Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Sauber: Auch nach 20 Jahren Formel 1 nicht müde

Von Gerhard Kuntschik
Beat Zehnder: «Der Einstand war gleich ein Desaster»

Beat Zehnder: «Der Einstand war gleich ein Desaster»

Sauber-Teammanager Beat Zehnder erinnert sich anlässlich des 20-jährigen Jubiläums der Schweizer an Höhe- und Tiefpunkte seiner Karriere.

Ohne gross zu feiern begeht das fünftälteste Team der Formel 1 an diesem Wochenende ein Jubiläum: Sauber ist seit 20 Jahren in der Topklasse dabei – länger sind dies nur Ferrari, McLaren, Williams und Lotus. Am 14. März 1993 holte der Finne J. J. Lehto als Fünfter in Kyalami (Südafrika) auch die ersten WM-Punkte für die Schweizer. Der einzige ausser Teameigner Peter Sauber (69), der seither ohne Unterbrechung der Mannschaft aus Hinwil angehört, ist Teammanager Beat Zehnder.

«Das wird nichts»
Der Küsnachter erinnert sich an seine Anfänge bei der heutigen Sauber Motorsport AG mit Schmunzeln: «Ich war Mechaniker beim Maschinenbauer Sulzer in Winterthur, der 1987 die Produktion einstellte. Auf ein Inserat in einer Lokalzeitung bewarb ich mich bei Sauber, ohne eine Ahnung vom Rennsport oder Interesse daran zu haben. Nach 15 Minuten wusste ich, das wird nichts. Drei Wochen später bekam ich einen zweiten Vorstellungstermin, und Peter nahm mich.»

Zehnder war damals, Anfang 1988, der achte Mitarbeiter – heute sind es 300, unter Eigentümer BMW waren es 450. Zehnder arbeitete 1988 am Sportwagenprojekt für Le Mans, war 1989 beim Doppelsieg in den 24 Stunden bereits erster Mechaniker. Beim Formel-1-Debüt 1993 war der heute 47-Jährige schon Chefmechaniker.

347. Grands Prix alt
In Hockenheim 1994 schliesslich machte ihn Peter Sauber zum Teammanager als Nachfolger der nicht ganz im Frieden ausgeschiedenen Carmen Ziegler. «Für mich begann wirklich eine andere Zeit: Zwölf Stunden täglich in der Werkstatt und danach im Büro. Ich musste die gesamte Logistik und das Reglement erlernen. Der Einstand war gleich ein Desaster, weil wir für Hockenheim keine Funkkanäle und Datenleitungen bestellt hatten. Aber ich bekam das noch irgendwie hin.»

Mit Zahlen hat er inzwischen umgehen gelernt. «Melbourne ist mein 347. Formel-1-Wochenende», erklärt er. Und die Abwesenheit im Vorjahr von zu Hause weiss er auch punktgenau: «187 Tage.» Nachsatz: «Zum Glück ist meine Gattin Nadine sehr vielbeschäftigt...»

Schwarze Tage
In 20 Jahren Formel 1 erlebte Zehnder Höhepunkte und Katastrophen. «Imola mit den tödlichen Unfällen von Ratzenberger und Senna und mit dem Chaos in der Box und den verletzten Mechanikern nach dem Unfall Martinis war ganz arg. Und zehn Tage später kam es für uns mit Karl Wendlingers Unfall noch schlimmer. Da wollte ich meinen Job aufgeben. Ich hatte so etwas nicht erlebt. Peter Sauber früher schon. Er führte ein langes Gespräch mit mir und überredete mich weiterzumachen.»

Auf der erfreulichen Bilanzseite Zehnders stehen zwei Doppelsiege: «Le Mans 1989 und in der Formel 1 Montréal 2008 mit Kubica vor Heidfeld. Aber auch Frentzens dritter Rang in Indianapolis 2003 war ein Höhepunkt.»

Seiner neuen Chefin Monisha Kaltenborn streut Zehnder verbale Rosen: «Es war erstaunlich, wie schnell sie sich in die CEO-Aufgabe einarbeitete. Sie ist immens clever.» Der talentierteste Sauber-Pilot war für Zehnder Kimi Räikkönen. Der menschlich netteste Johnny Herbert. Und überraschend der unkomplizierteste – Jacques Villeneuve.

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