FIA-Chef Ben Sulayem: «Das geht die Fahrer nichts an»
Max Verstappen und Mohammed Ben Sulayem
Das Verhältnis zwischen den Grand-Prix-Stars und dem FIA-Präsidenten Mohammed Ben Sulayem (63) ist zerrüttet. Zur Erinnerung: Am 7. November ist die Formel-1-Fahrervereinigung GPDA (Grand Prix Drivers’ Association) mit einem offenen Brief an die Öffentlichkeit gegangen. Es ging darum, wie sich die Rennfahrer vom Autosport-Weltverband FIA behandelt fühlen.
Hintergrund: Weltmeister Max Verstappen wurde im Rahmen des Singapur-GP zu einer Geldstrafe und zu gemeinnütziger Arbeit verdonnert, weil er mit einem Fluchwort über sein Auto geschimpft hatte. Auch Charles Leclerc rutschte ein «Fuck» heraus, der Monegasse erhielt ebenfalls eine Busse. Die GP-Asse hatten jetzt echt die Nase voll.
Die GPDA-Direktoren Alexander Wurz, George Russell und Sebastian Vettel im Namen ihrer Fahrerkollegen: «Es gibt einen Unterschied zwischen Flüchen, die darauf abzielen, andere zu beleidigen, und eher beiläufigen Flüchen, mit denen man zum Beispiel schlechtes Wetter oder einen leblosen Gegenstand wie ein F1-Auto oder eine Fahrsituation beschreiben kann.»
«Ausserdem sind unsere Mitglieder erwachsen. Sie haben es nicht nötig, sich von den Medien über so triviale Dinge wie das Tragen von Schmuck oder Unterhosen belehren zu lassen.» (Hier geht es um das Schmucktrage-Verbot für die Fahrer.)
«Wir fordern den FIA-Präsidenten auf, seinen eigenen Ton und seine Sprache zu überdenken, wenn er mit unseren Mitgliedsfahrern oder über sie spricht, sei es in einem öffentlichen Forum oder anderswo.»
(Hier geht um eine Bemerkung von FIA-Chef Ben Sulayem, die Formel 1 müsse unterscheiden zwischen Motorsport und Rap-Musik. Worauf Lewis Hamilton kritisierte, das sei stereotypische Sprache mit rassistischem Unterton.)
«Die GPDA hat ferner bei zahllosen Gelegenheiten ihre Ansicht zum Ausdruck gebracht, dass Geldstrafen für Fahrer für unseren Sport nicht angemessen sind.»
«In den vergangenen drei Jahren haben wir den FIA-Präsidenten aufgefordert, uns die Details und die Strategie mitzuteilen, wie die Geldstrafen der FIA verteilt werden und wofür die Gelder verwendet werden. Wir haben auch unsere Besorgnis über das negative Image, das Geldbussen dem Sport verleihen, zum Ausdruck gebracht.»
«Wir fordern den FIA-Präsidenten erneut auf, finanzielle Transparenz zu schaffen und einen direkten, offenen Dialog mit uns zu führen. Alle Beteiligten, also FIA, F1, die Rennställe und die GPDA, sollten gemeinsam entscheiden, wie und ob das Geld zum Wohle des Sports ausgegeben wird.»
Im Rahmen des Las Vegas-GP ist dann George Russell gefragt worden, ob es von der FIA eine Reaktion auf den Brief gegeben habe. «Nein, keine» sagte der Brite.
Die Antwort ist nun da, und sie wird das Verhältnis zwischen den Piloten und dem FIA-Chef nicht verbessern.
Denn der 14-fache Rallye-Champion Ben Sulayem wirkt herablassend, wenn er sagt. «Ich bin auch Fahrer, ich respektiere die Piloten. Aber sie sollen sich darauf konzentrieren, was sie am besten können – Rennfahren. Was gewisse Anfragen der Piloten angeht, so muss ich sagen: Sorry, das geht sie nichts an.»
«Aber gut, sie wollen wissen, wie wir das Geld investieren? Wir haben im vergangenen Jahr 10,3 Millionen Euro in Basis-Motorsport investiert. Das ist eine Menge Geld. In 2024 sind es mehr als 10 Millionen, in Basis-Sport, in Karting.»
Nach der überraschenden Trennung von Formel-1-Rennleiter Niels Wittich stellten die Fahrer fest, das sei für sie aus heiterem Himmel gekommen, von Transparenz keine Spur. Und das ist nicht die einzige personelle Veränderung bei der FIA.
Mohammed Ben Sulayem: «Was immer wir tun, das geschieht zum Wohle der FIA und ist unsere Angelegenheit. Das geht keinen von ausserhalb etwas an. Wieso sollten wir die Fahrer informieren? Wenn sich in einem Rennstall personell etwas ändert, werden wir davon auch nicht in Kenntnis gesetzt. Wir haben Regeln, wir folgen diesen Regeln. Wir folgen nicht den Regeln von Anderen. So einfach ist das.»
Klar ist in zahlreichen Medien die Frage aufgeworfen worden, wieso es derzeit so viele Veränderungen bei der FIA gibt. Mohammed Ben Sulayem: «Auch für die Medien gilt – bei gebührendem Respekt, aber muss ich alles beantworten? Meine Verantwortung gilt den FIA-Mitgliedern und dem Sport.»
«Die Medien sind gut, aber sie haben kein Stimmrecht bei der FIA. Ich bin gewählt worden, um die FIA zu reparieren, und genau das mache ich auch. Aber nur damit Sie es wissen – 64 neue Angestellte sind 2023 zu uns gekommen, und 92 sind es 2024. Ich habe Wichtigeres zu tun als mich darum zu kümmern, was alles über mich geschrieben wird. »
Katar-GP, Losail International Circuit
01. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 1:31:05,323 h
02. Charles Leclerc (MC), Ferrari, +6,031 sec
03. Oscar Piastri (AUS), McLaren, +6,819
04. George Russell (GB), Mercedes, +14,104
05. Pierre Gasly (F), Alpine, +16,782
06. Carlos Sainz (E), Ferrari, +17,476
07. Fernando Alonso (E), Aston Martin, +19,867
08. Guanyu Zhou (RCH), Sauber, +25,360
09. Kevin Magnussen (DK), Haas, +32,177
10. Lando Norris (GB), McLaren, +35,762
11. Valtteri Bottas (FIN), Sauber, +50,243
12. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, +56,122
13. Yuki Tsunoda (J), Racing Bulls, +1:01,100 min
14. Liam Lawson (NZ), Racing Bulls, +1:02,656
15. Alex Albon (T), Williams, +1 Runde
Out
Nico Hülkenberg (D), Haas, Dreher
Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, Antriebsschaden
Lance Stroll (CDN), Aston Martin, Kollisionsschäden
Esteban Ocon (F), Alpine, Unfall
Franco Colapinto (RA), Williams, Unfall
WM-Stand (nach 23 von 24 Grands Prix und 6 von 6 Sprints)
Fahrer
01. Verstappen 429 Punkte
02. Norris 349
03. Leclerc 341
04. Piastri 291
05. Sainz 272
06. Russell 235
07. Hamilton 211
08. Pérez 152
09. Alonso 68
10. Hülkenberg 37
11. Gasly 36
12. Tsunoda 30
13. Stroll 24
14. Ocon 23
15. Magnussen 16
16. Albon 12
17. Daniel Ricciardo (AUS) 12
18. Oliver Bearman (GB) 7
19. Colapinto 5
20. Zhou 4
21. Lawson 4
22. Bottas 0
23. Logan Sargeant (USA) 0
Konstrukteurspokal
01. McLaren 640 Punkte
02. Ferrari 619
03. Red Bull Racing 581
04. Mercedes 446
05. Aston Martin 92
06. Alpine 59
07. Haas 54
08. Racing Bulls 46
09. Williams 17
10. Sauber 0