Jerez-Tag 4: Massa vor Alonso, Renault blamiert
Probleme bei Testfahrten sind normal, das erleben wir in jedem Testwinter. Dass jedoch ausgerechnet der Weltmeister die Sachen packt und vorzeitig zusammenpackt, das erleben wir dann doch eher selten. Einzelheiten zur Blamage von Red Bull Racing lesen Sie HIER und was «Mr. Red Bull» Dietrich Mateschitz zum schwierigen Testbeginn zu sagen hat, sehen Sie HIER
Der Blick vieler Leser wandet zunächst zur Zeitenliste, aber Mercedes-Star Nico Rosberg sagt: «Was wir hier in Jerez tun, das sagt über die Leistungsfähigkeit überhaupt nichts aus. Beim ersten Test geht es nur darum, dass man möglichst viel zum Fahren kommt. Auf Zeitenjagd gehen wir frühestens beim zweiten Bahrain-Test. Und was wirklich Sache ist, sehen wie sowieso erst in Australien.» Mehr von Nico Rosberg lesen Sie HIER
Die Zeitenliste ist heute auch besonders verwirrend, weil die Piste am Morgen noch nass war und erst am Nachmittag trocken wurde. Aber zu diesem Zeitpunkt waren nicht mehr alle Fahrer auf der Bahn.
Auch wenn selbst die Mitglieder der Formel-1-Rennställe über das derzeitige Kräfteverhältnis im Dunkeln tappen, so lässt sich mit Gewissheit sagen: Schaden kann es nicht, wenn man so ausgiebig zum Fahren kommt wie etwa McLaren oder Mercedes (wo Nico Rosberg als erster Fahrer der Saison 2014 eine Renndistanz abspulte).
Der frühere Formel-1-Pilot Marc Surer ist sicher: «Mercedes steht derzeit unter den Motorenherstellern am besten da, siehe die guten Leistungen des Werksteams und von McLaren sowie Williams. Ferrari folgt dahinter, mit dem eigenen Team als bester Mannschaft. Renault ist am Schluss.»
Kein Zweifel: die Franzosen müssen gewaltig nachlegen, wenn sie bei den kommenden Tests in Bahrain (19.–22. Februar sowie 27. Februar bis 2. März) Boden gutmachen wollen.
Sieger und Verlierer
Wer heute zufrieden sein darf: Mercedes, McLaren (obschon Magnussen am Nachmittag einen Dreher hinlegte), Daniel Juncadella (solides Testdebüt in einem Force India, der seine Mucken langsam ablegt), Fernando Alonso (grössere Probleme sind bei Ferrari nicht zu erkennen, keiner fuhr heute mehr Runden), Felipe Massa (der bereits von Podestplätzen mit Williams träumt).
Die gute Bilanz von McLaren kann auch durch einen Unfall von Kevin Magnussen kurz vor Schluss des Testtags nicht getrübt werden. Ein McLaren-Ingenieur: «Nur wer nicht schnell fährt, ist nie neben der Bahn. Das gehört eben auch zum Geschäft.» Der Unfall brachte den Jerez-Test mit einer roten Flagge zu Ende.
Aber auch bei Rennställen, wo es gut zu laufen gibt, treffen wir Probleme: Am Ferrari von Fernando Alonso mussten Kühlöffnungen in die Motorhaube geschnitten werden, ein Williams-Techniker sagt, er sei froh, dass man nun eine Pause bis Bahrain habe, es gebe einiges zu regeln. Auch bei Williams mit dem extrem verschlossenen Heck ist die Kühlung ein grosses Thema.
Die Sorgenkinder des letzten Testtages, abgesehen von Red Bull Racing sowie Toro Rosso, wo Neuling Daniil Kvyat nicht über acht Runden hinauskam: Adrian Sutil landete mit dem Sauber erneut im Kiesbett (die Probleme mit der elektronisch gesteuerten Bremse sind noch immer nicht gelöst). Caterham kam immerhin zum Fahren, ist aber zu langsam. Da hinterlässt Marussia aus dem Stand den besseren Eindruck.
Jerez-Bestzeiten, Tag 4
1. Felipe Massa (BR), Williams FW36-Mercedes, 1:28,521 (86 Runden)
2. Fernando Alonso (E), Ferrari F14 T, 1:29,145 (115)
3. Daniel Juncadella (E), Force India VJM07-Mercedes, 1:29,457 (81)
4. Kevin Magnussen (DK), McLaren MP4/29-Mercedes, 1:30,806 (110)
5. Lewis Hamilton (GB), Mercedes F1 W05, 1:30,822 (41)
6. Jules Bianchi (F), Marussia MR03-Ferrari, 1:32,222 (25)
7. Adrian Sutil (D), Sauber C33-Ferrari, 1:36,571 (69)
8. Nico Rosberg (D), Mercedes F1 W05, 1:36,951 (91)
9. Kamui Kobayashi (J), Caterham CT05-Renault, 1:43,193 (54)
10. Daniil Kvyat (RU), Toro Rosso STR9-Renault, 1:44,016 (8)
11. Daniel Ricciardo (AUS), Red Bull Racing RB10-Renault, 1:45,374 (7)