Hülkenberg-Chef Vijay Mallya: «Bluffen bringt nichts»
Wie gut ist der Force-India-Renner wirklich? Nicht einmal die eigenen Fahrer wissen es. Nico Hülkenberg und Sergio Pérez haben in Bahrain zwar mit Tagesbestzeiten und üppig Runden aufhorchen lassen, aber was wirklich Sache ist, werden wir erst in Australien erkennen. Der stellvertretende Teamchef Robert Fernley hat WM-Rang 5 als Ziel gesteckt – bislang belegte Force India (aus Jordan, Midland und Spyker hervorgegangen) im Konstrukteurs-Pokal die Ränge 9 (2009), 7 (2010), 6 (2011), 7 (2012) und erneut 6 (2013).
Force-India-Mitbesitzer Vijay Mallya träumt vom zweiten Podestplatz (nach Giancarlo Fisichellas Rang 2 im Belgien-GP 2009). Der Grund für seinen Optimismus liegt darin, «dass wir die neue Technik ganz ordentlich in den Griff bekommen haben. Es ist ein gutes Gefühl zu wissen, dass die Autos standfest laufen. Jetzt müssen wir nur noch etwas mehr Leistungsvermögen aus dem Wagen kitzeln.»
Force India besitzt einen langjährigen Mercedes-Vertrag und hat im Rahmen der neuen Turbo-Ära ganz offenbar auf das richtige Pferd gesetzt. Mallya freut sich auf der offiziellen Webpage der Formel 1: «Die Autos mit Mercedes-Motoren liegen ganz offensichtlich vorne. Ich will mein Glück nicht herausfordern und Podestränge ankündigen, aber wir haben Anlass, zuversichtlich sein zu dürfen.»
Der indische Unternehmer ist überzeugt davon, dass wir in Bahrain durchaus einen Vorgeschmack darauf bekommen haben, was sich in Australien bestätigen wird: «Ich glaube nicht, dass jemand in Arabien geblufft hat. Wieso auch? Was soll das bringen? Alle sind doch bestrebt, ihre Autos standfest zu machen. Das schaffst du nur unter Realbedingungen. Ich sehe beim besten Willen niemanden, der scheinbar aus dem Nichts in Melbourne an die Spitze vordringen wird.»
«Die ersten vier Rennen sind eine tolle Gelegenheit, üppig Punkte zu machen. Sobald wir zurück in Europa sein werden, dann haben einige Rennställe ihre Schwierigkeiten beseitigen können. Dann wird es schwieriger.»
Apropos schwierig: Mallyas Force-India-Mitbesitzer Roy Sahara sizt derzeit in Untersuchungshaft (mehr dazu lesen Sie HIER), und auch Vijay Mallya befindet sich seit Jahren in finanzieller Schräglage.
Die Bruchlandung mit seiner Kingfisher Airline hatte schon vor einem Jahr einen Schuldenberg von 2,58 Mia Dollar angehäuft, heute dürfte der Betrag noch weitaus höher sein. Mallya wird von Gläubigern gejagt. Gerichte habe zur Tilgung der Schulden Teile von Mallyas Imperium vergeben. Mallya ist noch lange kein armer Mann, aber die Frage muss erlaubt sein, wie lange er sich die Formel 1 noch leisten kann. Die Lage von Roy Sahara ist noch prekärer.
Bei Force India arbeiten in der Nähe der Silverstone-Rennstrecke rund 300 Mitarbeiter. Für das Team besteht gemäss unseres Mitarbeiters Joe Saward eine Finanzgarantie in Höhe von 135 Mio Dollar der «Diageo Holdings Netherlands BV», jener Firma, welche die Kontrolle über Vijay Mallyas «United Spirits» übernommen hatte (den grössten indischen Produzenten von Spiritiosen). Geld kam durch die Verpflichtung des Mexikaners Sergio Pérez herein, Geld war auch der Grund für die Verpflichtung des Spaniers Daniel Juncadella als Testfahrer: damit kam Force India zu einer Vergünstigung bei den Antriebseinheiten von Mercedes. All dies zusammen, sowie das Geld aus der Preisgeldschatulle von Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone, sollte Force India 2014 das Überleben garantieren.