Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Adrian Sutil: «Die Pause hat gut getan»

Von Vanessa Georgoulas
Adrian Sutil sorgt für Entsetzen am Kommandostand von Red Bull Racing

Adrian Sutil sorgt für Entsetzen am Kommandostand von Red Bull Racing

Das war ein Einstand nach Mass: Force-India-Rückkehrer Adrian Sutil drehte in Melbourne die ersten Führungsrunden seiner GP-Karriere.

Die entsetzten Gesichter am Kommandostand von Red Bull Racing dürfte der eine oder andere Gegner in der Boxengasse von Melbourne mit hämischer Freude registriert haben. Das Weltmeister-Team musste mit ansehen, wie Zugpferd Sebastian Vettel am Heck von Adrian Sutils Force-India-Renner versauerte – sowohl vor als auch nach dem zeitgleichen Boxenstopp.

Der Rückkehrer, der nach einer einjährigen Zwangspause wieder in den Farben des Teams aus Silverstone angreift, beschrieb hinterher grinsend: «Der Red Bull war schneller, aber Vettel hing hinter mir fest und dabei hat er sich die Reifen ruiniert. Ich wusste, dass er viel Anpressdruck verliert, wenn er lange hinter mir her fährt. Ich konnte sehen, wie er erst nah dran war, dann konnte er nur noch mein Tempo mitgehen und schliesslich konnte ich wegziehen. Das ist natürlich ein tolles Gefühl.»

Nicht nur für Sutil selbst, wie er erklärt: «Es ist natürlich auch schön für das Team, dass ein bisschen was geht. Wenn man immer Fünfter oder Achter wird, dann vergisst man beinahe, dass man eigentlich da ist, um ganz vorne zu sein. Das gibt einen unglaublichen Schub.»

Lob von den Experten
Stolze 14 Führungsrunden spulte Sutil in seinem 91. GP-Einsatz ab. Nur der spätere Rennsieger Kimi Räikkönen verbrachte mit 27 Führungsrunden mehr Zeit an der Spitze. «Das war ein super Gefühl, besonders nach einer so langen Zeit zuhause», strahlte der Wahl-Schweizer. «Dass es gleich im ersten Rennen so lief, wie ich mir das vorgestellt habe, ist natürlich der Hammer. Vielleicht hat mir die Pause gut getan, ich hatte ein Jahr Zeit, um den Kopf frei zu kriegen. Ich fühle mich gut, bin frisch und habe die Vergangenheit abgehakt.»

Ähnlich begeistert fällt das Urteil des ehemaligen GP-Piloten und heutigen SkyTV-Experten Marc Surer aus: «Das war beeindruckend! Er hat souverän geführt und Vettel auf den härteren Reifen zeitweise sogar abgehängt, obwohl der Red Bull die weichere Reifenmischung aufgezogen hatte. Das war eine sehr gute Leistung.» Auch RTL-Co-Kommentator Christian Danner erklärte beeindruckt: «Der hat das Fahren offensichtlich nicht verlernt. Wenn einem Vettel und die beiden Ferraris im Nacken sitzen, dann herrscht da sehr viel Druck auf dem Kessel. Aber der Adrian zog sich hervorragend aus der Affäre.»


Starker Freitag, schwaches Qualifying
Dass Sutils Force India VJM06 im Renntrimm glänzen würde, zeichnete sich schon am Trainingsfreitag ab. Sutil erklärt: «Als die Sonne kurz vor dem Rennen rauskam, herrschten ähnliche Bedingungen wie am Trainingsfreitag. Und schon da lief die Rennsimulation sehr, sehr gut. Ich fuhr dort direkt hinter Vettel und sah schon, dass wir gut bei der Musik waren. Deshalb war ich mir sicher, dass unsere Entscheidung, auf der härteren Mischung zu starten, richtig war.»

Dabei war Sutils Stimmung nach dem Qualifying noch im Keller. Er beschwerte sich am Sonntagmorgen, nachdem er im Stechen um die Startaufstellung die zwölftschnellste Runde gedreht hatte: «Ich habe mich einfach nicht richtig wohl gefühlt. Im Regen hätte ich es noch besser machen können, deshalb war das Qualifying eine Enttäuschung. Es ist nicht einfach, nach einem Jahr Pause im Nassen zu starten – gerade auf dieser Strecke, mit all diesen rutschigen Streckenbeschriftungen und den schnellen Kurven, die man mit Vollgas durchfährt. Ich war froh, dass ich das Auto heil nach Hause bringen konnte.»

Sutil: «Man darf nicht vergessen, wie man siegt»
Das Wetter dürfte beim nächsten GP in Malaysia wieder ein Thema sein. Plötzliche Regenschauer und tropische Bedingungen machen dort den Teams und Fahrern das Leben schwer. Sutil nimmt’s gelassen: «Alles ist möglich, wie wir hier und im letzten Saisonlauf 2012 in Brasilien gesehen haben. Wenn es gewisse Umstände erlauben, kann man vorne reinfahren. Wir sind hier in einem Sport, in dem jeder gewinnen möchte, und man darf nicht vergessen, wie das geht. Es wird schwierig, diese gute Leistung am nächsten Wochenende zu wiederholen, aber wir werden es natürlich versuchen.»

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