Lotus-Chef Dany Bahar: Millionen-Klage
Dany Bahar
Die hochtrabenden Pläne des ehemaligen Lotus-Group-Chefs Dany Bahar (40) sind gründlich gescheitert. Der Schweizer wollte aus der kleinen Sportwagenfirma, die 2011 kaum 1100 Fahrzeuge herstellten, zu den renommierten Sportwagenherstellern wie Porsche, Ferrari, Maserati und Lamborghini aufschliessen.
Bei der Pariser Autoausstellung im Oktober 2010 kündigte Bahar eine Produktoffensive an, bei welcher selbst hart gesottenen Autofachjournalisten der Atem wegblieb.
Doch im Frühjahr erfuhr Bahar während eines Urlaubs mit seiner Familie durch eine Pressemittelung, dass er bei Lotus entlassen war. Bei seiner Heimkehr fand er das Entlassungsschreiben im Briefkasten vor. Das Schweizer Handelsblatt schrieb danach vom ausgebremsten «Wirtschaftswunderkind». Der BLICK ging noch einen Schritt weiter und titelte: «Der Sturz eines Hochstaplers».
Doch Bahar gibt nicht klein bei. Er klagt bei Lotus rund 8,3 Millionen Euro ein, denn er sei ungerechtfertigt entlassen worden, behauptet er. Die Klage sei beim High Court in London eingereicht worden, berichtete BBC News. Lotus habe ihn nur loswerden wollen, um die in Norkfolk ansässige Firma leichter verkaufen zu können, kritisiert Bahar.
Lotus und sein Mutterkonzern DRB-Hicom versicherte hingegen, triftige Gründe für den Rauschmuss von Bakar gehabt zu haben. Ausserdem stünde die Firma gar nicht zum Verkauf. Und man werde sich allen finanziellen Forderungen Bahars heftig widersetzen. Der Lotus-Vorstand hatte Bahar im Juni entlassen, nachdem bei einer internen Untersuchung etliche finanzielle Ungereimtheiten entdeckt worden waren, wurde berichtet. Den Posten von Bahar übernahm der 51-jährige Aslam Farikullah, ein Spitzenmanager von DRB-Hicom.
Bahars Ärger ist nicht verwunderlich: Sein Vertrag war im Winter bis September 2015 verlängert worden. Bei einem Verkauf von Lotus sollte er 5 Prozent des Kaufpreises erhalten, wurde ihm zugesichert. Jetzt beklagt sich der Schweizer, DRB-Hicom wollte sich nicht an diese Vereinbarung halten und tische deswegen haltlose Vorwürfe auf.
Der malaysische DRB-Hicom hat die Lotus Group im Januar 2012 von damaligen malaysischen Eigentümer Proton Cars übernommen. Bahar geriet mit dem Firmentycoon und hemdsärmeligen Milliardär Syed Mokhtar Al-Bukhary aneinander. Es flogen die Fetzen. Bahar wurde als Abzocker diffamiert, dann freigestellt und wenig später entlassen. Der Lotus-CEO habe mit dem knappen Geld der verlustreichen Sportwagenschmiede um sich geschmissen, habe sich beim Umbau seiner Villa rund 400.000 Euro aus der Lotus-Kasse bezahlen lassen und jährlich auf Firmenkosten fast 1,2 Millionen Euro für Flüge mit Privatjets und Helikoptern ausgegeben, wurde Bahar vorgeworfen. Immerhin hat er die Renovationskosten für sein Haus bereits 2011 selber übernommen. Begreiflich, bei einem Jahreseinkommen von ca. 1,5 Millionen Euro.
Obwohl Lotus 2011 nur rund 1100 Autos verkauft haben soll, wollte Bahar mit Lotus auch im Automobilrennsport auf allen Hochzeiten tanzen. Formel 1 mit Renault, Sportwagen-Rennen, Indy-Cars – es sollten 2012 dreistellige Millionenbeträge in den Motorsport gebuttert werden.
In der «IZOD IndyCar Series» 2012 war neben Chevrolet und Honda auch auch der Sportwagenbauer Lotus als Motorenlieferant vertreten. Doch die Traditionsmarke war der Konkurrenz in allen Belangen unterlegen. Beim Indy 500 mussten die beiden Lotus-Fahrzeuge nach wenigen Runden anhalten. Teams wie Dreyer & Reinbold Racing lösten den Vertrag mit Lotus auf und wechselten zu Chevrolet.
Obwohl die Modelloffensive von Lotus auf sich warten liess und die Investitionen nicht zu rechtfertigen waren. Insgesamt wollte Bahar ursprünglich mehr als 560 Millionen Euro in die Wiederbelebung von Lotus Cars buttern. Es war von einem neuen Lotus Esprit mit 5-Liter-V8 die Rede, dazu sollten Elan, Elise, Eterne und Elite völlig erneuert werden. Auch ein Ethos City Car war geplant. Die meisten Projekte wurden inzwischen stillgelegt. Und von den angekündigten Autos ist nach mehr als zwei Jahren wenig zu sehen. Trotzdem sollte 2015 ausgeglichen bilanziert werden, 2016 sollten Gewinne erzielt werden.
Doch das Luftschloss platzte im Frühjahr 2012. Es mussten 35 Topleute und 240 weitere Mitarbeitende gekündigt werden, darunter Berater Bob Lutz. Die Banken kürzten Kreditlinien, es gab Liquiditätsengpässe, unbezahlte Lieferantenrechnungen, die Produktion kam im April und Mai fast zum Stillstand. Für 2012 wird der höchste Jahresverlust in der Firmengeschichte befürchtet.