Paul di Resta: Ein Opfer des Mittelfeldes?
Paul di Resta: Es reicht nicht mehr, einfach nur ein schneller Rennfahrer zu sein
Mit der Vertragsverlängerung von Sauber-Pilot Esteban Gutiérrez hat sich eine weitere grosse Hoffnung von Paul di Resta in Luft aufgelöst. Der 27-jährige Schotte wird die Königsklasse des Motorsports nach drei Formel-1-Jahren mit dem Force India-Team aller Wahrscheinlichkeit nach verlassen.
Denn nun kann der DTM-Champion von 2010 nur noch auf die Hinterbänkler-Cockpits von Marussia und Caterham hoffen. Und selbst da dürften andere Namen ganz oben auf dem Wunschzettel stehen, schliesslich lassen sich die chronisch unterfinanzierten Hinterbänkler ihre Fahrerverträge gerne teuer bezahlen.
David Coulthard, der ehemalige GP-Pilot und heutige Formel-1-Experte des britischen TV-Senders BBC, ist überzeugt: «Es ist schon fast sicher, dass Paul di Restas Formel-1-Karriere mit dem Cockpit-Verlust bei Force India ein frühes Ende findet. Paul hat zweifellos genug Tempo, um in der Formel 1 mitzuhalten, und im richtigen Auto könnte er auch Grands Prix gewinnen. Doch er wurde ein Opfer des Mittelfeldes. Man darf nicht zu lange im gleichen Mittelfeld-Team ausharren, sonst droht die Gefahr, dass man nicht mehr als das aufstrebende Talent wahrgenommen und folglich bei der Fahrerbesetzung übergangen wird.»
Auch dass Di Resta mit Adrian Sutil einen starken Teamkollegen an seiner Seite hatte, war keine Hilfe. Coulthard erklärt: «Natürlich war es kein Vorteil für ihn, dass Sutil nach einem Jahr auf der Reservebank gleich wieder einen derart guten Job gemacht hat. Aber das war nicht der einzige Grund.»
Auch dass Di Resta weder in den eigenen Reihen noch bei den Medienschaffenden ein hohes Ansehen geniesst, wurde ihm zum Verhängnis. Coulthard seufzt: «Es gab Gerüchte, wonach Di Resta in seinem eigenen Team nicht so gut ankam wie andere Fahrer. Sein Schicksal ist ein gutes Beispiel dafür, dass es heutzutage nicht mehr reicht, einfach nur schnell zu sein. Man muss in jeder Hinsicht ein professioneller Rennfahrer sein und wissen, was die Sponsoren und das Team glücklich macht. Ausserhalb des Cockpits ist der Beruf des Formel-1-Fahrers ein konstanter PR-Job. Das ist sehr anstrengend und viele Piloten haben das nicht begriffen.»