Punkte-Irrsinn: WM-Titel für Ickx, Moss, Villeneuve!
Nicht nur Formel-1-Champion Sebastian Vettel findet die Idee, beim WM-Finale 2014 doppelte Punkte zu vergeben «absurd. In der Bundesliga werden am letzten Spieltag schliesslich auch nicht doppelte Punkte vergeben.» In den sozialen Netzwerken regen sich die Fans auf. Die einen – um beim Fussballvergleich zu bleiben – sagen, das sei so, als ob am letzten Spieltag die Tore doppelt so gross gemacht würden; die anderen regen an, beim Finale doch gleich auch noch die Startaufstellung umzudrehen.
Doppelte Punkte beim Finale – was hätte das in der Vergangenheit geändert?
Zunächst: Wir hätten in 64 Formel-1-Weltmeisterschaften seit 1950 nicht 27 Entscheidungen im letzten Rennen gehabt, sondern 46. In der abgelaufenen Saison 2013 wäre Sebastian Vettel auch ohne die neue Regel Weltmeister geworden, nicht aber im Jahr zuvor. Da hätte Fernando Alonsos Rang 2 (also 36 Punkte) für den ersten Titel mit Ferrari gereicht!
Doppelte Punkte beim Finale, das würde der Weltmeister-Statistik ein ganz anderes Gesicht geben, denn zehn Mal hätte der Sport einen anderen Champion erhalten.
Juan Manuel Fangio wäre bei seinen fünf Titeln geblieben, aber Alberto Ascari hätte einen eingebüsst – denn Fangio hätte dem Italiener dank der Doppelpunkteregel den Titel 1953 abspenstig gemacht. Der Argentinier wiederum hätte den Titel 1956 an Stirling Moss verloren.
Stirling Moss, für viele der beste Rennfahrer, der nie Formel-1-Champion wurde, wäre heute zweifacher Weltmeister: 1956 (anstelle von Fangio) sowie 1958 (anstelle von Mike Hawthorn, der seinen einzigen Titel verloren hätte).
Wir hätten nie einen posthumen Titelträger gehabt, denn Jacky Ickx hätte 1970 mit seinem Schlussspurt in der WM Jochen Rindt noch überholt.
Wir hätten keinen südafrikanischen Formel-1-Weltmeister, denn 1979 hätte Gilles Villeneuve den Titel geholt, nicht Jody Scheckter.
Alan Jones wäre mit zwei Titeln abgetreten (er hätte 1981 gegen Nelson Piquet den zweiten hintereinander erobert), und Alain Prost wäre heute fünffacher Champion wie Fangio – denn im dramatischen Finale von Portugal 1984 hätte der Franzose seinen McLaren-Stallgefährten Niki Lauda überflügelt.
Michael Schumacher wäre nur sechsfacher Champion, weil er 2003 von Kimi Räikkönen bezwungen worden wäre.
Lewis Hamilton stünde ohne Titel da, denn Felipe Massas Sieg im WM-Finale 2008 in Interlagos hätte zum grössten Triumph seiner Karriere gereicht.
Und, wie erwähnt, Fernando Alonso hätte 2012 die Tifosi weltweit in einen Freundentaumel versetzt, mit dem ersten gemeinsamen Titel mit Ferrari.