Reifen-Debakel Silverstone: Die wahre Ursache
Gary Anderson: «Das Problem ist der Übergang vom grünen Beton zum eigentlichen Randstein»
Pirelli-Rennchef Paul Hembery sagt nach dem Reifen-Debakel von Silverstone: «Wir müssen genauer analysieren, was heute passiert ist. Aber eines können wir bereits jetzt ausschliessen – die Schäden haben nichts mit dem neuen Klebeprozess zu tun, den wir für dieses Rennen eingeführt haben.» SPEEDWEEK.COM-User erinnern sich: Die Mailänder haben Reifenschulter und Lauffläche anders geklebt, nachdem es zu Beginn des Jahres zu verschiedenen Delaminationen (Laufflächen-Ablösungen) gekommen war. Wo liegt das Problem dann? Paul Hembery: «Ich könnte mir vorstellen, dass wir hier von einem Strecken-spezifischen Problem reden.»
Formel-1-Weltmeister Fernando Alonso wundert sich: «Ich kann mir nicht vorstellen, dass es hier ein Problem mit den Randsteinen gab. Ich fahre hier seit zwölf Jahren, und es gab nie Probleme mit den Randsteinen.»
In Silverstone geisterte das Gerücht herum, die Briten hätten die Drainage der Rennstrecke geändert, möglicherweise sei dabei beim Verarbeiten von Abflüssen nicht sauber gearbeitet worden. «Das stimmt nicht», sagt ein Sprecher des «Silverstone Circuit». «Wir haben an den Randsteinen nichts geändert, was zu Reifenproblemen geführt haben könnte.»
Das mussten sie auch gar nicht: Das Problem lauerte möglicherweise schon vorher dort.
BBC- und SPEEDWEEK-Technikexperte hat sich die Randsteine nach dem Rennen nochmals genau angesehen. Dabei ist Anderson aufgefallen: «Die Fahrer kürzen immer ab, wenn sie eine Chance dazu erhalten. Ich sehe das Problem exakt beim Übergang vom grün bemalten Betonstreifen an der Innenseite zum eigentlichen Randstein, in rot-weiss gehalten. Dort gibt es eine Stufe. Setzt der Pilot nun das Rad exakt auf die Grünfläche, dann kann er mit der Innenseite des Reifens am Randstein einhaken, so können Schnittverletzungen an der Innenschulter entstehen. Ich bin überzeugt, dass dies die Ursache für die Reifenschäden gewesen ist.»
Die Randsteine in dieser Art sind von der FIA geprüft und für gut befunden worden.