Formel 1: «Dumme Regel half Verstappen»

Adrian Sutil: «Und dann kommt leider der V6»

Von Vanessa Georgoulas
Adrian Sutil: «man muss neben der körperlichen Fitness auch die Koordination und Konzentration trainieren»

Adrian Sutil: «man muss neben der körperlichen Fitness auch die Koordination und Konzentration trainieren»

Der Force-India-Pilot spricht über das anstehende Monza-Rennen, die vielen Flugstunden, die in der zweiten Saisonhälfte anstehen und den neuen V6-Turbo, der ab 2014 zum Einsatz kommt.

Grosse Sprünge erwartet Adrian Sutil in diesem Jahr keine mehr. Denn sein Force-India-Team hat die Entwicklung des diesjährigen Renners eingestellt. «Wir werden versuchen, unser bestehendes Paket zu verbessern, aber natürlich ist das nicht so aufregend, wie wenn man neue Teile hat und weiss, dass man theoretisch zwei bis drei Zehntel schneller sein könnte», gesteht er.

Deshalb bleibt auch Sutils Prognose für die Hatz durch den Königlichen Park vorsichtig: « Wenn wir hier den siebten oder achten Platz erreichen, wäre ich sehr zufrieden, denn das ist ein realistisches Ziel. Wichtig ist, dass man trotz allem den Gedanken an das Podium und den Sieg nicht verliert. Lotus war in Spa nicht so weit weg. Vielleicht können wir die hier angreifen.»

Unterbewusst gestresst

 Obwohl die Weiterentwicklung des diesjährigen Autos eingestellt wurde, freut sich Sutil auf die kommenden Rennen: «Für uns lief die letzte Phase der WM jeweils gut, und ich glaube, wir sind auch nicht die Einzigen, die nicht mehr weiterentwickeln. Das machen jetzt vielleicht noch die Top-Teams, aber die meisten Gegner werden sich mittlerweile auch auf das Modell für 2014 konzentrieren. Und ich freue mich auf die Asien-Reise. Generell finde ich das zweite Halbjahr ein bisschen schöner als die erste Saisonhälfte.»

Dass nach dem letzten Europa-Rennen wieder weite Reisen auf dem WM-Programm stehen, macht ihm nicht viel aus. Sutil erklärt: «Das Reisen ist das Anstrengendste am ganzen Sport. Man ist nie am gleichen Ort, sondern ständig in neuen Hotels, und dadurch unterbewusst gestresst. Das macht sich bemerkbar, wenn man im Rennen in einer Stresssituation ist. Dann reagiert man besser oder schlechter, je nach dem, wie das Umfeld ist. Wenn ich zu Strecken reise, die ich gut kenne, dann habe ich weniger Sorgen. Ich bin jetzt auch schon sechs Jahre dabei, da hat man sich weitestgehend daran gewöhnt. Aber es bleibt anstrengend. Deshalb ist es wichtig, sich gut zu ernähren.»

Ganzheitliches Training

Auch das richtige Training ist entscheidend, wie Sutil erläutert: «Die Rennfahrerei ist ein sehr spezieller Sport. Man muss den ganzen Körper trainieren. Viele Kollegen schwingen sich gerne aufs Rennrad, aber ich mache das nicht ganz so gerne. Die Beinmuskeln sind ohnehin die schwersten Muskeln im Körper, deshalb macht es nicht so viel Sinn, wenn man das Rennradtraining übertreibt. Das ist kontraproduktiv. Es ist wichtig, dass man den passenden Sport findet.»

Deshalb besteht sein Training aus einer Kombination von verschiedenen Sportarten: «Ich mache viele Sachen, die gleichzeitig die Balance trainieren und die Koordination schulen», verrät Sutil. «Es geht also darum, möglichst den ganzen Körper zu trainieren und dabei Rechenübungen lösen, denn man muss neben der körperlichen Fitness auch die Koordination und Konzentration trainieren. Ich habe viele Jahre ein normales Programm abgespult: Eine Stunde Laufen, zwei Stunden Fahrradfahren – und so weiter. Das ist in meinem Fall völliger Blödsinn.»

Auch im Simulator verbringt Sutil viel Zeit – obwohl das nicht zu seinen Lieblingsbeschäftigungen gehört, wie er unumwunden zugibt: «Ich hatte das Simulator-Training am Anfang auch sehr gern. Aber mit der Zeit hat sich das gelegt. Man sitzt einfach zu viel im dunklen Raum. Auch wenn es hilft, ist es ein bisschen Schade, dass der Rennsport immer virtueller wird. Man spart Geld auf der Strecke und steckt diesen Betrag in die Computer-Entwicklung rein.»

Dass er am Sonntag das letzte Mal mit dem 2,4-Liter-V8-Motor in Europa unterwegs sein wird, hat keinen Einfluss auf Sutils Stimmung in Monza. Er gesteht: «Das letzte Rennen der Saison wird diesbezüglich sicher speziell. Dann sagt man sich: Okay, das war jetzt der V8, jetzt kommt leider der V6. Ich würde gerne sagen: Ich freue mich auf den V12, aber das ist leider nicht geplant. Ich weiss nicht, wie das im kommenden Jahr sein wird. Die Turbos sind sicher auch interessant, aber ich habe immer betont, dass der V12 mein Lieblingsmotor ist. Im Rennauto bin ich leider noch nie damit gefahren, ausser in einem Porsche in Goodwood. Im Qualifying wird der Motor wesentlich stärker sein als im Rennen. Das wird schon spannend. Wir haben jetzt 150 Kilo Sprit an Bord, und nachher nunmehr 100 Kilo. Das Ganze wird ein bisschen unruhiger, beim Anbremsen wird das Auto nervöser.»

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