Briten: Alonso vor Vettel
Die grossen Drei 2012 nach dem US-GP
Fahrer des Jahres wurde auf der Insel bei den Lesern der renommierten «London Times» der Spanier Fernando Alonso, aber nur mit kaum zählbarem Vorsprung vor Weltmeister Sebastian Vettel.
Hauptsächlich zwei Kriterien wurden für die Entscheidung angeführt: Erstens die Tatsache, dass Alonso im Ferrari über die erste Saisonhälfte hinweg ein Auto hatte, das bis zu 1,5 Sekunden pro Runde langsamer war, der Asturier also weit über den Verhältnissen seines Materials fuhr. Zweitens die Tatsache, dass Sebastian Vettel – wirklich ungewöhnlich – acht Qualifikationsniederlagen gegen seinen Teamkollegen Mark Webber einstecken musste. In den Vorjahren war er diesbezüglich souveräner.
Wir können diese Meinung der Times-Leser durchaus akzeptieren.
Auf Platz 3 rangiert Lewis Hamilton. Sieben Pole-Positionen, ohne jene von Barcelona, die ihm wegen Benzinmangels in der Auslaufrunde aberkannt wurde, sprechen eine deutliche Sprache. Und: Hamilton hat nicht mehr verschenkt als seine beiden grossen Rivalen, sehr wohl aber sein Team, McLaren-Mercedes.
SPEEDWEEK meint: Man könnte die drei erstgenannten durchaus guten Gewissens für ihre Saisonleistung 2012 auf eine Stufe stellen.
Als Vierten listen die Times-Leser Kimi Räikkönen auf. Auch hier regt sich kein Widerspruch. Kimi fuhr nach zwei Jahren Pause – mit nur leichten Eingewöhnungsproblemen in der Qualifikation – in den Rennen sofort auf höchstem Niveau. Er kannte die Reifen, das Auto, das Team und einige Strecken nicht. In den Rennen sahen wir keinen einzigen vollwertigen Fehler. Allerdings darf man sich fragen, ob der Räikkönen von 2005 in Bahrain auch das halbe Rennen hinter Vettel hergejagt wäre, ohne zu attackieren, um dann Zweiter zu werden. Den einzigen Versuch Kimis, an die Spitze zu gelangen, machte Vettel mit einem winzigen Schlenker zunichte. So leicht darf man sich im schnelleren Auto nicht abspeisen lassen. Aber von der Gesamtausbeute her bliebe es zu beweisen, dass irgend ein anderer Fahrer 2012 mehr aus dem Lotus herausgeholt hätte als der Finne.
Platz 5 überlassen die Briten Jenson Button. Das finden wir gewagt, denn Jenson kam über weite Strecken nicht auf Tempo, besonders in den Qualifikationen. Auch sind fünf Platzierungen ausserhalb der Punkteränge eigentlich zu viel, um soweit oben im Ranking zu landen. An dieser Stelle hätten wir uns beispielsweise Timo Glock, Sergio Pérez oder Nico Hülkenberg vorstellen können, die in Relation zu ihrer Erfahrung oder ihrem Material immer wieder für Aufsehen sorgten.
Die Leser der Times entschieden sich auf den ersten fünf Plätzen übrigens exakt so, wie die F1-Teamchefs einer aktuellen Umfrage zufolge…