Autos 2014: Ging deshalb Hamilton zu Mercedes?
Lewis Hamilton beim Jerez-Test
Es ist einerlei, ob es sich um Red Bull Racing oder Marussia handelt – in jedem Rennstall wird mit rauchenden Köpfen darüber nachgedankt, in welchem Masse über die kommenden Monate die Ressourcen verlagert werden müssen. Denn der Wechsel auf die neue Generation von Turbo-Rennwagen ist ein enormer Schritt.
Ein so grosser Schritt, dass bei Lotus beispielsweise eine Arbeitsgruppe seit November 2011 am 2014er Konzept sitzt. Lotus-Technikchef James Allison auf die Frage, was das grösste Problem am neuen Modell E21 gewesen sei: «Dass so viele gute Leute bereits am 2014er Auto arbeiten.»
BBC- und SPEEDWEEK-Technikexperte Gary Anderson: «Die Rennställe stehen da vor einigen elementaren Fragen. Ich spreche nicht nur von Ressourcen wie Finanzkraft oder Manpower. Im Team muss abgeschätzt werden: Kann ich dieses Jahr meine Ziele erreichen? Falls nicht – welchen Schaden richtet es an, die Entwicklung 2013 herunter zu fahren oder im Extremfall ganz zu stoppen? Immerhin ist dann zu erwarten, dass man in der Weltmeisterschaft zurückfällt, und das kann schnell mal pro Platz 10 Millionen Dollar weniger an Preisgeld bedeuten.»
Der Gedanke funktioniert auch umgekehrt: Wie viel will ich noch in die Saison 2013 investieren? Wie gross ist die Chance, dass sich ein höherer Entwicklungs-Rhythmus auszahlt? Besteht nicht die Gefahr, dass man deswegen zu wenig auf 2014 setzt?
Gary Anderson: «Das sind alles sehr komplexe Verbindungen. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass die Teams spätestens nach einem halben Jahr entscheiden müssen, wie es bei ihnen weitergeht.»
Im Fahrerlager von Jerez machte die Runde: Einer der Gründe, wieso Lewis Hamilton sich an Mercedes gebunden und das erfolgreiche McLaren-Team verlassen hat – er weiss, welchen Knaller an Tubo-Motor mit Energie-Rückgewinnung die Silberpfeile gegenwärtig bauen.
Der langjährige GP-Berichterstatter und McLaren-Kenner Tony Dodgins: «Ich bin überzeugt davon, das hat den Ausschlag für seine Entscheidung gegeben. Lewis weiss, dass man beim Schritt in die neue Turbo-Ära enge Bande zu einem Hersteller haben muss. Und er weiss auch, dass Mercedes die Entwicklung 2013 früh abbrechen würde, um alles auf 2014 zu setzen.»