erzielt. Jedes Team hat schon fast Angst gehabt, neue Fahrer zu nehmen. Es wird hoffentlich dazu führen, dass wieder neue Fahrer kommen.»

Folgen können fatal sein

Denn die Folgen könnten fatal sein. «Wo fängt das an und wo hört das auf? Jetzt hat der Motorsport Schnupfen im Nachwuchs. Und dann wird er Husten bekommen», so Schumacher. Wenn das ganze System nämlich kollabiert. «Wenn die Sponsoren, die Investoren, die Väter nicht mehr daran glauben, den Nachwuchs zu fördern, weil der nachher eh nirgendwo hinkommt. Und wir reden da von viereckigen Summen, die müssen irgendwo zurückkommen. Und dann wird irgendwann auch keiner mehr Interesse daran haben. Das halte ich für gefährlich», betont Schumacher.

Bereits im Kartsport zeigt sich, dass vieles eine Frage des Geldes ist. Um hier an der Spitze mitzumischen, sind jährliche Investitionen von 200.000 bis 300.000 Euro keine Seltenheit. Über die Jahre kann sich die finanzielle Belastung auf dem Weg zur Formel 1 auf zweistellige Millionenbeträge summieren. Ein Beispiel ist Lance Stroll, der dank des Vermögens seines Vaters auf finanzielle Ressourcen zurückgreifen konnte, die für viele buchstäblich unbezahlbar sind.

Aus deutscher Sicht macht sich Tim Tramnitz auf den Weg nach oben. 2024 geht er in der Formel 3 an den Start und profitiert dabei als Red-Bull-Junior auch von der Unterstützung des Konzerns. Beim Auftakt in Bahrain fuhr er einmal auf das Podium und mischt gleich vorne mit.

«Es ist generell ein extrem schwieriger Weg in die Formel 1. Für mich wäre es ohne Red Bull finanziell wohl nicht möglich gewesen, den Weg nach oben weiterzugehen. Und ich denke, dass ganz viele Familien damit Probleme haben. Motorsport ist leider so teuer. Und das ist das große Problem im deutschen Motorsport im Moment», sagte Tramnitz web.de.

Auch die Sponsorensuche ist alles andere als einfach. «Viele Leute denken, dass Motorsport und die Themen Umwelt und Nachhaltigkeit nicht zusammenpassen», so Tramnitz, bei dem der Papa den Start finanziell stemmen konnte. Sein Ziel 2024 mit Red-Bull-Rückendeckung: «Der beste Rookie zu sein. Und dann auch um Podien und möglicherweise auch um Siege mitzukämpfen.»

Das Potenzial dazu hat er, glaubt Schumacher. Die große Frage ist, ob Tramnitz bereit für den nächsten Schritt ist. «Er wächst hoffentlich mit der Aufgabe. Das muss er jetzt zeigen. Aber er hat nun alle Voraussetzungen. Red Bull steckt ihn in ein gutes Team, er kann Simulator fahren, die ganzen Trainings-Geschichten machen. Er hat die besten Chancen.»

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