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Mercedes: Verschwörungs-Spinnerei um Nico Rosberg

Kolumne von Mathias Brunner
Die Fehl-Entscheidung bei Mercedes im Abschlusstraining gibt zu reden. Besserwisser behaupten: Lewis Hamilton werde bei Mercedes um jeden Preis bevorzugt.

Für manches Mitglied im Formel-1-Tross ist ein Fehler nicht einfach ein Fehler – schon gar nicht bei den Silberpfeilen. Noch heute Morgen raunen uns vermeintlich besonders gut Informierte hier am Nürburgring zu: Man sähe es bei Mercedes lieber, wenn Lewis Hamilton gewinnt. Leider löst sich die scheinbare Verschwörung bei einigen simplen Überlegungen in Luft auf.

Als angeblichen Beweis für die These, dass Nico Rosberg bei Mercedes benachteiligt werde, wird so erklärt: Hamilton sei in Malaysia gegen angriffe von Rosberg geschützt worden, der Wiesbadener habe sich hinten anstellen müssen. Und Siege von Hamilton seien für Mercedes global von grösserem Marketing-Wert.

Das mit dem Hinten-Anstellen ist wahr, und zu dieser Entscheidung steht Mercedes-Teamchef Ross Brawn noch heute. «Aber dafür gab es in Sepang triftige Gründe. Das hatte nichts mit Beachteiligung zu tun, sondern damit, dass wir ein schönes Team-Ergebnis nicht gefährden wollten. In England wurde ich dann am Samstag, nach dem Erringen der ersten Startreihe, gefragt – spielt es eine Rolle, ob Rosberg oder Hamilton gewinnt? Ich habe geantwortet – absolut keine. Die einzige Vorgabe für die Fahrer lautet in der Regel: fahrt euch bitte nicht in die Kiste.»

Nico Rosberg war nach dem Abschlusstraining gemäss Brawn «am Boden zerstört über unseren Fehler, ihn im entscheidenden Moment nicht mehr auf der Bahn zu haben. Wir haben einfach unterschätzt, wie sich die Bahn entwickeln wird und welche Rundenzeiten auf einmal möglich sind.»

Ergebnis: Hamilton auf Pole, Rosberg nur auf Startplatz 11.

Aber daraus zu zimmern, Rosberg werde bei Mercedes benachteiligt, das ist einfach böswillig und nicht zu Ende gedacht – und überdies eine Beleidigung für den Sportsgeist.

Wir fahren hier auf dem Nürburgring. Wieso sollte Mercedes sich absichtlich die Chance auf eine erste Startreihe in Silber und auf ein gutes Renn-Ergebnis rauben? Glaubt wirklich jemand allen Ernstes, Mercedes würde auf diese Weise freiwillig WM-Punkte im Kampf um den Konstrukteurs-Pokal herschenken? Also bitte!

Ross Brawn noch einmal: «Unsere Fahrer haben die exakt gleichen Möglichkeiten.»

Ab und an steckt in Verschwörungs-Theorien des Dunstkreises Formel 1 durchaus ein Kern von Wahrheit.

Dieses Mal nicht.

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