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Monza 1983: Als BMW-Mann unter den Ferrari-Fans

Kolumne von Uwe Mahla
​Immer noch habe ich diese unglaubliche rote Menschenmenge vor Augen, bei der Siegerehrung des Italien-GP. Sieg für Leclerc, aber noch viel mehr: Sieg für Ferrari, beim Heim-Grand Prix, pure Magie!

Jetzt mal Hand aufs Herz: Wenn du nicht Wettbewerber bist, Konkurrent von Ferrari wie ich damals als BMW-Pressesprecher, dann freust du dich einfach mit für Ferrari und geniesst dieses unbeschreibliche Fest – Sieg für Ferrari in Monza, das ist nicht zu toppen, das ist pure Magie!

Ich erinnere mich: Damals, sozusagen als Vertreter der Widersacher, sah die Sache ganz anders aus.

Großer Preis von Italien, 11. September 1983: 14 Punkte Rückstand auf Prost im Renault und immerhin sechs auf René Arnoux (Ferrari) im Kampf um die WM – Nelson Piquets Position um den Titel im Brabham-BMW ist nicht gerade rosig, als die Hölle von Monza (die Hölle gilt für alle, einzige Ausnahme Ferrari) auf dem Dienstplan steht.

Noch drei Rennen und 14 Punkte auf den Spitzenreiter, aber da ist diese kaum zu greifende Selbstsicherheit in Piquets ganzem Auftritt. Gordon Murray schmunzelt viel- und nichtssagend in sich hinein, und Paul Rosche studiert noch intensiver als sonst in seinen Unterlagen, die offenbar ein paar Geheimnisse in sich bergen.

Als hätten sich die Brabham-BMW-Männer verschworen, als schweißte sie eine Philosophie zusammen, die ungefähr lauten konnte «jetzt gibt es nur noch den bedingungslosen Angriff», machten sich die weiß-blauen Pfeile auf Rekordjagd, als wollten sie es gerade hier den roten Rennern aus Maranello zeigen, erzwingen Piquet und Patrese immer neue Trainings-Bestzeiten, bis schließlich Patrese vor eigenem Publikum Qualifikationskönig ist. Ebenso resolut setzt sich Piquet am Start hinter seinen davonstürmenden Teamkollegen.

Das Brabham-BMW-Geschwader entschwindet den Verfolgern nach Belieben, als führe es in einer anderen Klasse. In der zweiten Runde ist Piquet vorne! Damit erübrigen sich die Spekulationen, wie sich der Italiener wohl verhalten würde, wenn er von der Box ein Zeichen bekäme, das ihm befiehlt, Piquet den Vortritt zu lassen. Dann geht bei Patrese ohnehin der Motor hopps.

Es dauert nicht lange, dann geht der Spitzenreiter dazu über, das Tempo zu drosseln und aus sicherem Abstand die Verfolger zu kontrollieren. Als die Boxenmannschaft signalisiert, dass Prost in der 26. Runde mit Turboschaden aus dem Rennen ist, macht sich Piquet in bewährter Manier am Dampfrad (der Regulierung für den Ladedruck) zu schaffen. Diesen Sieg lässt er sich nicht nehmen. Sieg für Piquet, Ferrari-Mann Arnoux um 18 Sekunden geschlagen Zweiter.

Heute wird die Menge ja kontrolliert zur Siegerehrung auf die Bahn gelassen, aber damals begann die Pisteninvasion noch während der Auslaufrunde, wie unser Foto von Arnoux zeigt.

Traut man sich da als BMW-Mann in diese riesige Tifosi-Menge?

Mein Problem: Ich musste mir – in meinem BMW-Outfit – einen Weg durch die enttäuschten Ferrari-Fans bahnen, um von meinem Arbeitsplatz auf die gegenüberliegenden Boxen zu gelangen, um unserer von Journalisten, Fans (und Ferraristi) bedrängten Mannschaft zu Hilfe zu eilen.

In BMW-Farben? Unmöglich.

Doch ich hatte vorgesorgt: Ahnend, dass da etwas Großes passieren könnte, hatte ich mir einen Ferrari-Pulli besorgt und fand so unbehelligt den Weg zu meinen Leuten.

Und Weltmeister wurden wir dann auch noch. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.


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