Teams in Jerez: Respekt und Furcht vor Sauber
Auch Mercedes und Ferrari müssen Sauber fürchten
Wir haben nun sechs der elf Formel-1-Autos der Generation 2013 gesehen: Lotus, McLaren, Ferrari, Force India, Sauber und Red Bull Racing. Morgen folgen hier in Jerez Mercedes und Toro Rosso.
Am meisten zu reden gibt auch hier in Andalusien der überhaupt nicht mausgraue, sondern edel-anthrazitige Sauber.
Vor einem Jahr hatte Red-Bull-Racing-Techniker Adrian Newey den Sauber ausdrücklich gelobt. Der Ritterschlag vom anerkannt hellsten Kopf unter den Rennwagendesignern wird sich nicht wiederholen: Denn wenn der Coup von Sauber glückt, hat selbst ein Siegerteam wie Red Bull Racing ein echtes Problem.
Sauber hat mit den extrem schmalen Seitenkästen Mut zum Risiko bewiesen. Jene rund 15 Zentimeter, die hier eingespart wurden, kommen einem – nomen est omen – sauberen Luftfluss zum Heck hin zu Gute. Der Luftwiderstand kann auf diese Weise ebenfalls gesenkt werden. Und die Aerodynamiker erhalten mehr Platz, um mit geschickt platzierten Luftleitern zu spielen.
Design-Chef Matt Morris: «Es war ein ziemliches Puzzle-Spiel, alle Teile in den Seitenkästen unterzubringen. Da hätte keine Faust mehr Platz jetzt.»
Sorgen der Kühlung wegen macht sich der Engländer nicht: «Wir können die Kühlanforderungen ziemlich exakt simulieren. Und sollten alle Strick reissen, wovon ich nicht ausgehe, könnten wir die Seitenkästen auch wieder breiter gestalten.»
Was Morris nicht sagt: Sauber kann in die Breite bauen, die Konkurrenz kann aber kaum schmaler werden. Denn der Kniff der Schweizer basiert auf einem eigens dafür konzipierten Chassis. Und nicht einmal ein Spitzenteam wie Ferrari, McLaren oder Red Bull Racing wird nur für ein halbes Jahr ein neues Chassis bauen (2014 gehen wir in die neue Turbo-Ära).
Mancher im Fahrerlager von Jerez fragt mich: «Wie gut wird Sauber?» In der Frage schwingen Respekt, aber auch etwas Furcht und Neid mit.
Die Antwort werden wir erst im Laufe der Wintertests erhalten.