Ferrari: «Red Bull ist eine Bereicherung»
Stefano Domenicali
Die Scuderia Ferrari wird nicht nur in Italien heftig kritisiert, weil sie sich in den letzten drei Jahren vom Rennstall Red Bull Racing an der Nase herumführen liess, während auch andere Traditionsrennställe wie McLaren und Williams in Hintertreffen gerieten.
Jetzt werden bei Ferrari alle Ressourcen gebündelt, um für 2013 ein konkurrenzfähigeres Auto auf die Strecke zu bringen.
«Natürlich gibt es viele Fans der traditionellen Teams, aber aus sportlicher Sicht war die Formel-1-Saison 2012 sehr spannend und abwechslungsreich, man denke nur an die sieben verschiedenen Sieger am Saisonbeginn. Die Rennen waren oft extrem interessant. Unser Sport lebet von der Abwechslung. Es hat immer Phasen gegeben, in denen ein gewisses Team dominiert hat. Ich sehe das Engagement von Red Bull in der Formel als Bereicherung. Diese Firma hat in wirtschaftlichen schwierigen Zeiten viel in den Rennstall investiert, auch in andere Sportarten. Wir sind bei einigen Entwicklungen hinterher gehinkt. Es ist an uns, jetzt eine vielversprechende Zukunft sicherzustellen. Wir müssen auch den ‹exhaust effect› besser nützen. Die Formel 1 ist sehr komplex geworden. Das Reglement für 2014 wird die Kräfteverhältnisse auf den Kopf stellen. Neue Reglemente eröffnen neue Chancen.»
Doch Ferrari hat seit vielen Jahren kein Know-how mehr punkto Turbomotoren. «Das muss alles neu in-housse aufgebaut werden», gibt Domenicali zu. «Dazu brauchen wir Manpower und Geld. Aber vielleicht kann unser Mutterunternehmen Fiat irgendwann die Turbotechnologie nützen, dann werden wir gerne helfen. Auf jeden Fall könnte der 1,6-Luter-V6-Turbo ein Thema für die Ferrari-Sportwagen werden.»
Domenicali ist heute froh, Felipe Masse im Sommer für eine weitere Saison verpflichtet zu haben. «Felipe ist in der zweiten Saisonhälfte 2012 wieder so gefahren, wie wir uns das vorgestellt haben. Ich war unter starkem Druck, ihn auszuwechseln. Aber ich habe lange zugewartet und ihm wieder das Vertrauen geschenkt. Kein Fahrer war im letzten Jahrzehnt so lange bei uns wie er.»