Lando Norris blufft: Gegner verrät, was McLaren kann
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Lando Norris
Für McLaren-CEO Zak Brown ist die Marschrichtung klar: «Wir haben 2024 den Konstrukteurs-Pokal gewonnen, also wollen wir den erfolgreich verteidigen. In der Fahrer-WM haben wir Rang 2 errungen mit Lando Norris, da wollen wir uns natürlich um einen Platz verbessern. Wir wollen beide Titel, nur das kann unser Anspruch sein.»
Die Gretchenfrage: Ist der McLaren MCL39 von Norris und Oscar Piastri der richtige Wagen, um dem Engländer oder dem Australier den Titel zu ermöglichen?
Formel-1-Piloten sind Meister der Untertreibung. Vor dem Saisonstart will niemand die Karten auf den Tisch legen, wozu sein Auto wirklich fähig ist. Entsprechend vage die Aussagen des vierfachen GP-Siegers Norris.
Bezeichnend aber, was sein Kumpel George Russell fast beiläufig am Bahrain International Circuit gesagt hat. Der Mercedes-Fahrer enthüllte: «Was da auf uns zukommt? Ich glaube, McLaren wird verflixt stark sein. Lando sagt, dass sie über den Winter einen grossen Schritt getan haben, und er wirkt überaus zuversichtlich.»
Norris hat das mit der Test-Bestzeit am ersten Wintertesttag in Bahrain untermauert. Am 27. Februar sagt der 25-Jährige über die bisherige Arbeit mit dem MCL39: «Das Auto fühlt sich so an wie das letztjährige zum Saisonschluss, was für mich ein ermutigender Start ist. Wir hatten in den vergangenen Jahren so einige Schwierigkeiten bei Wintertests in Bahrain, aber dieses Mal sind wir mit dem richtigen Fuss aufgestanden.»
«Es hat sich Einiges geändert, aber von der ersten Runde an ein solch gutes Gefühl im Wagen zu haben, das ist ein prima Beginn. Ob ich dabei in der Zeitenliste Erster bin oder Letzter, das ist mir hier herzlich egal. Das ist erst beim WM-Auftakt in Australien wichtig.»
Natürlich ist das alles derzeit in Bahrain ein riesiger Bluff, wie Norris zugibt. «Hier zeigt noch keiner, was er wirklich kann, Stichworte Benzinlast und Motoreinstellung. Es ist ohnehin besser, wenn du dich um das eigene Programm kümmerst, und da konnten wir in Ruhe ein Kästchen nach dem anderen abhaken.»
Über einige Pausen am ersten Testtag macht sich Norris keinen Kopf: «Das sind ganz normale Abläufe, du änderst den Heckflügel oder den Boden, da ist ratz-fatz eine Viertelstunde weg, aber das ist nichts Beunruhigendes, sondern die ganz normale Arbeit bei einem Wintertest. So weit, so gut.»
«Es ist ganz wichtig, dass du beim Wintertest sicherstellst, dass er Wagen so funktioniert, wie das geplant war. Ungefähr das Letzte, was du beim WM-Beginn dann in Melbourne haben willst, das sind hässliche Überraschungen mit dem Verhalten des Wagens. Wir leisten hier Grundlagenarbeit, das ist ein wenig langsam bisweilen, aber es muss nun mal sein.»
Am Abend des ersten Tags hat McLaren fast den ganzen Wagen mit dem zähflüssigen FloViz eingesaut, und Norris schmunzelt: «Das war wirklich ein wenig viel, mein Rennanzug hat auch etwas abbekommen, und im linken Rückspiegel konnte ich nichts mehr sehen. Das Zeug riecht übel, wahrscheinlich sind diese Chemikalien auch nicht das Gesündeste, aber für die Techniker ist es ganz wichtig, den Luftstrom zu prüfen.»
«Ich fühle mich entspannt, und das ist ein gutes Zeichen. Ich weiss, dass ich das Beste aus mir heraushole, wenn ich mich gut fühle. Ich bin nicht nervös, was die neue Saison angeht, das kommt dann sicher in Australien.»
«Ich hoffe, dort werden wir dann auch ein wenig besseres Wetter haben als hier in Bahrain. Ich bin extra schon am 22. Februar nach Bahrain geflogen, weil ich in Ruhe trainieren und das schöne Wetter mit dem Strand geniessen wollte. Und dann das – kühle Temperaturen, keine Sonne.»
Bahrain-Wintertest, Donnerstag 27. Februar: Stand nach 2 Stunden
01. Lewis Hamilton (GB), Ferrari, 1:30,080 min (17 Runden)
02. Carlos Sainz (E), Williams, 1:30,152 (14)
03. George Russell (GB), Mercedes, 1:30,379 (28)
04. Pierre Gasly (F), Alpine, 1:30,846 (14)
05. Liam Lawson (NZ), Red Bull Racing, 1:31,233 (15)
06. Nico Hülkenberg (D), Sauber, 1:31,525 (21)
07. Fernando Alonso (E), Aston Martin, 1:32,942 (14)
08. Esteban Ocon (F), Haas, 1:33,771 (28)
09. Yuki Tsunoda (J), Racing Bulls, 1:37,961 (11)
10. Oscar Piastri (AUS), McLaren, ohne Zeit (7)