Adrian Newey: «Manchmal hilft eine Tasse Tee»
Adrian Newey gilt als der beste Designer der Formel 1
Adrian Newey gilt als das Superhirn der Formel 1. Als einziger konnte der 54-Jährige mit drei verschiedenen Teams bisher insgesamt 10 Fahrer- und 10 Konstrukteurstitel gewinnen. Das soll auch 2014 so weitergehen, hoffen Newey und sein Arbeitgeber Red Bull Racing und deshalb sind der Brite und sein 100-köpfiges Team auch bereits seit einigen Monaten an der Arbeit für nächste Saison.
Die Herausforderung ist groß. Die Teams müssen ihre Autos um den neuen Turbomotor, den neuen Antriebsstrang, herum bauen und den Aerodynamik-Regeln Rechnung tragen. «Die Änderungen bei der Aerodynamik sind beträchtlich, aber nicht ganz so groß wie 2009», erklärte Newey bei CNN. «Natürlich besteht die Möglichkeit, dass ein Team ein besseres Auto baut als seine Konkurrenten, aber es gibt auch die Änderungen beim Motor.»
Ob sich der eine oder andere Motorenhersteller einen Vorteil gegenüber anderen verschaffen könne, bleibe abzuwarten, meint Newey. «Das Auto, das vor allen anderen sein wird, wird aber jenes sein, das die beste Kombination eines guten Chassis und guten Motors hat. Wenn nur ein Teil nicht passt, dann hat man ein Problem.» Welches Team mit dieser besten Kombination wird aufwarten können, «das ist die Frage, die wir uns momentan alle stellen und das wird der Saison 2014 auch extra Würze verleihen.»
Ein Punkt, bei dem sich alle einig sind ist, dass die neuen Autos von der Optik her wohl etwas gewöhnungsbedürftig sein werden. «Idealerweise ist ein Auto schnell und hat ein schönes Design», sagt der Mann, der noch immer am Reißbrett seine ersten Entwürfe zeichnet. «Aber jeder wird einem schnellen Auto den Vorzug vor einem schönen Auto geben, so ist das nun mal. Ich fände es zwar schön, wenn man beim Aufstellen der Regeln etwas mehr an die Ästhetik denken würde, aber Schnelligkeit geht vor Schönheit.»
Sein erster Schritt beim Design eines neuen Autos sei, die Regeln zu lesen, erklärte Newey. «Ganz, ganz genau. Man versucht zu verstehen, was sie tatsächlich aussagen, nicht, was sie sagen wollen, das ist nicht immer dasselbe. Dann zerlege ich alles in kleine Stückchen und versuche vom Reglement her zu verstehen, was die beste Lösung für die Aerodynamik und die Mechanik sein könnte.» Am Ende werde dann alles wieder zusammengefügt. «Das ist wichtig: Das Endprodukt muss ein Ganzes sein, nicht einzelne Teile, die zusammengewürfelt werden.»
Um seine Arbeit zu überprüfen, bedient sich der Engländer eines kleinen Tricks. «Sieht es nach 24 Stunden immer noch gut aus? Das entscheidet dann darüber, ob es behalten oder verworfen wird. Man entwickelt für diese Prozedur mit der Zeit eine gewisse Sensibilität. Das Gehirn ist erstaunlich: man kann zwischendurch etwas total anderes machen – vielleicht eine Tasse Tee – und plötzlich weiß man, ob es richtig oder falsch war, was man gemacht hat.»