Sieger Lewis Hamilton: «Ja, Mercedes ist WM-Favorit»
Mercedes-Chefingenieur Andrew Shovlin durfte mit den ersten Drei aufs Podest
Im Regen nach dem Abschlusstraining wurde Lewis Hamilton gestern zu seiner 33. Pole-Position gratuliert, immerhin so viele wie einst die Rennlegende Jim Clark herausgefahren hatte. Lewis meinte: «Wow, stimmt, ich bekomme Gänsehaut, wenn ich nur daran denke! Aber mir scheint, ich habe aus diesen 33. Poles viel zu wenige Siege und Titel gemacht!»
Nun hat der Formel-1-Champion angefangen, die Statistik etwas zu seinen Gunsten zu korrigieren – erster Sieg in Malaysia, der 23. GP-Triumph ingesamt, womit er in der ewigen Siegerliste mit Nelson Piquet gleichgezogen hat.
Dank Nico Rosberg darf Mercedes den ersten Doppelsieg seit Monza 1955 feiern. Hätten Sie gewusst, wer damals die Silberpfeile auf die ersten beiden Ränge fuhr? Es waren Juan Manuel Fangio und Piero Taruffi.
Lewis Hamilton: «Das war heute typisch Malaysia – es ist so heiss, dass du schon schwitzt, wenn du noch gar keine Runde gefahren bist! Im Rennen lief einfach alles tadellos. Das ganze Timing, die Boxenstopps, das Auto, die Kühlung, alles hat gepasst, alles war perfekt. Ich bin sehr glücklich, dass ich im achten Jahr hier endlich mal gewonnen habe. Leicht war es deswegen nicht. Du hast mit diesen Autos alle Hände voll zu tun, nicht nur am Lenkrad, auch was die ganzen Bedienungselemente betrifft. Du musst an die Reifen denken, an den Spritverbrauch, die Hitze hilft dabei auch nicht, selbst wenn die Autos nicht mehr ganz so anstrengend sind wie noch vor wenigen Jahren, als wir mit erheblich mehr Abtrieb fuhren, also höhere Kurvengeschwindigkeiten erreichten.»
Zwei Rennen, zwei Siege für Mercedes, natürlich kommt unweigerlich die Frage nach dem WM-Titel, selbst wenn wir noch 17 Läufe vom Finale in Abu Dhabi entfernt sind. Lewis meint: «Ja, Mercedes ist WM-Favorit, aber unser Weg ist noch lang.»
Dann wird Hamilton ernst. «Diesen Sieg möchte ich all jenen widmen, die von der Katastrophe um Malayisa Airlines Flug MH370 betroffen sind.»
Dazu passt auch ein Tatoo, das Lewis Hamilton auf dem Rücken und seit dieser Saison ebenfalls auf der Rückseite seines Helmes trägt: «Still I Rise». Lewis: «Im Grunde ist das etwas, das mir mein Vater beigebracht hat. Es geht darum, dass man an seinen Aufgaben wächst, dass man sich von Problemen nicht entmutigen lässt, dass man nie aufgibt. Danach lebe ich.»
Der Aufstieg in Malaysia hat ziemlich gut funktioniert: Nach der Nullrunde in Australien (Ausfall wegen einer Gummimanschette, die ein Euro kostet) ist Hamilton mit einem Schlag WM-Zweiter, mit 25:43 Punkten nun hinter seinem Stallgefährten Nico Rosberg.
Ex-GP-Pilot Martin Brundle erinnert sich: «Mir scheint, es war erst vor kurzem, als ich zwei Buben bei McLaren umhertollen sah. Obschon es ganz normale Jungs waren, mit der offensichtlichen Schlitzohrigkeit von Zehn- oder Elfjährigen, hast du bei diesen Kart-Kids Hamilton und Rosberg irgendwie gespürt – die beiden haben ein ganz bestimmtes Ziel. Sie wollen nicht nur in die Formel 1, sie wollen dort auch gewinnen. Und beide sind jetzt dort angekommen. Ist das nicht fabelhaft?»