Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Jerez, Tag 1: Räikkönen gibt den Ton an

Von Mathias Brunner
Kimi Räikkönen (Lotus) gibt Gas.

Kimi Räikkönen (Lotus) gibt Gas.

Erste Erkenntnisse über die neue Formel-1-Modellgeneration nach dem ersten Testtag in Jerez de la Frontera (Spanien).

Die wichtigste Erkenntnis des ersten Wintertest-Tags: Kauen Sie nicht zu lange darauf herum, was Ihnen heute in Jerez vortischt worden ist.

Wer jetzt vorne herumfährt, wird nicht gewungenermassen in fünf Wochen beim WM-Auftakt in Australien vorne dabei sein; und wer sich an diesem 19-Grad-Tag zeitenmässig dezent im Mittelfeld gehalten hat, der kann in Melbourne vorneweg geigen.

Die Teams verwenden drei verschiedene Pirelli-Reifenmischungen, und dies zu unterschiedlichen Tageszeiten. Nicht alle Autos rücken mit der gleichen Benzinlast aus, 10 Kilo Sprit machen auf dem 4,4 km langen andalusischen Kurs zwischen 30 und 35 Hundertstelsekunden pro Runde aus.

Die Teams lernen überdies ihre Autos erst kennen. Einige Kinderkrankheiten sind da völlig normal, verzerren aber ihrerseits das Bild. Und da haben wir noch Mercedes (ganz in Silber) und HRT (ganz in Weiss), die mit 2011er-Autos gefahren sind, deren Leistungen wir also weitgehend ignorieren dürfen.

Zur Erinnerung: Der schnellste Mann von Jerez im vergangenen Testwinter war ein gewisser Rubens Barrichello (Williams-Cosworth) mit 1:19,832 min. Und dann ist der brasilianische GP-Haudegen mit Williams in der WM sang- und klanglos untergegangen.

Wenn wir also davon ausgehen, dass wir das Gesehene mit Vorsicht geniessen sollten, was lässt sich dann mit Gewissheit sagen?

Etwa, dass Kimi Räikkönen keine übertriebenen Probleme damit hat, sich nach seinem Rallye-Ausflug wieder ans Formel-1-Fahren zu gewöhnen. Nach dem Test mit einem zwei Jahre alten Renault und dem Werbetag (Montag) hier in Jerez legte der Finne mit dem neuen Lotus E20 Tagesbestzeit hin. Das ist mindestens für die Moral des früheren Renault-Werksrennstalls und seines finnischen Weltmeisters gut.

In jenen Streckenteilen mit langen, geschwungenen Kurven ist der neue Red Bull Racing RB8 besonders schnell gewesen. Wir wagen die Prognose: Eine Gurke ist der neue Renner von Webber und Vettel keine …

Erst um 15.37 Uhr musste erstmals die rote Flagge (Unterbrechung) hinausgehalten werden – Daniel Ricciardo (Toro Rosso) blieb ausgangs Boxengasse stehen. Die Toro-Rosso-Mitarbeiter würden sich lieber einen Finger abhacken lassen als den Grund für den unplanmässigen Stopp preiszugeben.

Force India und Sauber kamen ausgiebig zum Fahren, das weist auf gute Vorbereitung und ein an sich gesundes Auto hin. Sauber-Sprecher Hanspeter Brack: «Abgesehen von einem kleinen abgebrochenen Teil der Bremsbelüftung lief alles glatt.»

Und das gilt auch, obschon Kamui Kobayashis Wagen kurz vor Schluss stehen blieb: Das Team fuhr lediglich den Tank leer, ein normaler Prozess während Wintertests.

Red Bull Racing musste mit dem Debüt des RB8 ein wenig warten, weil ein Flugzeug mit dem neusten Heckflügel nicht in Jerez landen konnte und nach Sevilla umgeleitet wurde.

Überall wird mit der Position der Auspuff-Endrohre experimentiert. McLaren beispielsweise lenkt die heissen Gase auf einen Schlitz im Seitenkasten, um sie in die gewünschte Bahn zu zwingen – eine faszinierende Lösung.

Caterham verlor 45 Minuten Testzeit zum Feierabend hin. Technikchef Mike Gascoyne: «Wir haben ein Problem mit dem Anlasser. Der Wagen würde funktionieren, aber wir bringen ihn eben nicht zum Laufen.» Pilot Heikki Kovalainen nutzte den verfrühten Feierabend für seinen ersten Eindruck: «Der Wagen baut an der Hinterachse mehr Haftung auf als der letztjährige und lenkt willig ein. Ich habe einen guten ersten Eindruck gewonnen.»

Die Gesichter bei Ferrari hingegen künden von mässiger Begeisterung. Ein Hinweis auf die unaufdringliche Platzierung von Massa oder auf die erste Erkenntnis, dass hässlich nicht unbedingt schnell bedeutet?

Aus ästhetischer Sicht jedenfalls ist Ferrari kein Titelkandidat, aber das gilt für einige Autos mehr. SPEEDWEEK-Leser Günter Nejedly sagt, stellvertretend für viele Fans und Fachleute: «Mit den abgestuften Nasen sehen die Autos aus, als hätte sie ein Lkw beim Rückwärtsfahren übersehen ...»

Jerez, Tag 1: Die besten Zeiten

1. Kimi Räikkönen (FIN), Lotus E20-Renault, 1:19,670 (74 Runden)

2. Paul Di Resta (GB), Force India VJM05-Mercedes, 1:19,772 (101)

3. Nico Rosberg (D), Mercedes MGP W02 (Modell 2011), 1:20,219 (56)

4. Mark Webber (AUS), Red Bull Racing RB8-Renault, 1:20,496 (54)

5. Daniel Ricciardo (AUS), Toro Rosso STR7-Ferrari, 1:20,694 (57)

6. Michael Schumacher (D), Mercedes MGP W02 (Modell 2011), 1:20,794 (42)

7. Kamui Kobayashi (J), Sauber C31-Ferrari, 1:21,353 (106)

8. Jenson Button (GB), McLaren MP4/27-Mercedes, 1:21,530 (61)

9. Felipe Massa (BR), Ferrari F2012, 1:22,815 (69)

10. Heikki Kovalainen (FIN), Caterham CT01-Renault, 1:23,178 (28)

11. Pastor Maldonado (YV), Williams FW34-Renault, 1:23,371 (25)

12. Pedro de la Rosa (E), HRT F111-Cosworth (Modell 2011), 1:23,676 (44)

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