Formel 1: «Dumme Regel half Verstappen»

Sergey Sirotkin: «Wir sind hier auf anderem Planeten»

Von Vanessa Georgoulas
Zum zweiten Mal innerhalb von knapp zwei Wochen stellt sich Sauber-Neuling Sergey Sirotkin (18) den Fragen der Journalisten – die Zahl der Zuhörer nimmt rasant zu.

Vor dem Belgien-GP stellte sich der junge Russe den Fragen einiger Schweizer Berichterstatter im Sauber-Werk von Hinwil (Zürcher Oberland). Nun sind locker sechs Mal so viele Berichterstatter zugegen, es ist nach den Mediengesprächen mit Nico Hülkenberg und Esteban Gutiérrez locker die grösse Presserunde bei Sauber an diesem Donnerstag.

Sergey, wie fühlt es sich an, erstmals im Formel-1-Fahrerlager herumzuspazieren?

Es ist unglaublich! Natürlich macht man sich eine gewisse Vorstellung davon, was auf einen zukommt, aber dass alles gleich so gross und so perfekt sein würde, das hat mich dann doch umgehauen. Gemessen am Fahrerlager in der Formel Renault 3.5 sind wir hier auf einem anderen Planeten! Das hätte ich so nicht erwartet.

Fühlst du dich für die Formel 1 bereit?

Mit Stand heute müsste ich ehrlich sagen: nein. Aber ich habe ja noch ein halbes Jahr, um mich auf Australien 2014 vorzubereiten. Ich fahre jetzt noch meine Saison in der Formel Renault 3.5 zu Ende, ich werde Formel 1 testen und im Simulator sitzen können, und wenn alles nach Plan läuft, dann werde ich mehr als bereit sein für die Formel 1.

Wie schaut dieses Programm aus?

Wir werden mit einem 2011er Rennwagen testen (Sirotkin sagt nicht, ob es sich dabei um einen Sauber oder um einen Ferrari handelt, M.B.), dann gibt es noch die Demo-Fahrt von Sotschi Ende September. Ich durchlaufe ein ausgeklügeltes Fitnessprogramm. Ich spreche so viel es geht mit den Ingenieuren, um alles Wissen in mich einzusaugen.

Was bedeutet es dir, in Russland gewissermassen Formel-1-Botschafter zu sein?

Für mich persönlich ist es ein Traum, der Schritt um Schritt in die Realität umgesetzt wird. Darüber hinaus können wir den Motorsport generell und die Formel 1 im Besonderen in Russland populärer machen. Ich darf mich glücklich schätzen, daran beteiligt zu sein.

Mit etwas Abstand: Was denkst du über den Besuch in Hinwil?

Es ist ein schönes Gefühl zu spüren, wie willkommen man mich geheissen hat. Du fühlst dich sofort gut aufgehoben und pudelwohl. Die Eindrücke auch im Werk waren sehr kraftvoll. Aber ich hatte nie das Gefühl, dass ich hier vor einem unüberwindlichen Berg stehe.

Wievielen Gesichtern kannst du bereits Namen zuordnen?

(Lacht) Also einfach ist es nicht, es sind so viele! Aber das wird schon.

Fühlst du, wie der Druck sich langsam erhöht?

Nein, ich versuche, ganz entspannt zu bleiben und mich auf meine Aufgaben zu konzentrieren. Ich weiss natürlich, dass jetzt mehr Menschen verfolgen, was ich ich in der Formel Renault für Leistungen zeige, aber damit habe ich kein Problem.

Ist es geplant, dass du zu weiteren Formel-1-Läufen kommst, um die Arbeit des Teams mitzuverfolgen und zu lernen?

Das ist noch nicht im Detail definiert, aber ich reise gerne überall hin!

Wo wirst du das Rennen schauen?

Ich weiss es nicht – dort, wo das Team mich haben will; vermutlich in der Box.

Wann sitzt du im Simulator und in welchem?

Beides ist noch nicht entschieden, wir wissen nur – es wird passieren.

Du hast hier zu Beginn der Medienrunde allen erst mal die Hand geschüttelt. Planst du das bei auch mit den Piloten zu tun?

Wieso nicht? Ich versuche immer, höflich zu sein. Ich bin so erzogen worden. Warum sollten die Fahrer anders sein als Journalisten oder Ingenieure?

Wir werden 2014 wieder Testfahrten während der Saison haben, und es wird eine komplett neue Modellgeneration geben. Was bedeutet das für dich?

Ich glaube, es macht mein Leben etwas einfacher. Alle Fahrer müssen sich auf die neuen Autos einstellen, in gewisser Weise sind wir da auf dem gleichen Stand.

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