Rob White (Renault): «Ja, wir sind im Rückstand»
Renault-F1-Technikchef Rob White mit Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost
Robert «Rob» White, 48 Jahre alt, trägt eine grosse Last mit sich herum: der britische Ingenieur hat sich zum technischen Leiter von «Renault F1 Sport» hochgearbeitet. Unter seiner Mitarbeit wurden sechs WM-Titel gewonnen – zwei mit Fernando Alonso und Renault als Werksrennstall, vier mit Sebastian Vettel und Red Bull Racing. So alles falsch gemacht hat Renault also ganz offensichtlich nicht in den letzten Jahren. Aber nach den missglückten Tests von Jerez und Bahrain müssen die Franzosen viel Prügel einstecken. Rob White nimmt Stellung.
Rob, setzen wir nach dem Jerez-Test ein – welches waren die Schritte, die nach dem Probegalopp in Andalusien eingeleitet werden mussten?
Wir haben Einiges an dem Energiespeicher, also der Batterie, geändert – wir sprechen hier von der Hardware, von einigen Turnübungen für die Ingenieure, von der Materialbeschaffung, vom Zusammenbau, von der Logistik. Wir haben auch zwei verschiedene Stufen von Kontrollsystemen der Steuerelektronik für die Antriebseinheiten vorbereitet. Die erste davon hätte, rückblickend, jene Stufe sein müssen, mit der wir Jerez hätten beginnen sollen. Diese Stufe hat es uns erlaubt, einige Störungen aus der Welt zu schaffen und die Abstimmung der Kennfelder und Kalibrierung der Systeme zu verbessern. Das alles hat es uns erlaubt, dass wir etwas mehr Kilometer fahren können.
Die zweite Welle an Software-Änderungen bietet mehr Funktionalität, will heissen: mehr Zugriffsmöglichkeiten auf die Kontrollsysteme. Das wirkt sich in mehr Leistung und einem fahrbareren Gesamtpaket aus, zudem in einer besseren Integration der kompletten Antriebseinheit, also bei der Art und Weise, wie die ganzen verschiedenen Komponenten gewissermassen miteinander sprechen.
Im Laufe der Bahrain-Testtage hier haben alle unsere vier Partner mit Stufe 1 begonnen und sind dann schrittweise zu Stufe 2 übergegegangen.
Wie ist der Bahrain-Test aus deiner Sicht verlaufen?
Wir mussten Rückschläge einstecken. Aber wir haben definitiv Fortschritte gemacht. Die Veränderungen, die ich geschildert habe, führen zu einem besseren Verhalten der Antriebseinheiten auf der Rennstrecke. Daher sind wir auch mehr zum Fahren gekommen als in Spanien. Ich will gar nicht verheimlichen, dass wir Probleme hatten, aber mit wir meine ich nicht nur die Antriebsseite, es gab auch Schwierigkeiten mit den Chassis. Insgesamt haben wir eine Menge Probleme aussortiert und wichtige Erfahrung gewinnen können.
Wir haben lernen müssen, dass selbst kleinste Problemchen eine lange Standzeit nach sich ziehen, die schwierig oder gar nicht mehr aufzuholen ist. Auch heute haben wir viel mehr Zeit eingebüsst als wir erwartet hatten. Wir sind überhaupt nicht dort, wo wir in Sachen Leistung und Standfestigkeit sein wollen. Aber wir haben inzwischen eine solide Basis geschaffen. Wir bewegen uns in die richtige Richtung.
Aber seid ihr überhaupt noch im eigenen Zeitplan?
Wir sind auf einem Stand, der zur Mitte des Jerez-Tests akzeptabel gewesen wäre. Wir haben einige Probleme gelöst und einige neue kennengelernt.
Also nein – wir sind nicht im eigenen Zeitplan, aber die Runden hier in Bahrain sind wertvoll. Die Herausforderung besteht nun darin, die Schlagzahl in Sachen Fortschritte zu erhöhen, denn wir liegen für diesen Stand der Saisonvorbereitung natürlich ziemlich im Rückstand.
Um genau zu sein, hinken wir um Wochen dem eigenen Plan hinterher. Es wird eine Zeit dauern, bis wir das komplette Leistungsvermögen der neuen Antriebseinheit zeigen können. Wir arbeiten unablässig, wir glauben daran, dass die Basis stimmt. Wir müssen jetzt dringend zulegen. Denn der Rückstand wirkt sich auch auf die Arbeit der Teams mit den Chassis aus.
Wie geht ihr die Pause vor dem zweiten Bahrain-Test an?
Es geht nicht nur darum, es geht auch um die Homologationsfrist der FIA, die Ende Februar lauert. Die Antriebseinheiten für den Australien-GP sind zuhause im Werk im Aufbau. Wir haben einen Berg an Arbeit vor uns. Wir arbeiten Tag und Nacht, um die Probleme zu lösen. Die Zusammenarbeit mit den Teams ist besonders eng. Die Evo-Schritte abseits der Rennstrecke verlaufen sehr schnell, und das müssen sie auch sein – denn in wenigen Tagen sollten wir hier in Bahrain neue Lösungen parat haben. Wir haben eine ganze Latte an Angelegenheiten, die bis dann aussortiert sein müssen. Es gilt hier auch, Prioritäten zu setzen. Aber ich glaube fest daran, dass wir beim zweiten Bahrain-Test besser dastehen und noch besser beim Saisonbeginn in Australien.
Bahrain-Test, Tag 4
1. Nico Rosberg (D), Mercedes W05, 1:33,283 (89)?
2. Jenson Button (GB), McLaren MP4/29-Mercedes?, 1:34,957 (66)
3. Kimi Räikkönen (FIN), Ferrari F14 T, 1:36,718 (81)
4. Felipe Nasr (BR), Williams FW36-Mercedes?, 1:37,569 (87)?
5. ?Pastor Maldonado (YV), Lotus E22-Renault?, 1:38,707 (59)?
6. Sergio Pérez (MEX), Force India VJM07-Mercedes, 1:39,258 (19)
7. Daniel Ricciardo (AUS), Red Bull Racing RB10-Renault, 1:39,837 (15)??
8. Jean-Eric Vergne (F), Toro Rosso STR9-Renault?, 1:40,472 (18)?
9. Kamui Kobayashi (J), Caterham CT05-Renault, 1:43,027 (17)?
10. Marcus Ericsson (S), Caterham CT05-Renault, 1:45,094 (4)?
11. Adrian Sutil (D), Sauber C33-Ferrari, ohne Zeit (7) *
12. Jules Bianchi (F), Marussia MR03-Ferrari, ohne Zeit (4) *?
* nur Installationsrunden