Jahrelang galt auf dem Circuit de Catalunya ein unsichtbares Überholverbot. Die Charakteristik der Strecke und die hochgestochene Aerodynamik machten einen ernsthaften Angriff auf einen Gegner zum Hochrisiko-Geschäft. Heute ist das anders: Die Fahrer können ihren Heckflügel zum Attackieren flach stellen, überdies sind viele auf unterschiedlichen Strategien und somit auf entweder anderen Reifen oder mit Pneus verschiedenem Verfalldatums unterwegs. Dennoch staunten im Spanien-GP einige Experten: Fernando Alonso strich sich Kimi Räikkönen aufs Brot, indem er in der schnellen Rechtskurve 3 aussen am Finnen vorbei ging! Kimi spielt das herunter: "Fernando hatte frischere Reifen am Wagen. Ich sah keinen Sinn darin, mich mit Zähnen und Klauen zu wehren. Um eine Chance auf den Sieg zu haben, hätte es nach dem Start besser laufen müssen. Gegen Alonso war ich mehr oder weniger wehrlos." Dennoch: aussen herum, in einer 250-km/h-Kurve, gegen einen Räikkönen, so ganz ohne nicht das nicht. Der Hintergrund für das tolle Manöver: Fernando Alonso hatte sich am Samstag das GP2-Rennen angeschaut und dort einen ähnlichen Angriff gesehen. Er merkte, dass die Piste abseits der üblichen Ideallinie nicht so verschmutzt ist wie sonst. Und der Ferrari-Star aktivierte bei der Attacke seine Energie-Rückgewinnung. Ältere Reifen hin, jüngerer Gummi her – es war ein atemraubender Moment, und das allein reicht uns.