Startfeld 2014: Wem gelingt der cleverste Schachzug?
Rund ein Drittel des Startfeld wird neue Overalls erhalten oder die Formel 1 verlassen
Endlich Bewegung auf dem Fahrermarkt: Felipe Massa twitterte seinen Abschied von Ferrari, Kimi Räikkönen ist für zwei Jahre bei Ferrari bestätigt. Der nächste Schachzug dürfte dann sein: Nico Hülkenberg zieht zu Lotus. Wir sind den Fragen nachgeangen: Was sind die nächsten Wechsel? Und wer macht beim Ändern des Arbeitgebers alles richtig?
Red Bull Racing: Klare Verhältnisse
Sebastian Vettel ist bis Ende 2015 ans Team gebunden, seine Rolle als Team-Leader ist unbestritten. Toro-Rosso-Fahrer Daniel Ricciardo rückt an die Seite des Deutschen: Der 24jährige Australier will ab Saisonmitte seinem weltmeisterlichen Stallgefährten auf die Nerven gehen. RBR gibt Welpenschutz: Ricciardo soll mindestens zwei Jahre lang fahren und lernen. Ricciardo weiss allerdings: in einem Top-Team ist die Erwartungshaltung anders.
Ferrari: Die beste Fahrerpaarung
Fernando Alonso ist bis Ende 2016 unter Vertrag. Der Spanier hat unlängst angedeutet, dass er mit dem Gedanken spielt, dieses Abkommen vorzeitig um zwei Jahre zu verlängern. Kimi Räikkönen ist für Ferrari die sportlich bessere, obgleich teurere und politisch brisantere Wahl als Felipe Massa. Wir hören bereits den Funkspruch: «Kimi, Fernando hinter dir ist schneller.» – «Lasst mich in Ruhe, ich weiss schon, was ich mache …» Räikkönen hat einen Vertrag für 2014 und 2015 unterzeichnet.
McLaren: Buttons Vertragspoker geht zu Ende?
Ende 2011 hat Jenson Button einen Mehrjahres-Vertrag unterzeichnet. Die exakte Vertragsdauer ist weder von McLaren, noch von Button je erklärt worden. Aufgrund der schlechten Ergebnisse könnte Button aus seinem Vertrag heraus, aber wo würde er einen mittel- und langfristig besseren Rennstall finden? McLaren möchte den Engländer für zwei bis drei weitere Jahre binden, Button selber ist nicht sicher, ob das eine gute Idee ist. Was, wenn Honda bei der Rückkehr 2015 kein konkurrenzfähiges Triebwerk baut?
Lotus: Nach Räikkönen-Abgang tritt Plan B in Kraft
Kimi Räikkönen wurde aus zwei Gründen an Ferrari verloren: Die Italiener bieten die sportlich bessere Perspektive, basierend auf gesunden Ressourcen, zudem sind die Italiener nicht dafür bekannt, Gehaltszahlungen zu verschleppen. Damit tritt bei Lotus Plan B in Kraft und der heisst – Nico Hülkenberg soll 2014 an der Seite von Romain Grosjean fahren. Für Hülkenberg ist das ein Aufstieg, für Lotus ist der Emmericher ein guter Fang.
Mercedes: Rosberg und Hamilton sicher im Sattel
Ähnlich wie Button bei McLaren hat Nico Rosberg bei Mercedes 2011 einen Mehrjahres-Vertrag mit nicht öffentlich kommentierter Laufzeit unterschrieben. Auch hier dürfte es sich um einen Dreijahres-Vertrag mit Option für zwei weitere Jahre handeln (also minimal bis Ende 2014, maximal bis Ende 2016). Lewis Hamilton ist für drei Jahre unter Vertrag (2013, 2014, 2015). Der Wechsel eines Fahrers ist bei Mercedes kein Thema.
Sauber: Wer fährt neben Sergey Sirotkin?
Wenn der junge Russe Sergey Sirotkin als gesetzt gilt, wird die Sauber-Leitung nicht den Fehler machen, als zweiten Piloten ebenfalls einen Youngster zu verpflichten – Robin Frijns wurde bereits freigestellt, Esteban Gutiérrez kann nicht überzeugen. Die logische Wahl: den früheren Zögling Felipe Massa zurückzuholen. Er würde die notwendige Erfahrung mitbringen, die Sauber von einem der zwei Piloten benötigt. Allerdings würden die Ferrari-Verantwortlichen auch gerne sehen, wie sich Nachwuchspilot Jules Bianchi in einem Mittelfeldteam schlagen würde.
Force India: Adrian Sutil und Paul Di Resta sollen bleiben?
Adrian Sutil und Paul Di Resta könnten Ende 2013 beide weg, aber wo sollen sie hin? Der Schotte rechnete Ende 2012 fest damit, bei McLaren in die engere Wahl zu kommen (als Nachfolger von Lewis Hamilton), dann erhielt Sergio Pérez diesen Platz. Einige britische Zeitungen wollten ihn in einen Ferrari schreiben, auch das hat nicht funktioniert. Di Resta wirkt frustriert, vielleicht hält sich auch deshalb das Interesse anderer Rennställe in Grenzen. Wiederholte Kritik am eigenen Rennstall in die Öffentlichkeit zu tragen, gilt als unfein und ungeschickt. Adrian Sutil zeigt eine sehr gute Saison, Force India will ihn behalten.
Williams: Das Lebenserhaltungs-System Maldonado
Valtteri Bottas wird bleiben. Das nasse Montreal-Qualifying, wo der junge Finne keck auf Rang 3 fuhr, hat angedeutet – hier wächst ein potentieller GP-Sieger heran. Pastor Maldonado soll aus rund 35 Millionen Gründen (pro Jahr) ebenfalls bleiben. Ohne die Mitgift von Maldonado-Partner PDVSA (staatlich venezolanische Ölgesellschaft) sähe es finanziell für Williams düster aus.
Toro Rosso: Felix da Costa von Carlos Sainz jr. ausgebremst?
Eins hat Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost klargemacht: zwei neue Fahrer wird es nicht geben. Da Daniel Ricciardo zu Red Bull Racing zieht, bleibt also Jean-Eric Vergne. Der Portugiese Antonio Felix da Costa sollte eigentlich in die Formel 1 geholt werden. Seine Leistungen in der Formel Renault 3.5 setzen ein fettes Fragezeichen über dieses Ansinnen. Nun erhält der junge Carlos Sainz jr. drei Rennwochenenden mit den 3,5-Liter-Renault. Schlägt er sich dabei besser als da Costa, ist er für Toro Rosso ein Kandidat.
Caterham: Wer zahlt, befiehlt?
Charles Pic wird bleiben – erstens wegen Motorenpartner Renault, zweitens aufgrund der Zusammenarbeit zwischen Caterham und Renault (fürs Sportwagenprojekt Alpine), drittens wegen Pics Sponsoren und viertens, weil der Franzose keine Aufstiegsmöglichkeit sieht. Es ist nicht so, dass bei ihm die Top-Teams im Minutentakt anrufen. Giedo van der Garde zeigt zu wenig, um sich für 2014 sicher sein zu dürfen. Caterham braucht einen besseren Mann. So lange das Sponsorengeld aus Holland fliesst, kann ihn Caterham nicht durch Heikki Kovalainen ersetzen.
Marussia: Bianchi als Versprechen, Chilton als Kassenfüller
Jules Bianchi wird bleiben, nicht zuletzt aufgrund der künftigen Kooperation mit Ferrari; denkbar aber auch, dass er von Ferrari zu Sauber bugsiert wird. Max Chilton bleibt blass. Taucht jemand mit mehr Geld auf, dürften die Tage des Engländers bei Marussia gezählt sein.