Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Sauber und die Russen: Wann kommt der Riese Gazprom?

Von Mathias Brunner
Gazprom: Nächstes Jahr Werbung mit einem Sauber-Formel-1-Renner?

Gazprom: Nächstes Jahr Werbung mit einem Sauber-Formel-1-Renner?

Das Engagement der russischen Investoren soll bald auch in Sachen klassischen Sponsorings Früchte tragen. Weichen zu Gazprom werden auf höchster Ebene gestellt.

Der russische «Investment Cooperation International Fonds» (ICIF), der staatliche Fonds zur Entwicklung der Nord-Westlichen Russischen Föderation und das «Nationale Institut für Luftfahrt und Technologie» (NIAT) sind am Montagmorgen als langfristige Partner des Hinwiler Formel-1-Rennstalls verkündet worden. NIAT-Chef Oleg S. Sirotkin sagt: «Wir sehen das als gemeinsames Investitions-Projekt. Mit klassischem Sponsoring hat das überhaupt nichts zu tun. Bei Sponsoring wird ein Geldbetrag zur Verfügung gestellt, und dann wird auf einem Rennwagen für irgend ein Produkt Werbung gemacht. Wir sind mehr an der wissenschaftlich-technischen Zusammenarbeit interessiert.» Russland-Expertin Nina Khrushcheva, Professorin für internationale Beziehungen in New York, glaubt jedoch: Es ist nur eine Frage der Zeit, bis klassisches Sponsoring aus Russland folgt – mit Gazprom in der Pole-Position.

In Russland ist es ein offenes Geheimnis: Der Einstieg bei Sauber ist Teil eines grösseren Konzepts des Kremls. Die russische Führung holt einen Grossanlass nach dem anderen ins Land: Die Olympischen Winterspiele 2014 gehören dazu, die Fussball-WM 2018 und eben auch das Formel-1-Rennen, ebenfalls in Sotschi.

Die genaue Finanzierung bei den Sauber-Investoren ist jedoch auch für Russen ein Buch mit sieben Siegeln. Ein russischer Journalist, der nicht genannt werden will, sagt uns: «Die exakte Finanzierung ist undurchsichtig, entsprechende Anfragen werden nicht beantwortet. Aber keiner zweifelt bei uns daran, dass viel Geld hinter diesen Investoren steht – Geld aus der Regierung. Denn alle Firmen sind überaus regierungsnah.»

Das gilt besonders für Gazprom, den grössten Erdgasförder-Unternehmen der Welt (Umsatz 2011: 120 Milliarden Euro) und dem grössten Arbeitgeber Russlands (rund 450.000 Fachkräfte). Der Energie-Riese in Staatsbesitz hat gemäss Nina Khrushcheva zunächst im Inland auf den Gebieten Öl und Gas, Medien, Agrarwirtschaft und Bankbeteiligungen gewaltig ausgebaut, nun soll die Expansion im Ausland vorangetrieben werden. Partner der ICIF ist nicht zufällig die Gazprombank. Gazprom gilt auch als exzellente Kaderschmiede: Dmitri Medvedev, später Ministerpräsident des Landes, arbeitete als Verwaltungsrat von Gazprom.

Gazprom und Formel 1, war da nicht was?

Genau: Gazprom ist in der Formel 1 kein Unbekannter: Im August 2002 ging Minardi-Rennstallbesitzer Paul Stoddart (der das Team später an Red Bull verkaufte, daraus wurde Toro Rosso) ein Abkommen mit Gazprom ein. Der unbekannte Sergej Zlobin erhielt für 2003 den Posten eines Testfahrers, mit 33 Jahren war der erste russische Formel-1-Fahrer aber nicht eben ein Nachwuchstalent. Bald wurde klar, dass Zlobin nicht das Zeug zum Formel-1-Stammfahrer besass. Das Abkommen zwischen Minardi und Gazprom zerfiel.

Viele Schweizer Sauber-Fans haben sich gefragt: Wieso ausgerechnet russische Investoren? Aber Investitionen russischer Firmen in der Schweiz sind für Wirtschafts-Experten weder neu noch verwunderlich: Die Russen schätzen an der Schweiz die Neutralität, eine gepflegte Diskretion im geschäftlichen Umgang sowie eine Rechtssicherheit, die in diesem Masse im EU-Raum oder in den USA nicht gegeben sind.

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