USA-GP in Austin: Rennen ausverkauft, Streit ums Geld
Alle Sitzplätze für den Grand Prix 2024 sind verkauft
Der Formel-1-WM-Lauf auf dem Circuit of the Americas (COTA) bei Austin (Texas) feierte 2012 Premiere. Damals war von der F1-Doku «Drive to Survive» von Netflix noch weit und breit nichts zu sehen, aber COTA ebnete den Weg für weitere Grands Prix in den USA – 2022 kam Miami ins Programm, 2023 kehrte Las Vegas zurück.
Das ganze Abkommen zwischen COTA und dem damaligen Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone basierte finanziell auf 25 Millionen Zuschuss pro Jahr aus der Kasse des Bundesstaates Texas. Ausgemacht wurden insgesamt 250 Millionen Dollar Zuschuss über den Zeitraum von zehn Jahren. Dies dank einer Spezialkasse für besondere Veranstaltungen, dem so genannten «Major Events Trust Fund».
Aus dieser Kasse werden grosse Sportveranstaltungen wie etwa ein American Football-Finale um den Super Bowl unterstützt. Die Kasse wird durch Steuereinnahmen aus Einzelhandel, Hotelübernachtungen, Mietwagengeschäft und Alkoholverkauf gespiesen. Abgenickt wurde diese Summe vom damaligen Gouverneur Rick Perry (von Dezember 2000 bis Januar 2015 auf diesem Posten) und seiner Rechnungsprüferin Susan Combs.
Das Formel-1-Rennen ist die einzige Sportveranstaltung von Texas, die über eine längere Laufdauer gefördert wird, die Entscheidung damals erzeugte im Kapitol von Austin lange und hitzige Diskussionen, um nicht zu sagen: Zank.
Denn einige Politiker argumentieren bis heute, Perry und Combs hätten damals mit der finanziellen Unterstützung in diesem Rahmen ihre Kompetenzen überschritten.
Die Kritik am Rennen ist leiser geworden. Erstens, weil sich der Grand Prix als Zuschauermagnet etabliert hat, mit stetig steigenden Zuschauerzahlen – 2024 werden am GP-Wochenende fast 500.000 Fans auf die Rennanlage strömen, alle Sitzplätze sind ausverkauft.
Und zweitens, weil die Formel-1-Grossaktionäre von Liberty Media klargemacht haben: Der USA-GP in Austin bleibt fester Bestandteil des WM-Programms, die Zahl der Läufe in den Vereinigten Staaten von Amerika soll weiter mittelfristig ausgebaut werden, etwa mit einem Rennen an der Ostküste, Stichwort New York.
Aber nach dem Zank zu Beginn lief anschliessend durchaus nicht alles reibungslos. 2016 führte der Automobil-Weltverband FIA den Grossen Preis der USA in Austin lange Zeit mit einem Sternchen – das Rennen galt als ungesichert.
Zum Hintergrund äusserte sich Bobby Epstein, Vorstandschef des «Circuit of the Americas» in Austin, ohne Blatt vor dem Mund: «Um es in aller Deutlichkeit zu sagen – wir wurden beschissen.»
Epstein war wütend nach einer Entscheidung der Wirtschaftsexperten des texanischen Gouverneurs Greg Abbott (66), der seit 2015 im Amt ist. Diese Wirtschaftsexperten hatten beschlossen – die jährliche Förderung des Formel-1-Rennens auf dem COTA werde verringert, von 25 Millionen Dollar auf 19,5 Millionen, also um mehr als 20 Prozent.
Epstein schäumte: «Das ist, also ob du im Restaurant dein Essen geniesst, und dann sagt man dir, dass sich der Preis geändert hat.»
Eine der Folgen: Die US-Amerikaner gerieten eine Weile mit der Bezahlung der Antrittsgebühr für die Formel 1 in Rückstand. Daher das Sternchen für den Grand Prix mit den Stars and Stripes.
Nicht nur Texaner fragten sich damals: Wieso wurde die Hilfe gekürzt? Die Experten von Greg Abbott gaben an, sie hätten eine andere Berechnungsgrundlage genützt als damals Susan Combs, um die wirtschaftliche Rentabilität des Autorennens abzuschätzen.
Bobby Epstein war damit nicht einverstanden: «Für uns ist das ein Vertrauensbruch. Der Staat Texas hat uns klare Versprechungen gegeben. Wir haben einen Deal, und wir haben unseren Teil der Abmachung erfüllt.»
Nur basierend auf der Abmachung mit Perry und Combs wurde die 300-Millionen-Dollar-Anlage COTA überhaupt gebaut – die erste Rennanlage in den USA, die eigens für die Formel 1 errichtet wurde.
Im Februar 2022 wurde der Vertrag zur Durchführung des Grossen Preises der USA auf dem Circuit of the Americas um fünf Jahre verlängert (bis einschliesslich 2026), beim der herabgesetzten Beteiligung von 19,5 Millionen Dollar ist es geblieben.
Gemäss Angaben von COTA erzeugen die Rennbesucher der Formel 1 in Austin jedes Jahr einen Umsatz in Höhe von mehr als 600 Millionen Dollar.
Das Grand-Prix-Wochenende ist längst zum wichtigen Wirtschafts-Turbo für die Stadt Austin und den Bundesstaat Texas geworden.