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Vettel und das Bild des hässlichen Deutschen

Kolumne von Mathias Brunner
Vettel hat Webber hinter sich gelassen

Vettel hat Webber hinter sich gelassen

Als Siegertyp das Richtige getan, als Sportsmann nicht. Sebastian Vettel: «In mir sieht es nicht gut aus.»
Wieso Vettel letztlich das als Siegertyp Richtige, als Sportsmann aber Falsche getan hat, sagt er nicht. Muss er auch nicht, wenn man Mark Webber Glauben schenkt.

«Er wird wie immer Schutz vom Team bekommen», ist der Australier überzeugt.

Aber da könnte sich Mark für einmal irren: So früh in der Saison so viel zu riskieren, für puren Eigennutz, der dem Team nicht mehr als 43 Punkkte gebracht, aber alle Zähler hätte kosten können, da muss sich der Weltmeister Kritik gefallen lassen.

Es war das Rennen der grossen Emotionen – und der heissen Ohren am Funk.

Vettels Renningenieur Guillaume «Rocky» Rocquelin, ein Mann, der für seinen Piloten durchs Feuer gehen würde, liess in den Sekunden nach der Zieldurchfahrt wissen: «Gute Arbeit, Sebastian. Es sieht so aus, als hättest du das dringend gebraucht. Es wird aber Einiges zu erklären geben ...»

Zuvor hatte sich Teamchef Christian Horner über Funk gemeldet, den wir sonst nicht oft auf dieser Frequenz hören: «Das ist töricht, Sebastian, komm schon ...» deponierte er im Äther.

Der Ruf verklang ungehört. Denn der Empfänger war zu diesem Zeitpunkt ein reines Instinkt-Tier, voll von Adrenalin und Siegeswille.

Horner hätte genauso gut an eine Wand reden können.

Im Warteraum vor der Sieger-Zeremonie diskutierten Red-Bull-Racing-Technikchef Adrian Newey und sein Starfahrer. Freude über einen GP-Sieg sieht anders aus. Als Mark Webber den Raum betrat, versuchte Sebastian das Wort an seinen Stallgefährten zu richten, der Australier ignorierte das und pflanzte sich in einen Gartenstuhl.

Das Einzige, was Mark sagte: «Multi-21, Seb, Multi-21.»

Das ist der Team-Code für «Position halten» ...

«In mir sieht es nicht gut aus», liess Vettel wissen, bevor der Spiessrutenlauf vor den Medien zu Ende ging und der Nächste auf ihn wartete – im eigenen Team.

«Ich habe einen Fehler gemacht, ich würde ihn gerne rückgängig machen, aber ich kann es eben nicht. Meine grösste Lektion heute heisst – ich hätte es besser wissen müssen und habe es doch falsch gemacht.»

Nicht auszudenken, welches Theater es gegeben hätte, wenn Vettel mit seiner Eigenmächtigkeit beide Red-Bull-Racing-Autos von der Bahn geräumt hätte.

Natürlich kommen da Erinnerungen an Instanbul 2010 auf.

Für viele im Fahrerlager hat Sebastian Vettel im Malaysia-GP die Rücksichtslosigkeit eines anderen Mehrfach-Weltmeisters gezeigt – eines gewissen Michael Schumacher.

Für viele in der Formel 1, vor allem im britischen Lager, wird hier das Klappergestell des hässlichen Deutschen aus dem Keller hervorgeholt. Da geniesst der Australier Mark Webber nachvollziehbar alle Sympathien.

Schön ist das alles nicht, besonders nicht für einen Sebastian Vettel, der moralisch hohe Ansprüche stellt – an sich und an sein Umfeld.

Immerhin kam die Einsicht erheblich früher als einst bei Schumi.

Das gibt Anlass zur Hoffnung, dass Sebastian Vettel heute wirklich etwas gelernt hat.

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