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Red Bull Racing: Eine einmalige Erfolgsgeschichte

Von Mathias Brunner
20 Jahre Red Bull Racing

20 Jahre Red Bull Racing

​20 Jahre Formel 1 sind von Red Bull Racing würdig abgeschlossen worden: Vierter Fahrer-WM-Titel in Serie von Max Verstappen. Der Journalist Ben Hunt hat den Weg nach RBR nachgezeichnet.

2024 hat der Rennstall Red Bull Racing neue Meilensteine gesetzt, der eindrucksvollste davon: vierter WM-Titel in Folge des Niederländers Max Verstappen. Seit der Gründung des Rennstalls hat es kein Formel-1-Team in kürzerer Zeit zu solchen Erfolgen gebracht.

Red Bull Racing steht bei inzwischen 122 GP-Siegen (auf Rang 4 der ewigen Team-Siegerliste hinter Ferrari mit 248 Siegen, McLaren 189 und Mercedes mit 129. RBR eroberte 103 Pole-Positions, 99 beste Rennrunden, sechs Mal den Konstrukteurs-Pokal (2010 bis 2013 sowie 2022/2023) und acht Fahrer-WM-Titel, vier mit Sebastian Vettel (2010 bis 2013) und vier mit Max Verstappen (2021 bis 2024).

Red Bull Racing stieg 2005 in die Königsklasse ein, 2009 gewann Sebastian Vettel in China für die Mannschaft aus Milton Keynes zum ersten Mal, nun sind es schon 282 Pokale für Fahrer unter den ersten Drei aus 393 Einsätzen.

Jahrelang wurde Red Bull Racing im Fahrerlager als Spass-Team verkannt – die lauteste Musik, das cleverste Marketing, die schönsten Frauen, dazu der selbstironische Blick auf den Sport in Form einer Fahrerlagerzeitung. Wie ernst es «Mr. Red Bull» Dietrich Mateschitz mit dem Erfolg war, merkte die Konkurrenz erst 2009 in vollem Umfang: RBR begann, Rennen zu gewinnen. Auftakt war ein Doppelsieg in China, Vettel vor Webber.

2010 hatten sowohl Webber als auch Vettel Chancen auf den Titel. Webber verlor wichtige Punkte mit einem Ausritt in Südkorea, im gleichen Rennen schied Vettel wegen Motorschadens aus, Fernando Alonso sagt im Ferrari «grazie» und gewann. Doch beim WM-Finale von Abu Dhabi konzentrierte sich der Ferrari-Kommandostand auf Webber, um Alonsos Position zu schützen, Aussenseiter Vettel profitierte und führte in der WM, als es drauf ankam – am Schluss.

Vettel wurde mit seinem Sieg im dramatischen Finale auf dem Yas Marina Circuit 2010 zum jüngsten Formel-1-Champion.

Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner bezeichnet einen seiner Leitsätze als «no risk, no fun». RBR war immer Willens, unbetretene, manchmal unbequeme Wege zu gehen. Der Rennstall hat dem englischen Journalisten Ben Hunt die Türen weit geöffnet, um einen fast uneingeschränkten Blick hinter die Kulissen zu werfen, rechtzeitig zu 20 Jahren Red Bull Racing.

Hunt, seit zwanzig Jahren als Journalist tätig, seit zehn Jahren über Motorsport schreibend, konnte mit Unbefangenheit an die zahlreichen Interviews mit Fahrern und Team-Mitgliedern gehen, der frühere Korrespondent der «Sun» erzählt schmissig von turbulenten Anfängen bis zum Beginn von Siegesserien, von einer sportlichen Krise wegen der enttäuschenden Turbomotoren von Renault bis zur Rückkehr zu WM-Titeln mit Honda.

Was vielen Fans nicht mehr geläufig ist: Die Wurzeln von Red Bull Racing reichen bis zu Sir Jackie Stewart. Denn die Geschichte von Red Bull Racing beginnt bei «Stewart Grand Prix». Doch das Team des einstigen Tyrrell-Stars tanzte nur drei Sommer lang.

Der dreifache Formel-1-Champion aus Schottland verkaufte den Rennstall Ende 1999 an Ford, der US-Konzern machte daraus Jaguar – und fuhr prompt jahrelang hinterher. Nach fünf Jahren hatte Ford die Nase voll und suchte Käufer.

Red Bull-Mitbesitzer Dietrich Mateschitz witterte die Möglichkeit, aus dem Team einen Siegerrennstall zu formen. Er ernannte Christian Horner zum Teamchef, ab 2005 trat das frühere Jaguar-Team als Red Bull Racing an. Gleich im ersten Jahr fuhr RBR mehr Punkte ein als Jaguar in zwei Jahren zuvor!

Ben Hunt erzählt auch, wie ein weiterer Schotte eine elementare Rolle spielte beim Aufbau von RBR: David Coulthard. Nicht nur brachte «DC» seine Erfahrung ein, er konnte auch mithelfen, im November 2005 jenen Mann nach Milton Keynes zu lotsen, der die Grundlage für 14 WM-Titel legen sollte – der anerkannt beste Formel-1-Techniker der Gegenwart, Adrian Newey.

Durchbruch in Monaco 2006: David Coulthard als Dritter in Monte Carlo. Es passte, dass Red Bull Racing bei diesem Rennen Werbung für den neuen Superman-Kinofilm machte. Und so wurde Coulthard der erste Formel-1-Rennfahrer, der nach einem WM-Lauf mit Superhelden-Cape auf dem Podest stand.

Hinter den Kulissen war Newey am Umkrempeln: «Bei den ersten Sitzungen spürte ich Widerstand, im Sinne von – wir wissen schon, was wir hier machen müssen. Am bedenklichsten fand ich, dass einer der führenden Ingenieure meinte: ‘Wir bei Jaguar ...’ Als klar wurde, dass sich nichts ändert, entliess ich drei Ingenieure, danach bewegte sich endlich etwas.»

2007 kam mit dem Modell RB3 der erste Wagen aus der Feder von Adrian Newey auf die Bahn. Red Bull Racing, 2005 mit Cosworth-Power und 2006 mit Motoren von Ferrari unterwegs, arbeitete nun mit Renault zusammen.

Neben David Coulthard kam Mark Webber ins Team. Der Australier hätte um ein Haar den Regen-GP von Japan gewonnen, aber während einer Safety-Car-Phase wurde er ausgerechnet von jenem Mann abgeräumt, der Coulthard ersetzen und für Red Bull Racing vier Mal Weltmeister werden würde – Sebastian Vettel.

Adrian Newey: «Die beiden ergänzten sich perfekt. Mark hatte ein exzellentes Gespür für die Aerodynamik. Und Seb war ganz stark in Sachen Mechanik, Motor und Reifen. Besser kannst du es als Techniker nicht haben.»

2010 hatten sowohl Webber als auch Vettel Chancen auf den Titel. Webber verlor wichtige Punkte mit einem Ausritt in Südkorea, im gleichen Rennen schied Vettel wegen Motorschadens aus, Fernando Alonso sagt im Ferrari «grazie» und gewann. Doch beim WM-Finale von Abu Dhabi konzentrierte sich der Ferrari-Kommandostand auf Webber, um Alonsos Position zu schützen, Aussenseiter Vettel profitierte und führte in der WM, als es drauf ankam – am Schluss.

Vettel wurde mit seinem Sieg im dramatischen Finale auf dem Yas Marina Circuit 2010 zum jüngsten Formel-1-Champion.

Dank überragender Aerodynamik und guter Rennstrategie, dank eines Jahrzehntetalents Vettel und eines soliden Webber reihte sich Titel an Titel: Vettel wurde vier Mal in Folge Weltmeister, RBR gewann parallel dazu vier Konstrukteurs-Meisterschaften in Serie (2010–2013).

Beim Schritt in die Turbo-Ära Anfang 2014 kam die Erfolgsmaschine ins Stocken: Renault verschlief die Entwicklung. 2015 zeigte sich: Selbst das beste Chassis kann das Manko durch die enttäuschenden Renault-Motoren nicht wettmachen. Weder Leistung noch Standfestigkeit stimmte. Erstmals seit 2008 konnte kein Rennen gewonnen werden.

2016 errang Ricciardo wie 2014 den dritten Schlussrang hinter den fast unschlagbaren Mercedes-Fahrern Nico Rosberg und Lewis Hamilton. Im Frühling wurde der glücklose Daniil Kvyat durch den Rohdiamanten Max Verstappen ersetzt, der Niederländer bedankte sich mit dem Sieg im ersten Rennen für Red Bull Racing, in Spanien.

2017 kam Red Bull Racing erst im Frühsommer in Schwung, Max Verstappen und Daniel Ricciardo litten unter der Anfälligkeit der Renault-Motoren. Wenn der Wagen lief, war RBR bei der Musik: Ricciardo behielt die Nerven im Chaos-GP von Aserbaidschan und triumphierte, Verstappen siegte in Malaysia und Mexiko.

2018 bestätigte sich der Aufwärtstrend: Vier Siege (Ricciardo in China und Monaco, Verstappen in Österreich und Mexiko), eigentlich hätten es fünf sein müssen, wäre Max in Brasilien nicht über Esteban Ocon gestolpert.

Ab 2019 hatte Red Bull Racing erstmals einen echten Werkspartner: Honda. Max Verstappen wurde 2019 und 2020 jeweils WM-Dritter und konnte in dieser Zeit weitere fünf Rennen gewinnen.

2021 dann die Krönung des Niederländers: Erster WM-Titel von Max Verstappen, nach dem dramatischen Finale von Abu Dhabi gegen Lewis Hamilton im Mercedes.

2022 legte Max nach, zweiter Fahrer-WM-Titel in Japan, und Red Bull Racing eroberte im Rahmen des Grossen Preises der USA den ersten Konstrukteurs-Pokal seit neun Jahren – einen Tag nach dem Tod von «Mr. Red Bull» Dietrich Mateschitz.

2023 folgte das Rekordjahr: 19 Siege von Verstappen in 22 WM-Läufen, neue Bestmarken auch in Sachen Führungsrunden (1003), Podestplätzen (21), Siege von Pole (12), Poles in Serie (16).

2024 dann der vierte Titel von Verstappen, «mein vielleicht wertvollster», meint der Champion selber, «weil wir über weite Strecken nicht mehr das schnellste Auto hatten und uns gegen viele Widrigkeiten durchsetzen mussten».

Dies alles wird von Ben Hunt lückenlos erzählt, mit zahlreichen Facetten, die selbst für Formel-1-Kenner neu sind.

Das Wichtigste in Kürze

Ben Hunt: Red Bull Racing – Die Geschichte hinter dem Erfolg
Mit einem Vorwort von Christian Horner
Aus dem Verlag Benevento, Salzburg
ISBN: 978-3-7109-0199-7
Format 17 x 23,5 cm
298 Seiten
Für 30 Euro im Fachhandel oder direkt bei Benevento

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