James Calado: Der nächste englische Grand-Prix-Star?
Schon vor zwei Jahren zog mich Formel-1-Rennstallbesitzer Peter Sauber zur Seite: «Weisst du, ob dieser James Calado bereits mit einem Formel-1-Team verbandelt ist? Und wer managt ihn?» Das Schweizer Interesse am talentierten Engländer ist danach versiegt, vielleicht zu Unrecht. Denn beim ersten Formel-1-Test gestern in Silverstone hinterliess der 24-Jährige aus Cropthorne (Worcestershire) einen bärenstarken Eindruck – seine Bestzeit lag nur zwei Zehntelsekunden hinter der Bestmarke von Stammfahre Paul Di Resta, und der konnte am ersten Silverstone-Testtag fast doppelt so lange fahren.
Calado ist hin und weg: «Mir fällt es schwer, die richtigen Worte zu finden», sagt er nach seinem Formel-1-Debüt. «Während der ersten Runden brechen die Eindrücke wie eine Riesenwelle über dir herein, vor allem, was den Biss der Bremsen und den Abtrieb in den Kurven betrifft. Nach einiger Zeit normalisiert sich das, und alles fühlt sich eigentlich ganz natürlich an. Ich glaube, ich konnte den Technikern brauchbare Aussagen machen und muss mich auch für meine Rundenzeiten nicht schämen.»
Um genau zu sein, sind die Force-India-Techniker vom ersten Auftritt des GP2-Fahrers tief beeindruckt.
Calado hat es weit gebracht, und dies ohne Ölmulti im Rücken oder cleveren Manager, sondern fast ausschliesslich mit etwas Hilfe der «Racing Steps Foundation», einer englischen Stiftung, die 2008 von der Rennlegende John Surtees und von seinem britischen Landsmann Graham Sharp gegründet wurde. Die Stiftung unterstützt jene englischen Fahrer, die nicht aus einer wohlhabenden Familie stammen oder keine potenten Geldgeber gewinnen konnten.
Gefördert werden 2013 James Calado (GP2), Jack Harvey (GP3), Oliver Rowland und Jake Dennis (beide im Formula Renault 2.0 Eurocup), die Kartfahrer Ben Barnicoat, Ricky Collard, Dean Macdonald, Josh Smith und Alfie Brown, dazu die Moto3-Zweiradtalente John McPhee, Kyle Ryde and Wayne Ryan.
James Calado hat inzwischen auch einen gut vernetzten Manager gefunden: Nicolas Todt, den Sohn des FIA-Präsidenten Jean Todt. Todt junior managt in der Formel 1 Felipe Massa (Ferrari), Jules Bianchi (Marussia) und Pastor Maldonado (Williams).
James selber glaubt: «Natürlich weiss ich, dass die Rolle des Geldes im Rennsport im Laufe der Jahre gewiss nicht kleiner geworden ist. Aber ich glaube auch an den Grundsatz: Talent setzt sich immer durch. Ich gebe mein Bestes, der Rest ergibt sich von alleine.»