Hamilton: «Ein Mix aus Achterbahn und Bullenritt»
Lewis Hamilton: «Es ist sozusagen die grossartigste Achterbahnfahrt deines Lebens»
Was für Lewis Hamilton Berufsalltag ist, können die meisten Menschen nicht nachvollziehen: Nur wenige dürfen in ihrem Leben einmal in einem Formel-1-Boliden um die Strecke flitzen. Wie es sich anfühlt, im Formel-1-Auto zu sitzen, und was ein Formel-1-Pilot in den spannungsgeladenen letzten Minuten vor dem GP-Start macht, verrät der 28-jährige Mercedes-Neuzugang im Interview mit dem britischen Radiosender BBC 5 Live.
«Im Fernsehen sieht es ja ganz leicht aus», erklärt Hamilton, der sich an seine Kindheit zurückerinnert: «Schon als ich als kleiner Bub vor dem Fernseher sass, fiel mir auf, wie einfach die Rennfahrerei wirkt. Man sitzt ja mit festgezurrtem Sicherheitsgurt im Auto, deshalb sieht das Ganze im Cockpit auch sehr ruhig aus.»
Doch unter dem Helm kommen die Rennfahrer richtig ins Schwitzen, wie der Weltmeister von 2008 gesteht: «Es ist unglaublich anstrengend. Nicht nur die hohen Kräfte, die an deinem Köprer zerren, sind eine Herausforderung, es lastet auch mental ein hoher Druck auf dir. Einerseits, weil du so viel Zeit und Herzblut in seine Karriere investiert hst, andererseits willst du das ganze Team auch nicht enttäuschen. Zählt man die Mitarbeiter der Motoren-Abteilung hinzu, arbeiten insgesamt etwa 800 bis 900 Menschen an deinem Auto, und deren Erfolg liegt in deinen Händen. Das ist eine grosse Verantwortung.»
Hamilton gerät ins Schwärmen: «Es ist der ganze Speed und der höllische Lärm, der das Besondere am Formel 1 Fahren ausmacht. Natürlich kann praktisch jeder in einem schnellen Auto richtig Gas geben. Was dich im Formel-1-Renner richtig umhaut sind die Kurvengeschwindigkeiten und die enorme Bremskraft. Wenn du richtig in die Eisen steigst, dann drückt dich das Sechsfache deines Gewichts in die Gurte. Es ist sozusagen die grossartigste Achterbahnfahrt deines Lebens, bei der du auch noch am Steuer sitzt. Die beste Umschreibung ist wohl die: Es fühlt sich an wie eine Mischung aus Achterbahnfahrt und Bullenritt.»
Deshalb muss nicht nur die körperliche Fitness stimmen: Auch mental müsssen die Formel-1-Piloten einem hohen Druck standhalten – vor allem in den letzten Minuten vor dem GP-Start steigt die Spannung. Im Gegensatz zu den meisten Fahrerkollegen verzichtet Hamilton trotzdem auf festgelegte Rituale, um die Spannung zu lösen: «Natürlich schaut man sich an, wie die anderen Fahrer das machen. Ich habe viel darüber gehört und gelesen. Die einen visualisieren eine ganze Runde, gehen im Kopf also jeden Handgriff durch. Ich hab’s auch ausprobiert, aber bei mir klappt das nicht. Einige meditieren auch, andere wiederum haben ihre ganz eigene Ritual-Abfolge. Ich versuche das möglichst einfach zu halten, denn am Ende weiss ich ja genau, was ich im Cockpit zu tun habe. Es geht also nur darum, den Kopf frei zu kriegen, egal, ob ich Musik höre, mit Freunden schwatze oder eine Comedy-Sendung schaue. Ich versuche einfach, den ganzen Druck und Stress beiseite zu schaffen. Wenn ich dann in die Box gehe und ins Auto steige, höre ich Musik, ich brauche dieses Geräusch im Hinterkopf. Oft ist es immer wieder dasselbe Lied, vor allem, wenn ich mir ein neues Lied heruntergeladen habe, dann höre ich mir das immer wieder an.»