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Dank Ferrari: Rettet dieser Russe das Sauber-Team?

Von Rob La Salle
Wie Ferrari für einen russischen Banker die Weiche zu Sauber bildet. Sauber 2014 mit Felipe Massa und Vitaly Petrov? Die Rollen von Jean und Nicolas Todt.

Sauber-Fans dürfen Hoffnung schöpfen: Am Horizont zeichnet sich ein Weg aus der Finanz-Krise ab. Inzwischen wird das Bild klarer, wer hinter der möglichen Rettung von Sauber steht – dem viertältesten Formel-1-Rennstall (nach Ferrari, McLaren und Williams). Es ist der russische Banker Boris Rotenberg.

Sauber und Ferrari verbindet seit Jahren ein festes Band: Sie sind gut befreundet, der Zürcher Rennstallgründer und der Erfolgsmanager aus Frankreich, der es vom Rallye-Beifahrer zum FIA-Präsidenten gebracht hat. Peter Sauber ist seit 1997 Ferrari-Kunde, nur unterbrochen durch jene Phase, als der Hinwiler Rennstall in BMW-Händen war (2006 bis 2009).

Über Ferrari sind Peter Sauber und Monisha Kaltenborn mit Boris Rotenberg in Kontakt gekommen: Der 56 Jahre alte Russe tritt mit eigenem Auto in der «Ferrari Challenge» an. Der Selfmade-Millionär wird in der Liste der reichsten Russen auf Rang 69 geführt, mit einem Vermögen jenseits von 700 Millionen Dollar. Er gilt als enger Freund des heutigen Staats-Chefs Vladimir Putin, die beiden haben gemeinsam Judo gelernt. Boris Rotenberg (russisch-finnischer Doppelbürger) ist noch heute stellvertretender Präsident des russischen Judo-Verbands.

Rotenberg hat sein Vermögen in der Baubranche gemacht, vorwiegend mit der Konstruktion von Gasleitungen (daher eine enge Verbindung zum Staats-Konzern Gazprom) sowie von chemischen Anlagen und Produkten. Der Vater zweier erwachsener Söhne ist geschieden. Roman Rotenberg arbeitet als Marketing-Chef beim Eishockey-Verein SKA St. Petersburg, Boris Rotenberg junior ist Fussball-Spieler (gegenwärtig beim zypriotischen Klub Olympiacos Nicosia).

Zusammen mit seinem älteren Bruder Arkady Rotenberg besitzt Boris die SMP (eine 2001 gegründete Bank); darüber hinaus gehört den Rotenbergs die «SGM Group», in welcher die Bau-Aktivitäten gesammelt sind (vorwiegend Stahl-Leitungen für Gazprom).

Die Bank SMP operiert in 40 russischen Städten mit mehr als 100 Geschäftsstellen, die Hälfte davon alleine im Grossraum Moskau, Ableger gibt es auch in Lettland. SMP betreibt mehr als 9000 Bank-Automaten und hat sich nach zwölf Jahren unter die 40 grössten Finanz-Institute von Russland geschoben.

SGM steht für «Stroy Gaz Montazh» (Strom, Gas, Montage) – die Gruppe ist der Haupt-Auftragnehmer des Industrie-Riesen «Gazprom» zum Bau von Öl- und Gas-Leitungen. Gazprom wiederum ist das grösste Erdgasförder-Unternehmen der Welt (Umsatz 2011: 120 Milliarden Euro) und der grössten Arbeitgeber Russlands (rund 450.000 Fachkräfte). Der russische Staat hält 50 Prozent am Unternehmen Gazprom plus eine Aktie, im Aufsichtsrat hält die Regierung die Mehrheit der Sitze. Die Beziehung zwischen Gazprom und SMP/SGM gründet auf der Freundschaft zwischen Putin und Rotenberg. Sergej Zlobin, der erste Russe in einem Formel-1-Rennwagen (mit Minardi), ist bis heute im Dunstkreis von Gazprom geblieben: er fährt mit Rotenberg im Ferrari Langstrecken-Rennen.

Noch unklar ist, welche Rolle Roman Abramowitsch spielt: Der 20fache Milliardär und Besitzer des Chelsea-FC (Partner von Sauber) ist mit Putin und Rotenberg befreundet. Russische Informanten behaupten: Er habe mindestens in einer Übergangs-Phase das Überleben des Rennstalls gesichert. Ob er künftig als Rotenberg-Partner Teilhaber von Sauber wird, ist unsicher.

Sauber, Rotenberg und Ambramowitsch – es wäre nicht die erste Zusammenarbeit zwischen Sauber und Russen: Vor rund zehn Jahren prangten die Sponsoren-Kleber von MTS (russische Telekommunikations-Firma) auf den Schweizer Rennwagen.

Sauber 2014: Rückkehr von Felipe Massa?

Die Familie Todt geniesst noch immer exzellente Kontakt zu Ferrari, sein Sohn Nicolas ist nicht nur Manager von Pastor Maldonado, sondern auch der Ferrari-Zöglinge Felipe Massa und Jules Bianchi. Jean Todt war der Baumeister der unerreichten Erfolgsserie mit Michael Schumacher – fünf WM-Titel in Serie von 2000 bis 2004.

Sollte der Russen-Deal zustande kommen, sollte Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali gleichzeitig eine Blut-Auffrischung neben Fernando Alonso als notwendig erachten (Nico Hülkenberg?), so könnte Ferrari den Brasilianer Massa bei Sauber unterbringen – Felipe fuhr schon 2002, 2004 und 2005 für die Hinwiler, mit einem Ferrari-Vertrag in der Tasche.

Was den zweiten Sauber-Platz angeht, so ist unklar, ob die Russen-Verbindung es als sinnvoll erachtet, Vitaly Petrov in die Formel 1 zurück zu bringen – hinsichtlich des ersten Grossen Preises von Russland 2014 in Sotschi wäre das für alle Beteiligten von Vorteil. Denkbar ist auch, dass Todt junior einen weiteren Fahrer aus seinem Stall unterbringt, wie Jules Bianchi.

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