Gene Haas: Wenn er kein GP-Team schafft, wer dann?
Teamchef Gene Haas mit Danica Patrick
Vor kurzem ist durchgesickert, wer sich um den Platz des zwölften Formel-1-Rennstalls ab 2015 beworben hat. Bei der FIA ist Interesse signalisiert worden seitens: des US-amerikanischen Unternehmers Gene Haas (NASCAR-Teambesitzer und Windshear-Windkanalinhaber), des Serben Zoran Stefanovich (in Form von StefanGP) sowie des Rumänen Colin Kolles (der massgeblich daran beteiligt war, dass Midland, Spyker und Force India – verschiedene Namen, gleiches Team – nicht vorzeitig eingegangen ist). Besonders die Bewerbung von Gene Haas ist hochinteressant.
Der 61-Jährige ist im Motorsport bislang vor allem als NASCAR-Teambesitzer bekannt geworden (2011 Meister, zusammen mit seinem Team-Mitinhaber Tony Stewart). Über den Rennsport hinaus ist Haas als Inhaber einer Firma für Computer-gesteuerte Werkzeugmaschinen renommiert: «Haas Automation» kann einen Jahresumsatz von mehr als 1 Mia Dollar vorweisen und – damit sind wir wieder bei der Formel 1 – will in den kommenden Jahren weltweit expandieren, vor allem im asiatischen Raum. Dafür ist die Formel 1 als Werbeplattform ideal.
Die Pläne von Gene Haas sind auch nicht neu: Er war einer der Männer im Hintergrund des gescheiterten USF1-Teams von Ken Anderson und Peter Windsor. Seine Firma «Haas Racing Developments» wurde im März 2010 gegründet, und der Unternehmer hat sich damals gewiss überlegt, USF1 zu übernehmen. Als Haas jedoch sah, dass es so gut wie nichts Gescheites zum Übernehmen gibt, ist das nicht passiert.
2014 tritt Haas im NASCAR-Sport mit Team-Mitbesitzer Tony Stewart an, dazu mit Kurt Busch, Kevin Harvick und Danica Patrick. Für das Engagement von Patrick ist Kritik laut geworden – sie sei wegen ihrer Popularität und ihrer Magnetkraft für Sponsoren engagiert worden, weniger ihres Talents wegen.
Da kann ich nur sagen: ja und? Keiner kritisiert Rick Hendrick, weil er den mässig erfolgreichen, aber immens populären Dale Earnhardt junior beschäftigt.
Etwas Recherche im Raum Concord (North Carolina) zeigt: Haas Stewart Racing baut derzeit auf die doppelte Grösse aus, insgesamt auf 24.000 Quadratmeter. Solchen Raum benötigt nicht einmal ein Vierwagen-Team im NASCAR-Sport. Um die Ecke liegt der Windkanal namens Windshear, der Haas gehört und in dem Spitzenrennställe aus NASCAR, IndyCar und Formel 1 ein- und ausgehen.
Mittelfristig will Haas bei Dallara ein Chassis bauen lassen, langfristig sollen die Autos selber gebaut werden. Die Verpflichtung von Günther Steiner ist ein geschickter Griff, weil der Südtiroler (als Ex-Technikchef von Red Bull Racing) die Formel 1 gut kennt und weil er als NASCAR-Techniker in zwischen auch in der US-Rennszene gut vernetzt ist. Steiner weiss: das Team braucht eine Europa-Basis, denn acht von 19 Rennen können mit Lkw beschickt werden – das ist von den USA aus logistisch ungünstig.
Wenn ein Amerikaner ein Formel-1-Team aus den USA stemmen kann, dann ist es Gene Haas.